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Bilder von dir: Roman (German Edition)

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Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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kommen sie nicht?«
    »Vielleicht, weil ich sie gestern Abend anrief und ihnen abgesagt habe?«
    Oneida stieß Wendy von sich und strich ihr Haar aus dem Gesicht. »Oh mein Gott«, sagte sie, mehr zu sich als zu Wendy. »Das war alles geplant. Ein Gruppentreffen war deinerseits nie vorgesehen. Du wolltest mich nur herlocken. Was verdammt willst du von mir? Warum hast du es mir gezeigt, mir gesagt – was zum Teufel ist hier los?«
    Wendy war bestürzt – richtig bestürzt, er spielte es nicht, er posierte nicht. Oneida sah es ihm an, weil seine Augen weit aufgerissen waren und er zu Boden schaute, anstatt zu ihr. Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Vielleicht, weil du der einzige Mensch auf unserer ganzen zurückgebliebenen Schule bist, der es wert sein könnte, es zu wissen?«
    Oneida hielt inne, weil er sie damit kurzzeitig überrumpelt hatte, und hätte Wendy dem ein wenig Beachtung geschenkt, wäre er vielleicht auch in der Lage gewesen, sich zu verkneifen, was dann aus ihm rausplatzte.
    »Und weil ich, wenn ich nicht bald richtigen Sex habe, sterben werde.«
    Sie wusste nicht, dass eine derart gehemmte Person in ihr steckte, denn sie spürte, wie mit einem einzigen Herzschlag sämtliche Körperteile von blass nach rot umschlugen. Irgendwie schaffte sie es, die Küche zu verlassen, den Hauptraum zu durchqueren, wo die Band noch immer denselben Song ( Here comes your man, here comes your man ) übte, und dann hinaus auf die Einfahrt der Wendells. Ihr schnürte es die Brust ab, und sie war verwirrt, und um ihren Kopf stand es nicht besser.
    Sie würde die drei Kilometer nach Hause laufen.
    Nein – sie würde rennen.

Teil II

7 Mona hätte es wissen müssen
     
    Mona hätte es ahnen müssen. Sie hätte es in der Sekunde, als er an der Tür klingelte und ihre Diele betrat, wissen müssen, hätte es an seinem traumwandlerischen Benehmen, dem leeren Blick und seiner offensichtlichen Vernachlässigung von Hygiene und Teilnahme am sozialen Leben erkennen müssen. Es hätte nicht offenkundiger sein können, wenn sie seine Hand umgedreht hätte und auf deren Innenfläche in blauem Kugelschreiber hingekritzelt die Worte Amy war hier entdeckt hätte.
    Amy hatte es schon immer draufgehabt, die Männer um den Verstand zu bringen. Nicht unbedingt ihre Herzen, obwohl manchmal auch die Herzen darin verwickelt waren – und es sah ganz danach aus, als hätte Arthur, der im wahrsten Sinn des Wortes heruntergekommen war, alles investiert. Die Jungs, die sich auf der Highschool in Amy verliebten, waren Streber oder Genies, stille Jungs mit feuchten Augen und Akne und voll mörderischem Verlangen, den Busen eines Mädchens anzugrapschen, das wusste, dass William Gibson nicht Mels Bruder war. Mona hatte dies schon vor langer Zeit als einen Fall von »Gleich und Gleich gesellt sich gern« diagnostiziert, von Trotteln, die in Amy ihre eigene Begeisterung für das Obskure erkannten, ihre Leidenschaft für eine einzige Beschäftigung, die keinem anderen so viel bedeuten konnte wie ihnen selbst. Für Amy war diese einzige Beschäftigung das Erschaffen von Monstern gewesen; für die Jungs, die ihretwegen verrückt wurden, verwandelte sich die bisherige Obsession, nämlich Magic: The Gathering in ihren mit dunklem Holz verkleideten Souterrains zu spielen, in eine Obsession für Amy. Das Endergebnis war immer dasselbe: Sie starteten einen ersten Versuch, Amy blockte sie mit einem eiskalten schweigsamen Blick ab und sie schlichen sich wie geprügelte Hunde davon. Einer von ihnen, Ricky Ettinger, erschuf einen selbst gebastelten Streitkolben aus einem Baseball und Reißzwecken, warf diesen auf den Hund der Familie und musste daraufhin für einen Monat ins psychiatrische Krankenhaus von Syracuse. Amy übernahm für ihre Rolle, die sie bei derlei Wahnsinn spielte, keinerlei Verantwortung, und Mona, die insgeheim fand, Amy müsse nicht ganz so gemein zu ihnen sein, verdrehte nichtsdestotrotz die Augen und pflichtete ihr solidarisch bei.
    Mona vermutete, dass auch sie Amys wegen ein wenig ihres Verstands eingebüßt hatte – wie sonst sollte sie eine Dekade bester Freundschaft erklären. Amy Henderson war egoistisch und auf sich bezogen, dabei in ihrer Egozentrik völlig unschuldig: Wenn man geplant hatte, am Wochenende zusammen ins Kino zu gehen, vergaß sie einfach anzurufen. Sie war eine Getriebene und Besessene und sehr anstrengend. Aber sie verfügte über die Gabe, einen davon zu überzeugen, dass man,

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