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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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letzten Monat?«
    »Ja. Es war wirklich traurig. Da wurde mir erst bewußt, wie sehr ich The Five Chord vermisse. Was die Band war - tja, zuerst hatten wir keinen Chef. Wie die Beatles, Sie wissen schon. Wir kamen alle gleichermaßen groß heraus. Da war Davey am Schlagzeug, ich am Keyboard, Alan an der Leadgitarre und Tote am Baß. Davey Farnes, Alan Figgs und Tote Hollister. Alle Namen bis auf meinen hörten sich an, als stammten sie aus einem Roman von Charles Dickens. Aber Tote war die Abkürzung von Totobi, was sich auch nicht unbedingt viel überzeugender anhörte. Tote ist schwarz, aber darauf sind Sie wohl auch schon gekommen…«
    »Nein.«
    »Jedenfalls ist er schwarz. Was im Süden ein paar Probleme mit sich brachte, aber das ist eine andere Geschichte. Eigentlich heißt er Thomas. Thomas Hollister. Das Totobi war ein Versuch, seine Wurzeln zu finden. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, die Band war eigentlich eine ganz gewöhnliche, typisch amerikanische Garagenband - bis Katie kam.«
    Man denkt an The Supremes, man denkt an Diana Ross. Man denkt an The Mamas and the Papas, man denkt an Mama Cass. Man denkt an Big Brother and the Holding Company, man denkt an Janis Joplin. Erwähnen Sie The Five Chord, und nachdem der wilde Applaus und die unbeherrschbare Hysterie erstorben sind, denkt man an Katie Cochran. Tja, Sie kennen die banale Szene, oder? Die Sängerin fängt mit ihrem Song an, alle glotzen und stehen mit offenem Mund da, selbst die Götter werden von Ehrfurcht gepackt. Ergriffen? Wie auch immer.
    Genau das passierte, als sie zum ersten Mal ins Oriental spazierte, in dem wir probten. Kennen Sie die Oriental-Probestudios ganz in der Nähe von Langley? Sie sah aus wie sechzehn, hätte die kleine Schwester von einem von uns sein können. Herbie Kaplan hatte sie zu uns geschickt, er hatte uns damals unter Vertrag, wir nannten uns noch The Racketeers. Sie hat uns »Satisfaction« vorgesungen, gab dem alten Song von den Stones eine ganz neue Wendung, an die der alte Mick nicht mal im Traum gedacht hätte, und haute uns prompt aus den Schuhen. Da war ein Mädchen, das aussah, als müsse es sich von ihrer Mom die Erlaubnis geben lassen, am Schulabschlußball teilzunehmen, und es hatte eine Weisheit und Reife in der Stimme und den Augen, die uns zuriefen: Nehmt mich unter Vertrag, nehmt mich unter Vertrag, nehmt mich unter Vertrag - obwohl die Racketeers damals noch gar keine Verträge hatten, nicht mal auf Papierservietten hätten wir welche machen können.
    Der Name The Racketeers stammt übrigens von Daveys Vater. Er kam eines Tages aus dem Tennisverein nach Hause, als wir in Daveys Wohnzimmer probten, und sagte in seinem typischen Genervter-Vater-Ton: »Dieser Lärm, den ihr da macht… da kringelt sich bei meinem Racket die Bespannung zusammen. Soll das etwa Musik sein?« Daher die Racketeers, die in dem Augenblick zu The Five Chord wurden, in dem Daveys Vater sich einen anderen Namen für die Band einfallen ließ. Das war, nachdem Katie zu uns gestoßen war, nun bestand die Band aus fünf Personen. Diesmal hatte Daveys Vater seinen Gebildeter-Erwachsener-Ton eingeschaltet, und er erklärte uns, daß die meisten Rockbands in der Tonart G spielten und der fünfte Akkord in der Tonart G der D-Dreiklang ist. Das ist D, Fis und A, wenn Sie es mal auf Ihrem Akkordeon ausprobieren wollen. Mr. Farnes wollte also - so heißt Daveys Vater, Anthony Farnes, auch er hört sich nach Dickens an, wie mir gerade klar wird. Er sah übrigens auch aus wie eine Gestalt von Dickens. Jedenfalls wollte er uns wohl die Nachricht vermitteln, daß wir eine Rockband waren, die aus fünf Leuten bestand. Der fünfte Akkord, klar? Und der fünfte Akkord in der Tonart G, die von Rockbands bevorzugt wird…
    .»Vergessen Sie’s«, sagte Roselli jetzt. »Ich schätze, man muß dabei gewesen sein.« Er drehte die Düse des Schlauchs und bewässerte einen anderen Teil des Rasens. »Eine Nonne, was?« sagte er. »Wer hätte damit gerechnet?«
    »Die Sisters of Christ’s Mercy«, sagte Carella.
    »Ich meine … nicht, daß sie besonders wild war oder so, ganz im Gegenteil. Aber eine Nonne? Ich meine, jetzt hören Sie aber auf. Katie?«
    Sie sah vielleicht aus wie die typische kleine Schwester, aber das war das Mädchen, das Songs schrieb, mit denen man Eier braten konnte. Einsfünfundsechzig oder so, wog vielleicht fünfzig Kilo, mager wie ‘ne Vogelscheuche, aber hübsche Brüste. Als sie das erste Mal für uns sang, trug sie das Haar zu

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