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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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stehen, dann setzte sie sich langsam abwärts in Bewegung.
    Casimir Radon kam erst gegen Ende ins Spiel. Er war an diesem Tag früher als jeder andere von uns aufgestanden. Er zog die Vorhänge auf, ließ das graue Licht einströmen, stellte fest, daß die blinden Flecken wuchsen und setzte die Gletscherbrille auf, ehe er noch mehr Licht seine Lider passieren ließ. Er legte sich ins Bett, bis die blinden Flecken auf die rechte Seite seines Gesichtsfeld gewandert waren, dann las er Physikbücher und bastelte an der Elektronik der Schienenkanone herum. Schließlich begab er sich zum Mittagessen; aber als er die dortige Gewaltorgie sah, ging er wieder nach oben, um nach Sarah zu sehen, wobei er mir und Krupp begegnete. Als wir uns verabschiedet hatten, setzte er seinen Weg resolut fort, trat dabei so behutsam er konnte auf jeder Stufe auf und drückte sich vorsichtig an die Wand, bevor er die nächste Stufe erklomm. Als Folge davon bewegte er sich mit einer Gewandtheit, die die kleinen embryonalen Kopfschmerzen in seinem Hirn nicht einmal bemerkten.
    Ein paar Sekunden nach unserem Abschied sauste etwas im Treppenhaus an ihm vorbei, eine Sekunde später folgte – von einem kurzen, grellen Lichtblitz begleitet – ein ehrfurchtgebietendes KABUMM, das vielfach hin und her KABUMMte, während der Schall das gesamte Treppenhaus hinauf und hinunter raste. Für Casimir war das wie ein Bajonettstich durch den Kopf; als er wieder wagte, sich zu bewegen, suchten ihn so schreckliche Kopfschmerzen heim, daß er nur darüber lachen konnte. Er näherte sich dem Luftschloß mit einem hilflosen, stöhnenden Lachen, drückte die Handballen an die Schläfen und hörte weitere, weniger gewaltige Explosionen.
    Die Tür zu E12S stand offen, drei Terroristen rannten in Panik hindurch und strebten zum dreizehnten Stock. Etwas Weißes raste an der Tür vorbei zur Halle. Casimir lief in den Flur und wurde prompt von einer Migration von Terroristen beiseite gestoßen, die aus mehreren Zimmern in der Nähe kamen. Im Fallen sah er Sarah und Hyacinth in langen weißen Unterhosen, die mit Schußwaffen und Rucksäcken den Flur endang liefen. Es gelang ihm, einige Terroristen zu Fall zu bringen, aber mehr durch sein hilfloses Herumrudern als durch gezielte Aktionen, stand wieder auf und ging ebenfalls zu den Fahrstühlen. Als er sich der Vorhalle näherte, erfolgte wieder ein schmerzhaftes WUMM und er spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Er hatte keine Ahnung, was passiert war. Tatsächlich war es so, daß Sarahs letzte Kugel von zahlreichen Wänden querschlug, sich durch eine Feuertür bohrte und in stark deformiertem Zustand ihr letztes Quentchen kinetische Energie aushauchte, indem sie peitschend von Casimirs T-Shirt abprallte.
    Etwas Hartes berührte seinen Hinterkopf-der Fußboden? Die Terroristen standen über ihm. Er rappelte sich auf. Zwei verwundete Männer wurden in seine Richtung getragen; sie hinterließen unregelmäßige Blutspuren auf dem Fliesenboden. Er folgte den Spuren zu ihrem Ursprung und trat durch Sarahs offene Tür ein.
    Der Kadaver eines Clowns lächelte ihn durch das Fenster an, und da wußte er, daß er halluzinierte. Aber was er auch tat, er konnte den abscheulichen Anblick nicht vertreiben. Als er feststellte, daß ihn ein Terrorist von der offenen Tür beobachtete, ging er hin, schlug sie ihm vor der Nase zu und schloß sie ab. Dann schritt er durch das Zimmer und hob wahllos Gegenstände auf und betrachtete sie – zahlreiche Andenken an Sarahs Freunde und Familie, Bücher, die er niemals lesen würde, eine kleine Sammlung gerahmter Schnappschüsse. Ein Familienfoto, Schulabschlußfotos von einigen lächelnden, gutaussehenden Typen – welcher war ihr fester Freund? – und verschiedene Aufnahmen von Sarah und Freunden, die an verschiedenen Orten glücklich waren, darunter auch einige von Hyacinth. In einer Ecke des Rahmens steckte ein zusammengefalteter Zettel. Casimir kam sich schäbig vor, als er ihn las; es handelte sich eindeutig um einen Liebesbrief. Er selbst hatte nie einen bekommen, dachte sich aber, daß das einer sein müßte. Unten angelangt las er den Namen des geheimnisvollen Mannes, den Sarah ihm, Casimir, so offenkundig vorzog: Hyacinth.
    Er setzte sich auf das Bett, Ellbogen auf den Knien, und hörte das Gebrüll draußen kaum. Er lächelte verhalten, weil er wußte, daß Sarah und Hyacinth sicher entkommen waren.
    Er wußte, warum er hierher gekommen war. Nicht, um Sarah zu helfen oder mit ihr

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