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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wollte. Bezahlst du eigentlich jemals für irgendetwas?"
    „Ich bezahle meine Rechnungen im Strangefellows", entgegnete ic h. „Der Inhaber ist ein Freund."
    „ Ooooh , das Strangefellows, Süßer! Ich habe von der Bar gehört! E s schwirren so viele Gerüchte herum, was im Strangefellows so a lles abgeht!"
    „Fast alle entsprechen der Wahrheit. Schließlich ist es der älteste Pub der Welt."
    „Kannst du mich einmal dorthin mitnehmen, wenn wir diesen Auftrag erledigt haben? Ich würde es lieben, im Strangefellows tanzen zu gehen. Wir könnten etwas entspannen und uns einen hinter die Binde kippen. Vielleicht zeige ich dir sogar meinen Schwanz."
    „Wahrscheinlich verschlägt es uns früher oder später ohnehin dorthin", meinte ich. „Bei den meisten meiner Fälle führt mich mein Weg irgendwann in diesen Pub."
    Der Barmann donnerte unsere Getränke auf das auf Hochglanz polierte Holz der Bar vor uns und wandte sich dann eilig anderen Dingen zu. Ich mochte den Mann nicht, und ich denke, er spürte das. Er war einer dieser dicklichen, heiteren Typen mit rotem Gesicht und freundlichem Lächeln, die wahrscheinlich versuchten, ein wenig zu plaudern, während sie die Drinks bereiteten. Höchstwahrscheinlich redete er alle Kunden mit „mein Freund" an. Ich warf ihm einen bedeutungsschwangeren Blick zu, und er wieselte an das andere Ende der Bar, um ein paar saubere Gläser zu wienern.
    „Mit dir kann man auch wirklich nirgendwo hingehen", schniefte Bettie.
    Hinter der Bar hing ein Werbegeschenk, ein Kalender des Unnatural Inquirers , der nicht mit ein paar äußerst wohl entwickelten jungen Damen geizte, denen offensichtlich die Kleider vom Lei b geblättert waren. Unter dem Bild prangte der Slogan der Zeitung: BEKOMMST DU ES AUCH REGELMÄSSIG? Einige recht hutzlige Fleischpastetchen waren in einer Glasvitrine ausgestellt, doch ein Blick reichte mir, um mich zu überzeugen, dass ich mir lieber die Zunge herausgerissen hätte, als eines zu probieren. Ein ausgestopfter Fuchskopf an der Wand zwinkerte mir zu, und ich brummte zurück. Tiere sollten ihren Platz kennen. Etwas weiter die Bar hinunter wurde eine altmodische Schreibmaschine von unsichtbarer Hand bedient, von einem echten Ghostwriter. Ich hatte ihn bereits einmal in der Redaktion der Night Times getroffen und konnte mir gerade noch den Kommentar verkneifen, dass Hochgeistiges hier nicht ausgeschenkt würde. Im Endeffekt war der Scherz unter meiner Würde. Ich beugte mich zu der Schreibmaschine hinüber, und das Klacken der Tasten hielt inne.
    „Irgendwelche neuen Gerüchte über den Verbleib der Jenseits au fnahme?”
    Worte begannen schnell auf der Seite zu erscheinen: „Die Zu k unft ist ungewiss, fragen Sie später noch einmal nach."
    Ich überredete Bettie, sich mit ihrem Drink etwas zu beeilen und wehrte höflich ihre Versuche ab zu plaudern, mir näherzu ko mmen oder zu persönlich zu werden, und endlich ließen wir di e Bar hinter uns, um uns unter die versammelten Journalisten zu mischen. Bettie fungierte als mein eingeborener Führer, und wi r gingen ungezwungen von Gruppe zu Gruppe, wobei ich mein Bes tes gab, freundlich und charmant zu sein. Ich hätte mir kei ne Mühe geben müssen. Die Journalisten hatten nur Augen für Be tt i e, die ihren besten Flirtmodus hochgefahren hatte — quiet sch endes Stimmchen, flatternde Wimpern, und wo es nötig war, leg te sie auch mal ihr bezauberndes Händchen an. Im Moment tru g Bettie eine elegante weiße Bluse, die halb aufgeknöpft war, ei nen einfachen schwarzen Rock, Netzstrümpfe und hochhackige Sc huhe. Ihre Hörner waren klar zu sehen, vielleicht, weil sie sich h ier heimisch und sicher fühlte.
    Alle Reporter waren gerne bereit, über die Jenseitsaufnahme zu sp rechen; jeder hatte irgendetwas aufgeschnappt oder beteuerte es zu mindest. Niemand wollte in dieser Gesellschaft den Anschein erwe cken, nicht auf Draht zu sein. Leider war das meiste davon zwei felhaft, irreführend oder widersprüchlich. Donavon war da un d dort und überhaupt überall gesehen worden, und alle mög lic hen Personen boten Kopien der Jenseitsaufnahme auf DVD feil . Etwas anderes hätte mich in der Nightside auch überrascht. Hi er wussten die Leute einfach, wie man eine gute Idee abku pfe rte, während der ursprüngliche Erfinder sie noch nicht einmal Ende gedacht hatte. Es gab bereits Gerüchte, einige Leute hä tten schon gesehen, was auf der DVD war, und seien vor lauter Glü ckseligkeit sofort aus der Wäsche gefahren.

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