Bilder aus der Anderwelt
für zwei Wochen hinterlassen."
„Wir müssen trotzdem hin", meinte ich geduldig. „Wir könnten dort Anhaltspunkte finden."
„O ooo h, Anhaltspunkte", raunte Bettie genüsslich. „Supi! Ich hab' noch nie einen Anhaltspunkt gesehen."
Sie öffnete eine große Lederhandtasche, von der ich hätte schwören können, dass sie sie zuvor noch nicht getragen hatte, und kramte darin nach dem Adressbuch. Die Handtasche schien sehr voll zu sein, vollgestopft mit lauter spannenden Dingen. Bettie sah meinen Blick und lächelte.
„Chemische Keule mit extraheiligem Wasser. Passepartouts, manche aus echten Knochen. Ein paar Rauchbomben, um ein schnelles Verduften zu ermöglichen. Ein Dämonenreportermädchen muss auf alles vorbereitet sein."
Wir gingen zu Pen Donavon Versteck. Es war nicht weit. Bettie hielt sich eng an mich. Sie war nicht gerade darauf versessen, in der Öffentlichkeit gesehen zu werden, vor allem, nachdem sie einige ganz bestimmte Storys geschrieben hatte. Auch wenn die meisten Promis darüber einfach hinweggingen, schien es, dass viele Fans um einiges bedrohlicher sein konnten.
„Entspann' dich", sagte ich. „Niemand wird dich auch nur ansehen, solange ich hier bin."
„Es scheint mir, du erregst tatsächlich einige Aufmerksamkeit", stimmte Bettie zu und lugte unter ihrem Schlapphut hervor, der jetzt eine völlig andere Farbe hatte. „Es ist wirklich faszinierend, wie die Leute auf deine Gegenwart reagieren. Ich meine, natürlich haben einige Angst oder sogar schiere Panik. Aber ein paar sehen dich richtig ehrfurchtsvoll an, als ob du ein König oder Gott wärst. Hast du wirklich so vieles von dem tatsächlich getan, was die Leute so erzählen?"
„Das werde ich weder bestätigen noch abstreiten", sagte ich. „Sagen wir einfach, ich komme ganz schön herum, und dabei belassen wir es."
„Was ist mir dir und Suzie Shooter ...?"
„Wir sind tabu. Versuch's nicht mal."
Sie lächelte mich charmant an. „Man kann einem Mädchen nicht vorwerfen, es zu probieren, Liebling."
Es stellte sich heraus, dass Donavon ein kleines Apartment über einem schäbigen kleinen Ramschladen hatte, einem von vielen in einer ganzen Reihe heruntergekommener Spelunken, die die gewöhnlichen Träume und Verdammnisse zu Diskontpreisen anboten. Es war die Art von Gegend, in der potentielle Kunden mit tief eingezogenen Köpfen umherhuschten, damit sie nur ja niemandem in die Augen sehen mussten. Donavons Etablissement trug den grandiosen Namen Objets du Temps Perdu , eine literarische Anspielung, die bei der Kundschaft sicher völlig vergeudet war. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich sie kapierte.
Bettie und ich linsten durch das verschmierte, von Fliegen verschmutzte Fenster. Wie es aussah, hatte sich Donavon auf den bizarren Scheiß spezialisiert, den die zahllosen Zeitanomalien, die sich permanent öffneten und schlossen, in der Nightside anspülten. Verlorene Gegenstände und bizarre Artefakte aus anderen Zeiten und Dimensionen. All die erkennbar mächtigen und hilfreichen Dinge schnappte sich irgendwer sofort, sobald sie hier aufschlugen; man hätte es nicht für möglich halten sollen, aber Zeitanomalien auszuplündern konnte ein Bombengeschäft sein. (Auch wenn man verdammt schnell sein musste, da man nie wusste, wie lange die Zeitanomalie bestehen würde, und man wollte wirklich nicht in einer gefangen sein, wenn sie wieder verschwand.) Viele Dinge, die auftauchten, waren aber nicht einfach einzuordnen oder zu bestimmen, und diese Objekte wurden dann i n der Händlerszene herumgereicht. Die Preise sanken beständig, bis sie in Geschäften wie diesem hier strandeten. Dinge, die so kompliziert, futuristisch oder einfach bizarr waren, dass selbst die ganzen gebildeten Koryphäen, die die Nightside anzog wie ein Hund Flöhe, sie nicht einordnen konnten. An Orten wie diesem wurden schon gewaltige Vermögen und Karrieren gemacht. Aber nicht viele.
Ich rieb den Ärmel meines Trenchcoats am Fenster. Es half nicht.
„Nun", sagte ich. „Hier gibt es nichts, was dem Sammler schlaflose Nächte bereiten würde. Nur Schrott und Treibgut aus verschiedenen Zeitlinien. Ich würde nicht mal einen Penny dafür ausgeben."
„Warte", rief Bettie. „Du kennst den Sammler? Persönlich? Wow ... ich vergesse immer, dass du alle Legenden der Nightside kennst. Wie ist er?"
„Anmaßend, besessen und gefährlich", entgegnete ich.
„Das ist cool! Ich treffe nie irgendwelche Legenden. Ich schreibe nur über sie."
„So ist es am
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