Big U
haben mit Ihrer Anti-Terror-Einheit vereinbart, daß wir Sie zum C-Turm bringen, den sie gesichert haben. Chip wird die MOBAPEP steuern, Sie sitzen auf meinem Platz, ich fungiere als Schütze. Dr. Redfield ist herzlich eingeladen, uns zu folgen. Aber zuerst müssen wir diese Waffen an uns nehmen!« Er stapfte zu den sterblichen Überresten der Kroatobaltoslowenen.
Sarah schlief bis Mittag, als ein Leichnam durch ihr Fenster flog. Sie hatte die Augen halb offen, so daß er wie aus einem Traum herausexplodierte: ein lederartiger Frauenleichnam der medizinischen Fakultät, der die Perücke trug, die Sarah in Tinys Zimmer zurückgelassen hatte, und weiße Clownschminke über das ganze Gesicht verteilt. Diese Puppe hatte man in eine Henkerschlinge gehängt und aus dem Fenster über ihrem geworfen; sie schwang nach unten und barst durch das Fenster, dann baumelte sie hin und her, während Sarah zwischen Schlaf und Erwachen, zwischen Fassungslosigkeit und Todesangst schwankte. Schließlich entschied sie sich für Erwachen und Todesangst und betrachtete den grinsenden Leichnam.
Sie versuchte, gleichzeitig zu schreien und zu würgen, tat aber keins von beiden. Draußen hörte sie das aufgeregte Flüstern der lauernden Terroristen.
Sie holte dreimal tief Luft und zog den .38er unter dem Kissen hervor. Als sie mit den Füßen in ihre Sportschuhe glitt, sah sie eine große Glasscherbe auf einem und geriet beinahe in Panik. Sie nahm den Telefonhörer ab, wählte Hyacinths Nummer (nach der versuchten Vergewaltigung hatte sie sich ein Telefon mit Tastatur gekauft, damit sie lautlos wählen konnte). Hyacinth nahm sofort ab. Sarah drückte dreimal die Taste 1, legte auf, erhob sich, streifte den Rucksack über, in dem sich ihre Notfallausrüstung befand, und ging zur Tür. In langen Unterhosen zu schlafen war weder cool noch schick, erwies sich aber dennoch als nützlich.
Es folgte eine lange Wartezeit. Die Terroristen wurden langsam ungeduldig, überlegten sich, ob sie überhaupt zu Hause wäre und unterhielten sich darüber, ob sie die Tür aufschießen sollten – sie wußten, daß ein Sicherheitsschloß nur schwer zu knacken sein würde. Sarah stand zitternd mit den Füßen auf am Boden markierten Stellen und hielt die Waffe in der rechten und den Riegel in der linken Hand. Hätte sie doch nur die Möglichkeit gehabt, diesen Ernstfall zu üben!
Hyacinths Waffe ertönte. Grauenhaft langsam zog Sarah den Riegel zurück, griff nach dem Türknauf, drehte ihn und sah die fünf Männer an, die draußen standen. Sie schauten zur Seite, zu Hyacinth. Als sie die Gesichter langsam ihr zuwandten, sah sie endlich den mit dem Gewehr – und dankte Gott, daß nur einer mit einer Waffe dabei war. Eine Sekunde lang waren sie gefangen und hilflos zwischen den Fronten und versuchten, die neuen Informationen zu verarbeiten. Zum erstenmal begriff Sarah, wie Generäle und Terroristen ihre Angriffspläne schmiedeten.
Der mit der Schrotflinte hatte sie auf Hyacinth gerichtet, wirkte nun aber unentschlossen. Die anderen Männer wichen zurück und warfen sich auf den Boden. Sarah krümmte den Finger und feuerte einen Schuß in die Decke.
Der Rest geschah binnen eines Augenblicks. Sie richtete die Waffe auf den Kopf des bewaffneten Mannes. Plötzlich riß einer der vier anderen eine Handfeuerwaffe aus dem Gürtel. Sarah wirbelte herum und schoß ihm in den Bauch. Der mit der Schrotflinte wollte sie herumschwenken, blieb aber mit dem Lauf an der Wand hängen; Sarah und Hyacinth feuerten jeweils zwei Schüsse ab; drei gingen fehl, einer von Sarah traf den Mann am Arm und warf ihn um. Die drei anderen verschwanden einfach von der Bildfläche; Sarah schaute den Flur hinab und sah, wie sie sich auf der Feuertreppe drängten.
Es floß längst nicht soviel Blut, wie sie erwartet hatte. Ehe sie die beiden Verwundeten untersuchen konnte, schwebte Hyacinth vorbei und Sarah folgte ihr. Sie rannten zur Fahrstuhlhalle, wo Lucy mit einem Fahrstuhl und einer weiteren Schußwaffe wartete. Das hatte so lange gedauert – ein Fahrstuhl! Aber viele Terroristen strömten in die Halle, als sich die Türen endlich im Schneckentempo schlossen. Ein Terrorist lief zu den Knöpfen an der Wand und wollte die Fahrstuhltüren wieder öffnen; Sarah hatte Blickkontakt mit ihm; er ließ nicht locker; sie feuerte einen Schuß ab, dessen Wirkung sie nicht mehr sah. Die Tür hatte sich geschlossen und bildeten ein Fresko des Big Wheel. Die Kabine blieb beängstigend lange reglos
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