Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Küche stehen.
Er stellte sich vor, wie sein Vater an dem langen Tisch bei seinem Morgenkaffee die Zeitung las und Jasper dabei zu seinen Füßen lag.
Irgendetwas an diesem Bild bewirkte, dass Slades Kehle sich schmerzhaft zuschnürte.
Er griff sich das Hundefutter und die Näpfe – auf einem stand Jaspers Name in bunten Buchstaben, die wie Knochen aussahen – und sah zu, dass er aus dem Haus kam.
Als Jasper ihn kommen sah, streckte er ihm seine Schnauze durch das Autofenster entgegen und begrüßte ihn mit einem freudigen Kläffen.
Slade lud den Sack Hundefutter auf die Ladefläche des Pickups und verstaute die Näpfe sicher.
Hutch kam mit dem elegantesten Hundebett aus dem Haus, das Slade jemals gesehen hatte. Es war aus braunem Fleece, hatte die Form eines großen Kanus und war – wie der Napf – mit Jas – pers Namen beschriftet. Außerdem hatte Hutch eine leuchtend rote Leine sowie eine Papiertüte mitgebracht, die randvoll mit Kauspielzeug und diversem anderen Hundezubehör war.
„Dad war regelrecht verrückt nach diesem Hund“, erklärte Hutch, da er Slades Gesichtsausdruck bemerkt und ihn – ganz richtig – als ungläubiges, amüsiertes Staunen gedeutet hatte. Er warf das Kanu-Bett und die anderen Sachen auf die Ladefläche des Wagens und klopfte sich danach die staubigen Hände ab. „Der alte Herr hat ihm zu Weihnachten Geschenke gekauft und sogar jedes Jahr an seinen Geburtstag gedacht.“
Das war mehr, als Slade in Bezug auf sich als seinen Sohnbehaupten konnte. Trotzdem lachte er leise und schüttelte belustigt den Kopf. „Jasper wird bei mir ein schönes Zuhause haben“, versicherte er, weil er wusste, dass Hutch Jaspers Wohlergehen wichtig war.
„Wenn ich davon nicht ausginge“, antwortete Hutch nüchtern, „würdest du ihn nirgendwohin mitnehmen.“
Slade nickte und ging um seinen Pick-up herum zur Fahrertür. Im Laufe der Jahre hatte er nicht nur ein Mal eine Meinungsverschiedenheit mit Hutch gehabt, aber eigentlich war ihm der Mann größtenteils gleichgültig gewesen. Zumindest hatte Slade das bis heute geglaubt. Nicht, dass er und Hutch jemals dicke Freunde werden oder sich so nahestehen würden wie richtige Brüder. Vor allem dann nicht, wenn Slade sich entschied, seinen Anteil an Whisper Creek zu behalten, statt ihn an Hutch zu verkaufen – was durchaus im Bereich des Möglichen lag.
Es war allerdings klar, dass an diesem Halbbruder mehr dran war als nur die Hitzköpfigkeit, die Vorliebe für Partys und der Ruf, überall, wo er war, ein gebrochenes Frauenherz zurückzulassen.
Hutch drehte sich um und marschierte zurück ins Haus, während Slade den Wagen startete und Richtung Hauptstraße fuhr.
Jasper hatte seine Lefzen weit nach hinten gezogen und sah aus, als würde er lachen. Er hatte sich durchgesetzt und wirkte fast ein bisschen schadenfroh.
„Erwarte bloß keine Weihnachtsgeschenke“, sagte Slade in warnendem Ton. Er war froh, dass er nicht allein in seine schäbige Wohnung zurückkehren musste wie an all den anderen Abenden. „Und auch keine Torte zu deinem Geburtstag.“
Obwohl Joslyn eigentlich erst am nächsten Montag zu arbeiten begann, ging sie früh am Freitagmorgen in Kendras Büro. Sie hatte bereits ihre Yoga-Übungen absolviert, das Gästehaus auf Hochglanz gebracht und ihre E-Mails gecheckt. Jetzt, da sie sich um Jasper nicht mehr kümmern musste, wusste sie nichts mit sich anzufangen.
Als sie ins Büro kam, telefonierte Kendra gerade. In ihrerengen Leinenhose und dem luftigen weißen Top sah sie frisch, blond und schön wie immer aus. Sie lächelte Joslyn zu. Dabei hob sie den Zeigefinger, um zu signalisieren, dass sie mit dem Telefonat gleich fertig wäre.
„Das ist wunderbar, Tara“, sagte Kendra in den Hörer, wobei sie die Augen verdrehte und Joslyn dabei schmunzelnd anschaute. „Du wirst eine wunderbare Hühnerfarmerin abgeben.“ Kurzes Schweigen. „Nein, im Ernst“, fuhr sie liebenswürdig fort. „Wie schwer kann es schon sein? Ja, ich bringe dir heute Nachmittag die Unterlagen, und du kannst sie übers Wochenende durchgehen.“ Sie nickte. „Ja. Und noch etwas, Tara. Es ist jetzt bestimmt etwas kurzfristig, aber ich würde schrecklich gern dir zu Ehren eine Grillparty geben. Hier, bei mir zu Hause. Kannst du kommen?“ Es gab eine weitere Pause. Dann lächelte Kendra. „Wunderbar! 14 Uhr. Nein, du brauchst nichts beizusteuern. Und natürlich kannst du gerne jemanden mitbringen.“
Joslyn, die unwillkürlich mitgehört hatte,
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