Bilder aus der Anderwelt
zu retten."
„Sie können den Wechsel in der Nightside nicht erzwingen “, sagte ich. Irgendwie erwärmte ich mich langsam für die linkisc he Ehrlichkeit des Generals, wenn mir auch sein Ziel missfiel. A lso antwortete ich wahrheitsgetreu, wenn auch nicht gerade das, w as er hören wollte. „Die Nightside ist, wie sie sein will. Sie hat Krie ge gegen Himmel und Hölle ausgefochten, um ihren eigenen We g zu gehen. Das Beste, was Sie erreichen können, was irgendeine r von uns erreichen kann, ist, den Wandel zum Besseren in kle ine n Schritten herbeizuführen."
„Die Nightside hatte Jahrtausende, um erwachsen zu werden entgegnete der General. „Wenn sie sich selbst retten könnte, h ätte sie es schon lange getan - sie braucht eine feste Hand, sie bra uch t Ordnung und Kontrolle, die von oben durchgesetzt werden, wie jede militärische Einheit, die nachlässig geworden ist. Walker ha t es versucht, aber er war nur der Schoßhund der Autoritäten. Er ka nn die Nightside nicht führen. Er muss ersetzt werden."
„Viel Glück", antwortete ich.
Er lächelte nochmals. „Falls ich gedacht hätte, dass es einfach wi rd, würde ich nicht mit Ihnen reden."
„Er hat die Stimme", sagte ich.
„Die wirkt bei Ihnen nicht", meinte der General.
Ich hob eine Braue. „Wollen Sie, dass ich ihn das nächste Mal au f die Wange küsse?"
„Ich will, dass Sie das Richtige tun. Das Beste für alle."
„Selbst ich weiß nicht, was das sein könnte", sagte ich, „und ich ha be weit länger danach gesucht als Sie."
„Wenn Sie nicht für mich sind, sind Sie wider mich", antwor tet e der General glatt, „und falls Sie nicht bald eine Seite wählen, kann es sein, dass die Wahl für Sie getroffen wird."
I c h lachte. „Auch dabei viel Glück."
Er lachte kurz und leise. „Ich hätte einen Mann wie Sie auf im me ine m Flaggschiff brauchen können. Sie verbiegen sich nicht und geben nie nach. Nicht wahr?"
»Weshalb ist Ihnen das so wichtig?" fragte ich ernst. „Sie sind noc h nicht lange hier. Warum diese Begierde, die Nightside vor si ch selbst zu retten?"
„ Ich muss handeln", sagte der General. „Ich konnte meine Fl o t te nicht retten. Ich konnte meine Männer nicht retten. Ich mus s irgendetwas tun ..."
Er stand auf, und ich tat es ihm nach. Er bot mir die Hand, un d ich schüttelte sie. Der General verließ Des Druckers Teufel mit sein er Leibwache, und ich ging zu Bettie Göttlich zurück.
.Na?", fragte sie und hopste in ihrem Sessel auf und ab. „Was sollt e dieser Zirkus?"
„Nur Politik", antwortete ich. „Nightsidepolitik. Irgendwas Neu es oder Nützliches passiert, während ich weg war?"
„Aber John ...!"
„Weiter geht's", sagte ich.
„Sie sollten mit dem Sammler sprechen", meinte Rick Aday.
„Haben wir schon”, antwortete Bettie.
„Oh." Für einen Augenblick wirkte Aday niedergeschlag en, dann jedoch erhellte sich seine Miene. „Gut, aber was ist mit de m Kardinal? Ihr wisst schon, der einst die verbotene Bibliothek d es Vatikans unter sich hatte? Bis man herausfand, dass er heiml ich Dinge für seine Privatsammlung herausschmuggelte. Er mu sste fliehen und landete hier, wo er sich einen ziemlich eindrucksv ol len Hort an religiösen Artefakten zugelegt haben soll. Er ist e uer Mann. Falls irgendjemand nahe an die Jenseitsaufnahme heran ge kommen ist, dann der Kardinal."
„Guter Tipp", sagte ich. „Bettie, wir sollten dem Kardinal eine Besuch abstatten. Es ist ohnehin zu lange her, dass ich ihm u m seines Seelenheils willen eine Höllenangst eingejagt habe."
„Ah", schmunzelte Aday. „Angeblich ist er umgezogen und ha t seine Sammlung mitgenommen. Kaum jemand weiß, wo er sic h im Moment aufhält."
„Aber du weißt es", mutmaßte Bettie.
„Natürlich."
„Oh bitte, bitte, Ricky-Schatz, sag' uns, wo er ist!", gurrte Bett ie und flatterte ihm mit ihren göttlichen Wimpern verführerisch zu „Ich werde mich unglaublich dankbar erweisen, das versprech e ich."
Aday lächelte triumphierend. „Was lässt dich denken, dass ic h eine wertvolle Information wie diese einfach so hergebe?"
„Weil Bettie nett gefragt hat", sagte ich. „Ich werde das nicht tun."
Aday gab uns die neue Adr esse des Kardinals und eine Weg beschreibung. Bettie und ich verließen Des Druckers Teufel . Sie winkte zum Abschied und hauchte Küsschen in alle Richtungen. Ich nicht. Ich hatte schließlich meine Würde.
Hitzige Gefühle
aus unerwarteten Richtungen
Es ist schwer, den Ruf
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