Big Bill Kriegt Sie Alle

noch mit dem zweiten Bewerber sprechen, dann sage ich Ihnen Bescheid.«
    »Yes, Sir«, piepste Willi noch einmal und ging hinaus.
    Herein kam der zweite Bewerber.
    »Also, Sir«, begann Slotterbick, »dann wollen wir mal . . .« Er blickte auf und ihm blieb der Mund offen stehen. Vor ihm saß eine Frau. »Äh, äh, Sir, äh, Madam, es geht hier um eine Kutscherstelle bei . . . äh . . . Wells Fargo. Und Sie sind, Sie sind eine . . . äh . . . Frau!«
    Billica Dickbarton beugte sich nach vorne zu Slotterbick.
    »Hamse was dagegen, Sie alter Kutschbock?«
    Langsam zog sie ihren riesigen Revolver und hielt ihn Portland vor die Nase.
    »Entweder ich krieg die Stelle oder Sie kriegen ’nen Sarg! Okay?«
    »Okay«, krächzte Slotterbick. »Es gibt aber noch einen Bewerber!«
    Billica wischte sich mit der Hand über den Mund.
    »Sie meinen den Pieps-Bubi da draußen? Der kann ja noch nicht mal ein Schaukelpferd reiten!«
    So langsam hatte Slotterbick seine Fassung wiedergewonnen.
    »Sie können hier mit Ihrem Schießeisen rumfuchteln, wie Sie wollen. Ich entscheide: Sie machen beide einen Transport, und wer alles richtig ausliefert, kriegt den Job!«
    »Okay.« Billica wedelte erneut mit ihrem Revolver. »Her damit. Wann geht’s los?«
    Slotterbick hatte inzwischen auch noch Willi hereingerufen und ihn davon unterrichtet, dass jeder einen Transport durchführen müsse. Der, der ohne Probleme alles abliefern würde, bekäme den Job.
    »Okay«, fauchte Billica.
    »Okay«, piepste Willi.
    Am nächsten Tag hatte Slotterbick zwei Kutschen von Wells Fargo bereitgestellt. Er erklärte beiden Kandidaten, dass die Wertsachen in der Kiste unter dem Kutschbock eingeschlossen werden. Diese Kiste war natürlich mit einem Schloss versehen. Ein Schloss – und das war eine Neuheit –, das keinen Schlüssel benötigte, sondern das man mit einer Kombination von Zahlen auf- und zusperren konnte. Billica wie auch Willi bekamen den Code genannt. Billica musste nach Blackjack County, Willis Ziel war Barbecue Mountain. Beides war ungefähr gleich weit entfernt und die Fahrbedingungen waren in etwa dieselben.
    Slotterbick wollte sich gerade hinstellen und den Startschuss geben, da war Billica schon auf und davon.
    »He, ho, los, ihr lahmen Gäule«, schrie sie ihren Pferdenzu und dann war nur noch eine riesige Staubwolke zu sehen.
    Verdutzt schaute Willi hinter ihr her und dann auf Portland. Der zuckte nur mit den Achseln. Da ließ auch Willi die Peitsche sprechen und die Pferde rasten los.
    Billica war da schon an Jacks Farm außerhalb von Fox Town vorbei. Der erste Teil der Strecke wand sich sanft am Fluss entlang den Hügeln entgegen. Dort wurde die Straße schlechter. Viele kleine Steinchen ließen Billica auf dem Kutschbock auf und ab hüpfen. Aber unerschrocken schwang sie die Peitsche und trieb die Pferde an. Nur einen kurzen Moment war sie unachtsam und geriet mit dem linken Hinterrad auf einen Stein. Die Kutsche kippte um und Billica flog in hohem Bogen ins Gras neben der Straße. Wütend rieb sie sich ihren Hintern.
    »Mist«, schrie sie laut und trat gegen das sich immer noch drehende Rad. Dann schaute sie nach den Pferden, die aber alles gut überstanden hatten. Hilfe suchend blickte sie sich um. Aber sie sah nur Gras, Steine, Präriehunde und Hügel.
    Zum Glück ritt ein paar Stunden später ein Indianer vorbei. Sie hielt ihn an.
    »Du mir helfen?«, fragte Billica. »Wagen drehen!«
    »Na klar«, sagte der Indianer. »Ich helfe gerne. Wirbrauchen einen langen Stock als Hebel, dann geht das ganz fix.«
    Er holte vom Hügel her einen langen alten Baumstamm, den er unter die Kutsche schob.
    »Ich dir helfen«, sagte Billica.
    Beide arbeiteten mit aller Kraft, bis sie mithilfe des Baumstammes die Kutsche wieder aufrichten konnten.
    »Ich dir danken«, meinte Billica.
    »Oh, keine Ursache, Lady, hab ich gerne gemacht. Es ist mir immer eine Freude, anderen zu helfen.«
    Aber Billica hörte ihn schon nicht mehr. Sie saß längst wieder auf dem Kutschbock und trieb die Pferde an.
    Auch bei Willi war nicht alles glattgegangen. Nach Barbecue Mountain war er ohne Probleme gelangt. Hier sollte er bei einem gewissen John Smith ein Paket abholen. Aber unglücklicherweise hießen so ziemlich alle Einwohner von Barbecue Mountain John Smith. Willi hatte schon unzählige Männer gefragt, ob sie John Smith hießen. Und alle hatten das mit Ja beantwortet. Verschwitzt und niedergeschlagen setzte sich Willi auf seinen Kutschbock. Da hatte er eine