Big U
satt hatten und einen eigenen Frieden mit den Kuratoren schließen wollten. Das führte zu weiteren internen Streitigkeiten innerhalb der ohnehin schon arg zerstrittenen MegaGewerkschaft und steigerte das allgemeine Durcheinander noch. Strom und Wasser wurden ab-und dann wieder angeschaltet; Studenten in den oberen Etagen warfen ihren Abfall einfach in die Fahrstuhlschächte, der Feueralarm ertönte praktisch ununterbrochen, bis entnervte Anwohner ihn zerstörten. Wir aber dachten wie besessen über Virgils Hinweise auf geheime Aktivitäten in der Kanalisation nach und entwickelten die paranoide Wahnvorstellung, daß alles um uns herum vollkommen oberflächlich war und auf einer viel tieferliegenden Schicht von Intrigen beruhte. Es ist schon schwer genug, Ereignisse wie diese zu verfolgen, auch wenn man nicht hinter jedem Schachzug potentielle Verschwörungen und Geheimnisse wittert. Diese Unsicherheit ermöglichte uns, jede nur erdenkliche Schlußfolgerung aus den Geschehnissen zu ziehen; wir konnten es kaum erwarten, bis der Samstagabend kam, da wir es satt hatten, daß wir unser endgültiges Urteil ständig aufschieben mußten, bis wir alle Fakten kannten. Aus dem anfangs fast als Urlaub betrachteten Ausflug ins Land der Ratten war für uns in unserem Denken eine Suche nach dem zentralen Faktum der Amerikanischen Megaversität geworden.
Ein heiserer Befehl wurde gebrüllt und ein Dutzend tragbare Lampen leuchteten schlagartig auf. Vierzig Offiziere von MARS befanden sich in einer runden Kammer mit niedriger Decke, die als Kreuzung zweier Hauptkanäle der Kanalisation diente. Sie standen entspannt an den Wänden, während Fred Fine in der Mitte seine Rede hielt.
»Wir haben die Existenz dieses Gebiets noch niemals preisgegeben. Es ist unsere einzige Sicherheitszone der Stufe vier, die groß genug ist für eine Massenbesprechung.
Ihr alle seid seit mindestens drei Jahren Mitglieder von MARS und habt euch wacker geschlagen. Die meisten von euch haben nie verstanden, warum zu unserem Beförderungssystem auch Fitneßkurse gehörten. Als wir euch in das Live-Spiel eingeweiht hatten, wurde das etwas klarer. Aber dies – dies ist der Teil, der nur schwer zu erklären ist.«
Alle sahen respektvoll zu, wie er zur Decke blickte. Schließlich setzte er seine Ansprache fort, aber seine Stimme war so schroff und laut wie die eines Barbaren-Kriegsherrn geworden, der seine Legionen anspornt.
Die Offiziere konzentrierten sich allmählich; das Spiel hatte begonnen, sie mußten in die Rollen ihrer Charaktere schlüpfen.
»Ihr wißt von der Zentralscheide, die Magie und Technologie voneinander trennt. Einigen von euch ist wahrscheinlich aufgefallen, daß es in letzter Zeit zu schlimmen Lecks gekommen ist. Also da habe ich schlechte Nachrichten. Es wird noch viel schlimmer werden. Wir nähern uns der kritischsten Periode in der Geschichte von Plexor. Wenn wir tun, was getan werden muß, können wir die Lecks für alle Zeiten schließen und ein ewiges goldenes Zeitalter wird anbrechen. Wenn wir es nicht schaffen, dann werden die Lecks wie eine Wasserflut aus einer gebrochenen Rohrleitung werden. Allerorten werden Vermischungen stattfinden, Reinheit wird unmöglich sein, und Mittelmäßigkeit wird das Universum für immer einhüllen wie eine dunkle Wolke. Plexor wird zu einer degenerierten Gesellschaft wie zur Zeit vor der Erfindung des Warp-Antriebs werden.
Ganz recht. Die Verantwortung für diese Aufgabe, die das ganze Universum umfaßt, liegt auf unseren Schul-tern. Wir sind die auserwählte Schar von Kriegern und Helden, die in den Prophezeiungen von Magie-Plexor selbst erwähnt werden, die JANUS 64 höchstpersönlich vorhergesagt hat. Das bedeutet, ihr braucht einen Schnellkursus darüber, wie Plexor funktioniert. Darum sind wir hier.
Consuela, die in Magie-Plexor als Hohepriesterin Councilla bekannt ist, ist in Techno-Plexor eine der besten Programmiererinnen. Aus diesem Grund weiß sie alles über die zwei Gesichter von Shekondar. Councilla, übernimm du.«
»Guten Abend«, ertönte die Stimme aus Fred Fines großem alten Vakuumröhrenempfänger. Sie hörte sich ganz ruhig und sanft an, als stünde sie unter Drogen. »Hier spricht Councilla, Hohepriesterin von Shekondar dem Furchtbaren, König mit den zwei Gesichtern. Bereitet euch im Geiste auf die schrecklichen Geheimnisse vor.
Plexor wurde von der Gilde erschaffen, einem Team, das zur Hälfte aus Technologen und zur Hälfte aus Zauberern bestand, die in
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