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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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weiter.“
    „Und Zavatter?“
    „Auch nichts von Zavatter.“
    „Wir werden ihm heute nachmittag einen kleinen Besuch abstatten. Das wird uns auf andere Gedanken bringen.“
    „Sie sollten sich besser ausruhen.“
    „Covet?“
    „Nichts von Covet. Er hat gestern wohl die Fernsprechanlage seiner Redaktion kaputtgemacht.“
    „Faroux?“
    „Nichts von Faroux.“
    Ich stopfte mir eine Pfeife und zündete sie in aller Ruhe an. Dann rief ich den Kommissar an.
    „Keine besonderen Vorkommnisse“, meldete ich.
    Heute war der Tag der kurzen Mitteilungen, kurz und abschlägig.
    „Bleiben Sie auf Fühlung?“
    „Das ist das richtige Wort“, lachte ich.
    Er schnappte nach Luft:
    „Was? Was? Nein! Also wirklich! Also wirklich! Ich hatte das aus Spaß gesagt.“
    „Mit solchen Sachen soll man nie spaßen.“
    „Na, so was! Also, nichts?“
    „Im Augenblick nicht. Und bei Ihnen?“
    „Unsere Maler von Montparnasse sind verschwunden.“
    „Und der Fall Birikos?“
    „Macht kaum Fortschritte. Wir haben noch nichts von den Flics aus seinem Land bekommen. Man hat sein Auto wiedergefunden, herrenlos...“
    „Ich hab’s in der Zeitung gelesen.“
    „Wir werden es untersuchen. Nach Fingerabdrücken und dem ganzen Kram. In seinem Gepäck haben wir ein Adreßbuch gefunden. Es wird unter die Lupe genommen. Das bringt nicht viel. Verstorbene Leute, oder in Luft aufgelöst. Von den Lebenden sind einige schon aussortiert worden. Vor allem ein seriöser Geschäftsmann vom Quai de la Mégisserie namens Peltier. Das ist keiner von ihren Einbrechern, und demnach auch nicht der Mörder von Birikos. Hat die verhängnisvolle Nacht bei Freunden verbracht. Ein Geburtstagsdiner, an dem auch ein Polizeiinspektor teilgenommen hat. Wir haben es trotzdem überprüft. Birikos kannte Peltier aus der Besatzungszeit. Hat ihm vor ein paar Jahren einen großen Gefallen getan bestimmt finanziell. Peltier selbst hat es uns erzählt. Nun, wir haben uns gesagt: ein Gefallen, dann noch einer...“
    „Am Ende tötet der Schuldner seinen Wohltäter?“
    „Ganz genau. Aber wir haben uns geirrt. Peltier pflegte seit langem keinen regelmäßigen Umgang mehr mit Birikos, und er hat uns nicht viel über dessen Person erzählt. Für ihn war Birikos ein reicher Athener, ein Sonderling, der ihm hin und wieder Vögel abkaufte. Allerdings hatte er ihm schon lange keine mehr abgekauft. Deshalb erzähle ich Ihnen das.
    Sollten wir von der griechischen Polizei bald erfahren, daß Birikos Sammler war, wie Sie vermutet haben, so würde mich das nicht wundern. Sammler. Ein Sonderling. Käme Ihnen etwa in den Kopf, Vögel zu kaufen?“
    „Nein.“
    „Ich mißtraue poetischen Menschen.“
    „Sie haben recht. Übrigens, Mademoiselle Levasseur kannte Birikos nicht.“
    „Und wir haben nichts herausgefunden, das vermuten läßt, daß er Larpent kannte..
    Wir tauschten noch einige bedeutungslose Worte, dann legte Faroux auf. Ich zündete meine Pfeife wieder an.
    „Peltier“, murmelte ich. „Quai de la Mégisserie... Hélène, es ist gleich Mittag. Es ist nicht sehr kalt. Mitunter ist es sogar schön. Kommen Sie. Wir gehen an den Quais spazieren.“
    „Wie zwei Verliebte?“
    „Auf jeden Fall werde ich Ihnen ein erstklassiges Schauspiel bieten.“
     
    ***
     
    Stellenweise war es immer noch neblig. Die Sonne hatte ihr Versprechen vom Morgen nicht ganz eingehalten. Aber von Zeit zu Zeit schob sich ein träger Sonnenstrahl vor, der alles freundlicher aussehen ließ, auch wenn er sehr schwach war. Die Quais boten das übliche Schauspiel. Friedliche Bürger stöberten in den Bücherkisten. Die Händler von Sämereien und Ackergeräten sowie die Vogelhändler verstopften mit ihren bunten und lärmenden Waren den Bürgersteig. Es war leicht für mich, das Geschäft von Peltier ausfindig zu machen, umso leichter, da sein Name in großen grünen Buchstaben über seiner Tür prankte. Ich gab Hélène die Tüte Bonbons, die wir unterwegs gekauft hatten.
    „Heute ist Kinderstunde“, sagte ich. „Trommeln Sie alle Gören zusammen, Jungen und Mädchen, alle, die Sie hier finden können. Reiche, arme, gutgekleidete oder zerlumpte. Trommeln Sie sie hier zusammen, neben den Bücherkisten, gegenüber dem Geschäft von Peltier.“
    „Was haben Sie vor, Chef?“
    „Haben Sie mir nicht geraten, mich auszuruhen? Also gut, ich werde mich entspannen. Ein Privatdetektiv kann nicht immer mit Leichen jonglieren. Er braucht manchmal eine poetische Zerstreuung.“
    Hélène ging

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