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Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit

Titel: Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justinus Kerner
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erst nach drei Tagen stattfindet, doch meistens am gleichen Tage des Erwachens aus ihnen.
    Bei meinem damals ohnedies vorherrschenden Gemütsleben hatte jene magnetische Manipulation, so kurz sie auch war, ein magnetisches Leben in mir erweckt, das mir von dort an jene voraussagenden Träume und Ahnungen gab und in mir später selbst eine Vorliebe für die Erscheinungen des Nachtlebens der Natur, für Magnetismus und Pneumatologie schuf. Von da an schien auch wirklich eine Abnahme meines körperlichen Leidens sich einzustellen. Ich wurde zwar sehr geplagt, die Vorschriften des Herrn Geheimerats
Weickardt
getreu zu befolgen; aber ich tat es nicht, nahm zwar dessen Arzneien von meinen Eltern ein, aber brach sie geflissentlich sogleich wieder; denn ich hatte das innere Gefühl, daß sie nur schaden würden. Darauf verschonte man mich mit denselben, und das Übel verschwand nach und nach, auch mit Aufhören des schnellen Wachstums.
    Bis ins höhere Alter blieb mir aber die Eigenheit, daß in mir die der willkürlichen Bewegung sonst nicht unterworfenen Muskeln des Magens ganz meinem Willen sich unterordneten, daß ich ohne vorausgegangenes Wehsein, nach meinem Willen, was in den Magen gekommen, wieder aus demselben, wie aus einer Hand, werfen konnte. Auch die Bewegung der Regenbogenhaut meiner Augen (der Iris) blieb meinem Willen unterworfen, ich konnte ohne Einfluß des Lichts, bloß mit meinem Willen, das Sehloch meiner Augen erweitern oder verengen.
Kanzler von Autenrieth
und der alte Professor
Plouquet
in Tübingen stellten mit mir darüber bestätigende Versuche an. Dem zuletzt gebrauchten Arzte blieb der Sieg und Ruhm über die vielen früher gebrauchten, und meine gute Mutter konnte jedem Kranken die Wunder des Hopelpopels und der Pfefferkörner des Herrn Geheimerats
Weickardt
nicht genug anpreisen.
     
Zurückkunft nach Maulbronn
     
    Als wir in
Maulbronn
wieder angekommen waren, war mein erstes, nach meinem Garten zu sehen. Die Pflanzen, die ich, als ich
Maulbronn
im Frühjahr verließ, angesäet und gepflanzt hatte, standen nun im Herbste in voller Blüte oder waren schon verblüht. Die Beete bunter Aster, Nelken und Herbstrosen waren jetzt meine innige Freude. Damals wußte man noch nichts von Georginen, Azalien, Kamelien, Rhododendren usw., man begnügte sich mit Astern, Levkojen, Balsaminen, Nelken, Herbstrosen, Reseden, Veilchen, Lilien und Rosen, und diese Blüten meiner Jugend sind mir auch noch die liebsten im Alter; ihr Geruch führt mich immer in jene Tage meiner Kindheit, und besonders, wo ich auch bin, immer wieder in meinen lieben Garten im Kloster
Maulbronn.
    Mein Vater gab sich mit meinem Unterricht auch selbst viel in Liebe ab; ich blieb auch immer noch der Begleiter in seine Gärten, zu seinen Bäumen und Bienen, wo er mich das Inokulieren und Zweigen lehrte und mich zu andern kleinen Gartenarbeiten anhielt. Ich war auch hier wieder viel zerstreut, aber nie untätig. Zur Nachtzeit, wenn er in seinem Altvatersessel saß, nahm er mich oft zwischen seine Füße oder auf seinen Schoß und erzählte mir von fremden Ländern, ihren Menschen, Tieren und Pflanzen, auch Geschichten aus seiner Jugend, oder trat er mit mir vor das geöffnete Fenster und erklärte mir den gestirnten Himmel; auch von Meteoren und Mondsteinen sprach er. Ich erinnere mich, daß er mir da einmal den Bericht eines Dorfschulzen aus dem Oberamte
Maulbronn
aus früheren Zeiten vorlas, den er in seiner Registratur gefunden, welcher von einem feurigen Drachen berichtete, der im Angesicht der ganzen Gemeinde, abends hoch durch den Himmel gefahren, und aus seinem Rachen mit furchtbarem Knall feurige Steine gespieen habe. Offenbar war dies eine Explosion von Meteorsteinen; mein Vater erklärte mir den Bericht auch auf diese Weise.
    Mein weiterer Unterricht in
Maulbronn
wurde nun auch wieder wie früher durch den Professor
Maier
und durch die älteren Studierenden fortgesetzt, auch erteilte mir Professor
Hiller
Unterricht in der Geschichte, Geometrie usw.; aber es wurde nicht mehr der Ernst und die Strenge wie in
Brackenheim
eingehalten, auch hatte ich nicht mehr die Kameraden, denen ich nacheiferte, die ich dort hatte, und insofern wäre es besser gewesen, man hätte mich dort gelassen. Mir aber, der ich das nicht so ermaß, war natürlich der Aufenthalt im elterlichen Hause wieder sehr erwünscht; denn fern von meinen Eltern, Blumen und Tieren blieb mir, war ich auch noch so zerstreut, doch immer ein Heimweh im Herzen.
     
Die

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