Bilder aus der Anderwelt
zer knitterten Bluejeans und einem T-Shirt, auf dem ein idealisiert Bild seiner selbst prangte. Er hatte langes, dünnes Haar, dun kle durchdringende Augen und ein ganz offen verächtliches Lächel n. Er wies träge auf Suzies Karikatur. „Die kann man kaufen, wisse n Sie. Falls Sie sie haben möchten."
Ich hatte eine Ahnung, wie der Kerl sein Spiel weiterführen würde, doch ich ging darauf ein. „Gut", sagte ich. „Wie viel?"
„Oh, für Sie ... sagen wir runde hunderttausend Pfund." E r kicherte plötzlich. „Ein wahres Schnäppchen. Sie können's auch gern hier lassen, damit die ganze Welt was davon hat. Wer weiß, wie viele Zeitungen und andere Blätter es gerne abdrucken würden?"
„Ich habe eine bessere Idee", antwortete ich.
„Oh, erzählen Sie."
Ich zertrümmerte das Deckglas mit der Faust, und es zersprang in tausend Stücke, so dass scharfkantige Splitter aus dem Rahmen rieselten. Bozie taumelte zurück, die Hände schützend erhoben. Ich riss die Karikatur aus dem Rahmen, zerfetzte sie und ließ die Schnipsel auf den Boden um meine Füße fallen. Bozie glotzte mich mit einem Ausdruck von Schock und blanker Wut an.
„Das ... das können Sie nicht tun!", stammelte er schließlich.
„Das habe ich gerade."
„Ich werde Sie verklagen!"
Ich lachte. „Viel Erfolg."
„Ich kann es jederzeit neu zeichnen", sagte Bozie boshaft. „Sogar noch besser!"
„Wenn du das tust", sagte ich, „werde ich dich finden."
Bozie konnte mir nicht in die Augen sehen. Er sah sich um, hoffte auf Hilfe oder Unterstützung, aber das wollte niemand wissen. Er setzte sich wieder an seinen Tisch, sah mich immer noch nich t an und schmollte. Ich schlenderte zu Betties Tisch zurück und nahm neben ihr Platz. Sie tätschelte meinen Arm.
„ D as war anständig von dir. Wenn auch ein bisschen heftig für de n armen Bozie."
„Zur Hölle", sagte ich. „Ich habe ihm das Leben gerettet. Suzie hät te ihn abgeknallt, sobald sie seiner ansichtig geworden wäre. Freu ndlichkeit und Zurückhaltung waren noch nie ihre Stärke."
U m den Tisch herum war Husten und Räuspern zu hören, dann wandten sich die Gäste wieder ihren Gesprächen über die Jen seitsaufnahme und der Frage, was wohl darauf zu sehen wäre, zu. Es gab viele unterschiedliche Vermutungen, die man aber fol gendermaßen zusammenfassen konnte:
Es gab einen neuen aufsässigen Engel im Himmel, der nach Jahrt ausenden der Stille rebellierte, um endlich die Wahrheit über die Menschheit publik zu machen. Warum Gott uns erschaffen hatt e, was unser Sinn in der Schöpfung sei und warum wir gebo ren werden, um zu leiden.
E s war eine Übertragung aus der Hölle, die besagte, dass Gott t ot s e i und es belegte. Satan herrschte nun über die Welt und quäl te uns zu seinem persönlichen Vergnügen. Das würde so einige s erklären.
E in feststehendes Datum für das letzte Gefecht zwischen den himm lischen und den höllischen Heerscharen. Besser, man mach te das Ganze jetzt publik ... weil es in Kürze losging.
E s gab einen Himmel. Aber er war nur für unschuldige Ge sc höpfe. Menschen sterben lediglich.
E s gab einen Himmel, aber keine Hölle.
E s gab eine Hölle, aber keinen Himmel.
Alles ist ein Riesenhaufen Bockmist.
Um uns herum wurde fleißig genickt, und beim letzten Punkt wurden viele Gläser gehoben. Als irgendwann der Inhalt der DVD aufs Gründlichste durchgekaut worden war, ließ ich die Möglichkeit, der Entferner könne etwas mit der Angelegenheit zu tun haben, ins Gespräch einfließen. Plötzlich spitzten alle die Ohren und überschlugen sich förmlich, um Geschichten und Anekdoten zum Besten zu geben, über die sie irgendwann gestolpert wa ren, die es jedoch nie in den Druck geschafft hatten. Da niema nd etwas beweisen konnte.
„Erinnert ihr euch noch an Jonnie Reggae?", fragte Rick Ad ay. „Der war Headliner im alten Shell Beach Club . Wenn man den Ge rüchten glaubt, verschwand er mitten während seiner Show. Of fensichtlich war der Entferner im Publikum und hat irgende twas an seinen Texten als anstößig empfunden. Die Geschäftsleitu ng war außer sich. Sie hatte Jonnie für die gesamte Saison gebucht.
„Er soll ein Haus verschwinden haben lassen, in der Blaisto n Street", sagte Lovett vom Nightside Observer .
„Das ist nicht richtig", warf ich ein. „Das war ich."
Es gab peinlich berührtes Husten, bis sich Bettie entschied, d as Gespräch wieder auf Kurs zu führen.
„Kennt ihr noch Schläger Bates?", fragte sie aufgeregt.
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