Bilder aus der Anderwelt
hier. Es ist warm."
„Eis schmilzt, wenn es zu heiß wird", gurgelte Taffy.
„Wie können Sie es wagen?" Königin Helena erhob sich und blitzte alle am Tisch zornig an. Bizarre metallische Formen kamen unter der bläulichen Haut ihrer Arme an die Oberfläche. Silbergraue Mündungen waren auf Taffy und den General gerichtet.
„Genug!' Walker stand nicht auf. Es war nicht nötig. Er gebrauchte die Stimme. „Nehmen Sie Ihre Waffen weg, Helena."
Die Königin des Abends erbebte und erzitterte, ihr Gesicht verzog sich zu einer frustrierten Fratze, als sie gegen die Stimme ankämpfte und unterlag. Die implantierte Technologie versank wieder in ihren Armen, und die bläuliche Haut schloss sich nahtlos. Sie knurrte Walker zornbebend an, ein roher, animalischer Laut, dann wandte sie sich urplötzlich ab und glitt davon. Dienstboten beeilten sich, ihr aus dem Weg zu gehen. General Kondor und Oberstadt-Taffy Lewis erhoben sich, verbeugten sich steif vor Walker und wandten sich dann ebenfalls zum Gehen, wobei sie aber sorgsam einen gewissen Respektsabstand zueinander wahrten. Vielleicht machten sie sich Sorgen, dass Walker die Stimme auch gegen sie einsetzen würde. Gedankenvoll beobachtete er, wie sie sich entfernten, und sah mich dann direkt an.
„Ich werde Sie nun empfangen."
Ich nickte lächelnd und schlenderte ohne jede Eile zum Tisch, um ihm Gesellschaft zu leisten. Bettie hielt sich eng an meine Seite gepresst.
„Wie hat er wissen können, dass wir da waren?", wisperte sie. „Er ist Walker", sagte ich.
Bettie und ich setzten uns Walker gegenüber auf die eben erst frei gewordenen Stühle. Er sah vollkommen ruhig und gelassen aus, in seinem geschmackvollen Anzug und seiner Eliteschulenkrawatte, die in einem Windsorknoten gebunden war.
G u t gespielt", sagte ich. „Sie haben die drei aufeinander ge het zt, ohne jemals Ihre eigene Position preisgeben zu müssen. Es t ut gut, einem Profi bei der Arbeit zu zusehen."
Walker schmunzelte und wandte dann seine Aufmerksamkeit Bett ie zu. „Wie ich sehe, haben wir eine Repräsentantin der Presse un ter uns. Ich denke, ich sollte Sie vorwarnen, dass Ihre Aufnah me geräte hier im Club nicht funktionieren werden, und ich stehe
gewi ss nicht für ein Interview bereit. Ich habe einige Ihrer Artikel lesen, Miss Göttlich. Sieht alles sehr erfolgversprechend aus. Ich bi n sicher, Sie werden sich noch einen Namen erarbeiten, sobald Sie für eine echte Zeitung schreiben."
Bettle strahlte über das ganze Gesicht und fasste kaum, dass W alker von ihr gehört hatte und mit ihrer Arbeit vertraut war. Ich h ätte sie vorwarnen sollen; Walker kennt jeden.
„Sieht so aus, als kreisten die Geier bereits über der Nightside", m erkte ich an. „Gehe ich recht in der Annahme, dass Leute dazu an gehalten werden, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden? Egal ob sie wollen oder nicht?"
„Auf welcher Seite wären Sie wohl, Taylor, wenn es hart auf hart kommt?", fragte Walker.
„Auf meiner", antwortete ich.
Walker nickte. Vielleicht spielte mir meine Einbildung einen Streich, aber kurz sah er enttäuscht aus.
.Sie haben von der Jenseitsaufnahme gehört?", fragte ich. „Sicher haben Sie das. Sie ist verlorengegangen, und man hat mich beauftragt, sie zu finden."
„Dann finden Sie sie", meinte Walker. „Ehe die Mächte von Oben und Unten sich entschließen einzugreifen. Das letzte Mal, als das passierte, war es eine Katastrophe für uns alle."
„Ich wünschte, es würde mich nicht jeder ansehen, als sei der Engelkrieg meine Schuld!"
„ D as war er doch", meinte Walker.
„Darf ich Sie zitieren?", fragte Bettie.
„Nein", entgegnete Walker. „Was wollen Sie, Taylor?"
„Ich wüsste gern, wo sich der Sammler versteckt”, entgegne ich. „Wenn jemand etwas über die Jenseitsaufnahme weiß, dan n er. Falls er sie noch nicht selbst in seinen fetten, schmierige Fingern hält."
„Bestimmt", sagte Walker. „Mark konnte noch nie dem Aben t euer einer guten Jagd widerstehen ... na gut. Der Sammler versteckt seine Sammlung im Moment in einer anderen. Präzise gesagt, im Museum für Übernaturgeschichte."
„Eine Exklusivstory!"„ strahlte Bettie beglückt.
„Die nicht lange aktuell sein wird", sagte Walker. „Er wird sich ein anderes Versteck suchen, sobald er gefunden wird. Armer Mark."
„Sie kennen den Sammler?", fragte Bettie. „Wissen Sie deshalb, wo er sich versteckt?"
„Ich weiß von jedem, wo er ist", meinte Walker. „Das ist mein
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