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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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widerlicher Ort? In der Badewanne ist noch Wäsche eingeweicht, und hier hat seit Monaten niemand mehr sauber gemacht. Männer sollten verfassungsmäßig nicht alleine leben dürfen. Du willst wirklich nicht wissen, was ich auf dem Klo gefunden habe. Andererseits ist der Fernsehapparat echt eindrucksvoll. Hast du jemals etwas Ähnliches gesehen?"
    „Nein", entgegnete ich. „Aber künftige und außerirdische Technologien sind nicht mein Spezialgebiet. Das hier könnte die Arbeit eines Genies sein oder einfach nur Schrott."
    „Kann das der Grund sein, warum der Fernsehapparat in der Lage war, eine Sendung aus dem Jenseits zu empfangen?"
    „Wer weiß? Aber ich würde nichts davon anfassen, wenn ich du wäre. Es sieht ... ungesund aus.”
    „Vertrau mir, Herzchen, ich würde das Ding nicht mal anfassen, wenn du mir danach Champagner spendiertest."
    Wir standen auf. Ihre Knie knarrten dabei nicht. Ich sah mich erneut in dem Apartment um. Auch wenn er mit technischem Krimskrams gefüllt war, gab es nichts, was diesem Raum Charakter verliehen hätte. Keine Bilder oder Poster an den Wänden, kein individueller Touch wie Fotos oder persönliche Gegenstände, nichts, das anzeigte, dass Donavon diesen Ort jemals als Heim betrachtet hatte. Nein, dies war eher eine Absteige, in der man blieb, bis man etwas anderes gefunden hatte. Sobald er seinen Glücksgriff getan hatte ... Ich begann mir ein Bild davon zumachen, wer Pen Donavon sein mochte, einer dieser verzweifelten Träumer, die immer dem großen Wurf hinterhereilten, dem Glückstreffer, der sie reich und berühmt machen und ihr Leben für immer verändern würde, und vielleicht war es diesmal ja so weit ...
    Abermals versuchte ich, nach meiner Gabe zu greifen, in der Hoffnung, ein Geisterabbild von Pen Donavons Vergangenheit zu erhaschen, damit ich ihm folgen konnte ... doch abermals schlug eine Macht von außerhalb mein drittes Auge in dem Moment zu, in dem ich es öffnen wollte. Ich verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf langsam und wartete darauf, dass sich der Schmerz legte. Ich würde herausfinden, wer hinter dem Ganzen steckte, und dann etwas dagegen unternehmen. Etwas besonders Bösartiges und Gewalttätiges.
    „Was machen wir jetzt?", fragte Bettie, die sich trotz allem, was ich gesagt hatte, immer noch einbildete, dass ich die Antwort auf alle Fragen hätte.
    „Wenn man sich mit einer Frage befasst, in der es um Religion geht", entgegnete ich, „gibt es nur einen Ort, an den man gehen kann, und das ist die Straße der Götter. Wenn auch nur, weil man dort den heißesten Tratsch und Klatsch erfährt."
    W ir nahmen die U-Bahn. Es gibt andere Wege in die Straße Götter, aber die U-Bahn ist bei weitem der sicherste. Bettie ich stiegen ins U-Bahnnetz hinab und schritten durch beige Tun nel, die mit den üblichen Graffiti bedeckt waren, nicht alle in ein er menschlichen Sprache.
    CTHULHU TUT ES IM SCHLAF war neu, genau wie DER G ROSSE WALKER SIEHT DICH. Bettie wollte die Fahrkarten zahlen, doch ich hielt sie auf.
    „Das ist schon ok, Schatz!", meinte sie. „Solange du für den Unnatural Inquirer arbeitest, kommen wir für alle Auslagen auf!"
    „Ich zahle nicht", sagte ich. Ich wies auf den Ticketautomaten, und die Schranke öffnete sich bereitwillig, um mich durchzulassen. Ich lächelte Bettie ein wenig schelmisch an. „Entgelt für einen alten Fall. Einer der Züge hatte sich selbstständig gemacht; Leute sind eingestiegen, und dann wollte er sie nicht mehr aussteigen lassen. Man hörte, wie die eingesperrten Passagiere an die Zugwand hämmerten und um Hilfe riefen."
    „Was ist dann geschehen?", fragte Bettie. „Was hast du getan?" „Ich habe dem Zug Angst eingejagt", antwortete ich, „und er h at alle gehen lassen."
    „Ich glaube, ich werde U-Bahnzüge nie wieder mit denselben Augen betrachten", stöhnte Bettie.
    Wir gingen zum Bahnsteig und wichen den diversen Straßenmusikanten weiträumig aus. Vor allem dem, der mit sich selbst vierstimmig sang. Es ist in Ordnung, ein paar Münzen in einen Hut zu werfen, schließlich müssen wir alle überleben, dennoch ist es unklug, diese Musik anzuhören. Musik kann in der Nightside einen gewissen Zauber haben.
    Die Plattform war vollgestopft wie eh und je. Ein halbes Dutzend Mitglieder der Bande „Stamm der schwulen Barbaren" stand herum und sah hart aus der Wäsche, mit ihrem Leder, ihren Langschwertern, ihren rasierten Beinen, gepiercten Nippeln und dem dicken Make-up im Gesicht. Ein Silberrückengorilla

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