Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Big Bill Kriegt Sie Alle

Titel: Big Bill Kriegt Sie Alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wilfert
Vom Netzwerk:
nicht nur Bücher, sondern auch Zeitungen, Zeitschriften, Flugblätter, einfach alles, was bedruckt war. Amliebsten jedoch las er Gedichte, die er auch gerne vortrug.
    Aber das war nicht der Grund, warum er Wring Leis Lieblingskunde war. Mister Butter trug jeden Tag – und jeden Tag heißt jeden Tag – über seinem dicken, runden Bauch ausschließlich weiße Leinenanzüge. Und zwar jeden Tag einen frischen! Für jeden Tag des Monats besaß er einen weißen Leinenanzug inklusive weißer Weste, Krawatte, weißer Socken und weißer Schuhe. Und auch seine Hüte waren weiß. Sogar sein Bart war weiß! Das bedeutete aber, dass Wring Lei immer in der Mitte des Monats die bisher getragenen Anzüge zum Reinigen abholen und sie bis kurz vor Monatsende frisch gereinigt und gebügelt bei Mister Butter abgeben musste. Und immer am 20. des Monats kam Mister Butter zu Wring Lei und bezahlte die Rechnung vom Vormonat. Und heute war eben dieser 20. des Monats.
    »Hallo, Mister Wring Lei. Wie immer sehe ich ein Lächeln auf Ihrem Gesicht!«
    Wring Lei verbeugte sich leicht.
    »Weiser Hu Tsu sagen, Mensch ohne Lächeln sollte keinen Laden aufmachen!«
    »Da haben Sie recht, mein Lieber. Da haben Sie recht.« Mister Butter lächelte ebenfalls. »Es ist immer wieder eine Freude, mit Ihnen zu tun zu haben. Wie der Dichter sagt, der Freund und ein Buch sind nie ein Fluch.«
    Wieder verbeugte sich Wring Lei leicht.
    »Ein Buch öffnen bringt Vorteil«, antwortete er. »Weiser Hu Tsu sagen, Bücher führen Menschen nicht irre! Und Hu Tsu sein weiser Mann, er weiß mehr als Aus- und Einatmen!«
    Mister Butter nahm seinen weißen breitrandigen Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Es ist eine Freude, sich mit einem Menschen zu unterhalten, der nicht nur Schießereien, Rinder oder den Saloon im Kopf hat«, meinte er. Er zog aus seiner Jackentasche ein in Papier eingebundenes Buch hervor, das er vorsichtig auswickelte.
    »Ich habe hier ein Geschenk für Sie, Wring Lei. Es ist ein Buch über unsere Welt. Wussten Sie, dass es jetzt in Boston ein Hotel gibt mit Badezimmern für die Gäste? Man stelle sich das vor! Oder dass man in England ein Stück Papier als Bezahlung auf den Brief klebt? Es steht auch viel über Ihren Weisen Hu Tsu drin.«
    Wring Lei verbeugte sich jetzt tief und nahm das Buch in Empfang.
    »Große Freude überschwemmt mein Herz. Vergebt mir, ich kann nicht danken, denn Worte sind bloß erbärmliches Geräusch.«
    Er drückte das Buch an seine Brust und verneigte sich abermals.
    Als ein neuer Kunde hereinkam, gab er seinem Sohn ein Zeichen, sich um ihn zu kümmern. Gleich darauf kamen zwei weitere Kunden dazu.
    Mister Butter lüpfte kurz seinen Hut und meinte: »Ich hoffe, es gefällt Ihnen. Der Verkäufer sagte mir, dass es ein sehr, sehr wertvolles Buch sei. Davon gäbe es nur noch wenige Exemplare.«
    Wring Lei nickte. »Umso höher hüpft Herz vor Freude!«
    Die beiden gingen in Wring Leis Büro, wo ihm Mister Butter das Geld für die Wäsche übergab. Er war zum ersten Mal in diesem Raum. Bewundernd sah er die alte, aus Holz gefertigte Einrichtung an. Es gab große Regale, in denen die fertige Wäsche lagerte. Hinter dem Schreibtisch waren breite, dunkle Schubladen zu sehen, die mit Kundennamen beschriftet waren. Die obersten Fächer waren reserviert für: Hungerford, Unicorn, Topper, Shoe-Eating und Upper. An der rechten Wand stand der Safe, den Dick Butter sehr bewunderte. Es war ein uraltes, tonnenschweres Ding, das man nur mit einem Codewort öffnen konnte. Wring Lei tat das Geld und das Buch in den Safe und bot Mister Butter einen grünen Shanghai-Tee an, den der dankend annahm.
    »Wie spricht der Dichter: Der Duft von Tee ist wie der Anblick einer Orchidee!«, sagte Dick Butter beim Schlürfen.
    In dem Augenblick stürzte Wring Leis Sohn Nummer eins herein. Er hatte Schwierigkeiten mit neu eingetroffener Wäsche. Mister Butter verabschiedete sich und Wring Lei folgte seinem Sohn in die Wäscherei. Im Laden traf Mister Butter auf drei Männer. Es waren Rusty Blinker, John McJohn und Pitcher Pit. Schnell hatte Wring Lei deren Problem geklärt. Sie unterhielten sich alle noch kurz über das letzte Rodeo und dann verließ Dick Butter die vier und ging nach Hause.
    Kurze Zeit später holte ihn Luke von dort wieder ab. Er möchte doch bitte zum Sheriff kommen.
    Im Sheriff-Office traf er wieder auf die drei Männer aus dem Waschsalon. Und natürlich auf Big Bill, den Sheriff.
    »Schätze, Männer, es gibt

Weitere Kostenlose Bücher