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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Marc Covet von Genevièves Anfängen, von ihrem Abstecher zum Film, von ihren Liebhabern, mit oder ohne Namen. Er erzählte wahre und auch falsche, aber immer pikante Anekdoten. Von allen ihren Liebhabern spielte Etienne Larpent die Hauptrolle. Covet wiederholte im Zusammenhang mit ihm mehr als sechsmal den Namen Arsène Lupin. Er erinnerte an Larpents tragisches Ende und an seine eventuelle Beteiligung an dem Diebstahl des Raffael. Mit Raffael schaltete er wieder um auf die entsprechenden Jungfrauen, um wieder auf Geneviève zurückzukommen, so als bestünde ein Zusammenhang. Die Arbeit eines Sensationsjournalisten amerikanischen Stils. Wie auf einer Perlenschnur aufgereihte Sätze. Mit vielen Perlen.
    „Was ist das denn da?“
    „Der Crépu“, antwortete Marc Covet. „Die größte Tages-zei...“
    „Was ist das hier für ein Artikel?“
    „Ein close-up. Eine Großaufnahme, mit der ich sehr zufrieden bin.“
    „Ich nicht.“
    „Warum denn nicht, Burma! Ach! Ich verstehe…“
    Er brach in lautes Gelächter aus:
    „Wie alle anderen! Sie wußten nicht, daß dieses entzückende Geschöpf die Geliebte von Larpent war, dem Bilderdieb. Nur, wenn auch alle andern dieses Detail ohne weiteres übersehen können, bei Ihnen ist das was anderes. Sie kennen doch die betreffende Frau. Mein Lieber, wenn Sie gestern aber netter zu mir gewesen wären, als ich Sie um Tips über Birikos bat, dann hätte ich Sie eingeweiht.“
    „Schon gut. Sie laufen Gefahr, Scherereien zu bekommen mit diesem close-up, wie Sie es nennen.“
    Mit einer Handbewegung widersprach er: „Keine Scherereien... Außer einigen Anekdoten, die ich von Maurice Leblanc entliehen habe, Heldentaten von Arsène Lupin, die ich Larpent angedichtet habe... Ich befürchte keine...“
    Er unterbrach sich plötzlich und fluchte:
    „Herrgott noch mal, Burma! Sie kennen Sie vielleicht besser als ich. Sogar ganz bestimmt. Ist sie ein falsches Luder?“
    „Nein.“
    „Gott sei dank! Da gibt es nämlich welche, die einem eine Menge Zeugs erzählen, einen drängen, daß man das druckt, und dann hängen sie einem einen Prozeß an den Hals.“
    „Wenn ich richtig verstehe, haben Sie das hier verfaßt...“
    „...mit Zustimmung der Betroffenen, ja.“
    „Sie hat Ihnen also die Sache vorgeschlagen?“
    „Ich habe sie gesehen. Verhandelt hab ich aber mit einem Kerl. Der wollte hinter ihrem Rücken ein wenig Moos machen, wie mir schien. Aber, na ja, so was ist normal.“
    „Ein Kerl...“
    Ich beschrieb Maurice Chassard.
    „Der war’s“, pflichtete Covet bei.
    Ich sagte den Namen.
    „Aber Sie kennen ja die ganze Familie“, lachte er.
    „Er versteckt sich nicht“, bemerkte ich laut, aber mehr zu mir selbst.
    „Warum sollte er sich verstecken?“
    „Ja, in der Tat... Es ist wohl überflüssig, Sie um weitere Tips zu bitten, nicht wahr?“
    „Überflüssig“, lächelte er. „Wo ich es doch endlich mal bin, der Sie auf dem Trocknen sitzen lassen kann...“
    „Übrigens, auf Ihre Tips pfeif ich..
    „Na gut, um so besser.“
    „Kann ich mal das Telefon benutzen? Dann bin ich nicht ganz umsonst gekommen.“
    „Nur zu. Ist ja nicht mein Geld.“
    Ich nahm das Telefon und rief das Hotel Transocéan an. Geneviève war nicht da. Ich suchte im Telefonbuch die Nummer von Roldy, Haute Couture, Place Vendôme, und verlangte sie. Bald darauf hatte ich die junge Frau an der Strippe. „Hier Nestor Burma.“
    „Guten Tag, Chéri.“
    „Ich möchte dich sehen.“
    „Aber sicher... Chéri...“ Sie gurrte. „...Ich wollte gerade nach Hause gehen... Ich bin so müde...“ Sie gab ein leises, verführerisches Lachen von sich. „...so müde „Ich bin auch müde. Ich komme sofort zu dir.“
    „Bis gleich, Chéri. Küß mich.“
    „Ich küsse dich, Chérie.“
    Marc Covet stotterte:
    „...Wie...Wieso?“
    „Jawohl, Monsieur“, sagte ich.
    Seine wäßrigen Augen traten ihm beinahe aus den Höhlen: „Ach du Scheiße!“
    „Genau das dachte ich auch gerade.“
     
    ***
     
    Sie trug ein duftiges Négligé, das mich erst mal vom Hocker holte, umfing mich mit ihren parfümierten Armen, bot mir ihre roten Lippen:
    „Mon Chéri“, flüsterte sie. „So ungeduldig, mich wiederzusehen?“
    „Sehr ungeduldig“, sagte ich und machte mich los. „Der Crépu... Verlangen Sieden Crépu, neueste Ausgabe... sensationell...“
    Ich schwenkte die Zeitung vor ihrer Nase:
    „...Was ist das denn hier?“
    „Du solltest heiraten“, sagte sie. „Du benimmst dich genauso wie ein

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