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Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee

Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee

Titel: Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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die Schwäche verging schnell.
    Hubert und Ignaz der Schreckliche brachten San Marco. Sie hatten ihn mit Tragegurten abgestützt zwischen sich genommen, das erschöpfte Fohlen humpelte schicksalsergeben mit ihnen. Dahinter folgte Hans Tiedjen, zwei weitere Fohlen im Schlepptau, bald darauf kamen Peter und Beppo. Nicht lange, und alle Jungpferde waren geborgen, sogar die zweijährigen, Jason und Santorin, die bis an den Waldrand gerannt waren.
    Bille half, San Marco zu versorgen. Er hatte eine stark blutende Fleischwunde an der Brust, ein paar kleinere Wunden von Holzsplittern am Hals; er lahmte auf der rechten Vorderhand. Wahrscheinlich war er der erste gewesen, der voller Panik gegen das Tor gesprungen war, gefolgt von der zweijährigen Irina und dem Fuchs Don Quichotte, einem Donau-Sohn, die ebenfalls beide zahlreiche Wunden an Kopf, Hals und Brust hatten.
    „Gott sei Dank, keiner ist wirklich ernsthaft verletzt, wir haben einen Schutzengel gehabt“, sagte Hans Tiedjen. „Eine andere Frage ist es, wie sie mit dem Schock fertig werden. Ich werde sofort Dörffler noch mal anrufen.“ Dann fiel sein Blick auf Bille und ihre Klassenkameraden. „Kinder, ich danke euch. Ihr wart ganz große Klasse! Besonders du, Bille. Zottel und du, ihr hättet eine Ehrennadel in Gold verdient. Na ja, darüber muß ich noch mal nachdenken“, fügte er lächelnd hinzu.

Berittener Notdienst Fliegender Huf

    Gegen Abend ließ der Sturm nach, die Schneeflocken fielen spärlicher. Im gesamten Landkreis gab es keinen Strom, nur wenige Leute verfügten über ein Notstrom-Aggregat. Überall fielen Heizungen aus, tauten Lebensmittel in den Tiefkühltruhen, konnte nicht gekocht, nicht gewaschen, nicht heiß geduscht werden. Autobahnen und Straßen waren nach wie vor von Schneeverwehungen blockiert, nur langsam wurden die Raumfahrzeuge der Situation Herr und konnten zumindest die vollkommen eingeschneiten Autofahrer aus ihrer mißlichen Lage befreien. Glücklich waren die, die ein Transistorradio besaßen, über das sie erfahren konnten, wie die Situation draußen im Land war. Ermunternd waren die Nachrichten nicht, im Gegenteil: Katastrophenmeldungen kamen von überall.
    Hart traf es die Bauern, die, gewohnt, ihre Kühe durch Maschinen melken zu lassen, nun selbst wieder melken mußten, eine ungewohnte Arbeit und bei manchem wegen der großen Anzahl an Tieren kaum zu schaffen. In Groß-Willmsdorf hieß es: „Wer kann melken? Freiwillige vor!“ Und es fanden sich unter den Schülern immerhin vier, die diese Kunst einmal gelernt hatten. Auch Inger aus Schweden konnte melken.
    Zum Glück funktionierte das Telefon noch, und Herr Hütter, der Direktor des Reiterinternats, konnte die beunruhigten Eltern über den Stand der Dinge in Kenntnis setzen. Mit Strom mußte zwar gespart werden, aber die Heizung funktionierte, und im großen offenen Kamin in der Halle brannte ein Feuer und verbreitete behagliche Wärme. Das Haus war mit Kerzen erleuchtet, und es gab genug zu essen. Die Vorratsräume waren gefüllt, und auch den Tieren würde es an nichts mangeln, selbst wenn dieser Zustand noch Tage dauern sollte.
    Bille hatte im Sparmarkt bei den Eltern angerufen. Sie hatten den Verkauf notdürftig in Gang gehalten, und wem es gelang, trotz des Schnees bis zum Laden vorzudringen, der hatte eben gekauft, als wenn eine mehrwöchige Belagerung zu befürchten stünde. Freilich hatten nur die in nächster Nähe Wohnenden dieses Glück gehabt. Kerzen waren bereits bis zum Mittag restlos ausverkauft gewesen.
    Thorsten hatte in Wedenbruck nach dem Rechten gesehen und Moischele versorgt. Das Shetlandpony ließ sich durch das Sturmgeheul kaum beeindrucken, und weder am Haus noch am Stall war etwas entzweigegangen. Nun warteten die Mutter und Onkel Paul darauf, daß die Straße zwischen beiden Orten wieder befahrbar sein würde und sie nach Hause zurückkehren konnten. Bille bat um die Erlaubnis, in Groß-Willmsdorf übernachten zu dürfen. Nach dem Abenteuer am Nachmittag verspürte sie keine große Lust, mit Zottel noch einmal durch den Schnee zu reiten. Und das Pony war auch müde. Da Tom wieder an der Universität war, konnte sie in seinem Zimmer schlafen und hatte spät abends Gelegenheit, noch einmal nach ihren Schützlingen zu sehen.
    Frau Engelke, die Tiedjensche Haushälterin, verwöhnte alle Helfer nach Kräften. Bille futterte, bis sie nach Luft schnappen mußte und das Gefühl hatte, gleich wie eine Kugel durchs Zimmer zu rollen. Aber der warmen

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