Bilder aus der Anderwelt
ausgestellten Schätze Wunderlichkeiten.
Ab er die Leute kommen nicht wegen intellektueller Vergnügun ge n in die Nightside. Auch hatte sich der Fremdenverkehr noch nich t von den letzten Kriegen erholt. Es hieß, das Museum erhalte ziem li c he Subventionen, aber ich könnte Ihnen nicht sagen, von we m. Die meisten Exponate waren Spenden; das Museum selbst hat te gewiss nicht die Mittel, Dinge anzukaufen.
Der uniformierte Neandertaler brachte uns schließlich zum ga nz e n Stolz des Museums, dem Tyrannosaurus Rex. Der Kä fig , i n den er eingesperrt war, war riesig, gut hundert Meter im Du rchmesser und dreißig Meter hoch. Die Gitterstäbe bestanden aus verstärktem Stahl, und das Innere des Käfigs war als perfekte N achbildung der Zeit, aus der der T-Rex stammte, angelegt worden, damit die Echse sich zu Hause fühlte. Der Zwinger enthielt einen urwüchsigen Dschungel mit gigantischen Bäumen und einer überbordenden Vegetation unter einer sengenden Sonne. D i e Illusion war perfekt. Die furchtbare Hitze sickerte zwar nicht durch die Gitterstäbe, doch trug eine Brise den schweren Duft wert zert rampelter Pflanzen, verrottenden Aases und sogar das klamme Aroma eines nahen Salzsees nach draußen. Ich hörte das Summen übergroßer Fliegen und anderer Insekten. Die Bäume waren groß und dunkel, mit herabhängenden, gezackten Blättern. Was ich vom Boden sehen konnte, war plattgestampfter Morast.
Im Vordergrund stand der König selbst, Tyrannosaurus Rex. Er ragte weit über uns auf, fast so hoch wie die Bäume und viel größer, als ich je zu träumen gewagt hätte. Er stand äußerst still halb verborgen in den Schatten der verrottenden Vegetation und
bet rachtete uns durch die Gitterstäbe hindurch. Man fühlte schier sein Gewicht und seine Größe, als müsse der Boden selbst erbeben und donnern, sobald er sich bewegte. Seine Schuppen schimmerten in einem stumpfen Graugrün und waren hie und da mit dem Blut seiner letzten Beute bespritzt. Er atmete laut durch sein offenes Maul, wodurch seine gezackten Haizähne zu sehen waren. Die kleinen Greifarme hoch auf seiner Brust sahen plötzlich überhaupt nicht mehr lächerlich aus, wenn man sie einmal in Originalgröße sah. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass sie mich ohne große Mühe zerreißen konnten. Doch die Augen verwirrten mich am meisten. Sie lagen tief in dem hässlichen, keilförmigen Schädel, waren scharf und voller Bewusstsein ... und Hass. Sie sahen mich an und erkannten mich. Das war kein Tier, keine primitive Bestie. Er wusste, dass er ein Gefangener und wer dafür verantwortlich war. Er lebte für den Augenblick, an dem er sich losreißen und grausame Rache üben würde.
„Wie zum Teufel haben die es geschafft, einen T-Rex in die Finger zu bekommen?", fragte Bettie, die ihre Stimme unbewusst gedämpft hatte.
"Du solltest häufiger die Zeitung lesen", sagte ich. „Anfang des Jahres gab es eine urplötzliche Dinosaurierinvasion aus einer Zeitanomalie. Eine wilde Ansammlung von etwa fünfzig Viechern kam durch, bis Walker das Notfallteam losschicken konnte, um die Zeitanomalie zu schließen. Die meisten Dinos wurden schnell getötet; die Mitglieder der Nightside-Feuerwaffenclubs konnten ihr Glück zuerst gar nicht fassen, und dann kamen sie mit jeder möglichen Knarre gerannt, die man sich nur vorstellen kann. Die Dinos hatten nicht die geringste Chance, die armen Teufel. Der einzige Grund, warum der T-Rex überlebte, war, dass die Großwildjäger so lange über das Recht auf einen Abschuss stritten. Walker beanspruchte ihn fürs Museum, ehe der Streit zu einem echten Krieg eskalieren konnte."
„Wie haben sie ihn hierhergebracht?", wunderte sich Bettie, die ganz nah bei mir stand. „Ich meine, sieh ihn dir einmal an. Er ist groß. Er ist verdammt groß. Ich wette, auf der ganzen Welt gibt es nicht so viele Betäubungspfeile."
Walker ließ ihn von einem seiner Schoßzauberer in Stasis ver setze n, solange das Museum an seiner Unterbringung werkelte. Dann hat ihn der Magier mitten im Käfig abgesetzt. Seither kom men die Japaner in Strömen, um sich knipsen zu lassen."
Wä hrend wir den T-Rex betrachteten und er uns musterte, war der uniformierte Neandertaler verschwunden und hatte den Mus eums direktor geholt. Dieser wiederum war ein gewisser Percival Smyt he-Herriot, eine große, dünne Gestalt in einem speckigen Anz ug, an dessen Weste noch die Überreste des Frühstücks kleb ten. Er stampfte vor mir auf und schenkte Bettie und mir
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