Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten
Dutzend Korkenzieher und Tortenheber, Aschenbecher, Kuckucksuhren, Zierteller, Kannenwärmer und was immer man für unentbehrlich in einer jungen Ehe hielt.
Bettina, Simon und Daniel sahen zu, wie Bruni ein Stück nach dem anderen aus seiner Umhüllung befreite und sich bei dem Spender überschwenglich bedankte. Nur einmal ging ein Schatten über ihr Gesicht, als sie aus Wolken von Seidenpapier eine riesige buntbemalte Vase von unbeschreiblicher Scheußlichkeit wickelte.
„Oh... “, machte sie verlegen. „Wie schön... Die ist sicher von Frieda, hab ich recht?“
Neben Bettina kicherte eine von Brunis Cousinen. Bettina sah sie fragend an.
„Das ist der Wanderpokal“, flüsterte die pummelige Kleine.
„Jeder, der die Vase kriegt, schenkt sie bei der nächsten Gelegenheit weiter.“
Draußen im Stall berieten sich Bille und die drei Jungen. „Was haltet ihr davon, wenn wir schnell nach Hause flitzen und uns umziehen?“ sagte Bille. „Ich stehe die Hitze einfach nicht durch, meine Klamotten sind zum Auswringen naß!“
„Machen wir“, sagte Florian. „Ich hab auch das Gefühl, mich trifft gleich der Hitzschlag. “
„Ich kann gar nicht so schnell schwitzen, wie mir heiß ist!“ stöhnte Tom. „Ein Segen, daß wir unsere Sachen bei Bille deponiert haben. Wartest du hier, Karlchen? Wir sind in einer Viertelstunde zurück. “
„Ist recht, ich muß sowieso mal in Ruhe wohin. Bis gleich dann. “
Zottel wieherte enttäuscht hinter Bille her. Sollten sie wirklich nichts von der Hochzeitstafel abbekommen? Von der Scheune her duftete es nach den herrlichsten Leckerbissen, da gab es Musik und Gelächter, den schönsten Zirkus!
Doch die Erlösung war nahe. Drinnen erinnerte sich Brunis Vater bierselig an die Ponys, die immer noch nicht erschienen waren. Und da alle jetzt zur Tanzfläche strömten, beschloß er, sich persönlich der Sache anzunehmen. Auf schwankenden Beinen stolzierte er zum Stall hinüber und öffnete den Laufstall, in dem die fünf Ponys Platz gefunden hatten.
„Na, dann kommt man, ihr braven, kleinen Kerle! Habt eure Sache so gut gemacht und müßt hier im Dunkeln warten!“
Zottel ließ alle Formen der Höflichkeit beiseite, drängte seinen Wohltäter an die Wand und trabte zügig zur Scheune hinüber. Er hatte genug Zeit verloren, fand er. Die anderen schlossen sich ihm mehr oder weniger zögernd an.
„Da sind sie ja! Einen Tusch für unsere Ponys!“ rief einer der Gäste, und alles applaudierte.
Zottel schüttelte geschmeichelt die Mähne und tippelte mit kleinen Schritten auf die Tanzfläche. Die anderen hielten sich im Hintergrund.
„Mein Gott auch, wie süß“, zwitscherte Frieda.
„Nein, sind sie nicht einfach schnuckelig“, stimmte ihr Brunis Mutter zu.
„Wenn das man gutgeht“, brummte Onkel Paul und schenkte sich zur Stärkung noch einen Klaren ein. „Aber warum sollen sie schließlich nicht!“
Das fand Zottel auch und wählte unter den Torten die mit dem dicksten Zuckerguß. Die anderen beschränkten sich darauf, sich von den Gästen teils mit Zuckerstücken, teils mit Likör verwöhnen zu lassen.
Thorsten, Billes Schwager, der sich bisher lediglich mit den leiblichen Genüssen befaßt hatte — besonders mit denen in flüssiger Form — , erwachte aus seinem gedankenvollen Schweigen.
„Moischele! Moischele, mein Kleiner, komm zu Papa! Komm, mein Junge, heute wird gefeiert! Magst du Bier? Nein? Habt ihr das gesehen, er schüttelt den Kopf! Was magst du denn?“
Moischele schnaubte und schlug mit dem Kopf nach hinten, wobei seine Nase automatisch in Richtung Tanzfläche zeigte.
„Tanzen willst du? Gemacht. Kapelle! Einen Walzer!“ Thorsten erhob sich schwankend und führte Moischele am Halfter auf die Tanzfläche. Die Tanzenden wichen jauchzend zur Seite. Zottel schaute einmal kurz auf den Freund und ging dann zu Mokka-Cremetorte über. Tanzen war gut, aber Kuchen war zweifellos besser.
Moischele, von Thorsten fest am Halfter gehalten, ließ sich gehorsam im Kreis bewegen, wenn es ihm auch kaum gelang, seine Schritte dem Takt anzupassen. Aber das schaffte Thorsten ebensowenig. Hin und wieder gerieten sie in ihrer
Begeisterung über die Tanzfläche hinaus, doch das störte sie nicht. Krach! schob Moischele mit seinem Hinterteil die dicke Tante Martha von ihrem Stuhl und schickte mit einem zierlichen Huftritt den Stuhl fünf Meter weiter, wo er ein Tablett voller Kaffeetassen mit zu Boden nahm.
Pitsch! schlug sein Schweif in eine Schüssel mit
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