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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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Hotel.
    Keine Missverständnisse, sie will mich nicht kaufen . Nein, ich denke, sie will mich einfach beeindrucken . Und vielleicht will sie mich auch demütigen . Klar, ist ja auch echt cool, so einem einfachen Arenal-Affen wie mir mal die richtige große Glamourwelt zu zeigen.
    Aber da ist sie bei mir an der falschen Adresse. Zum Glück ist Trotz einer meiner zuverlässigsten Charaktereigenschaften. Von daher kann Katie ihre Blender-Nummer gerne versuchen. Wird bei mir aber nicht funktionieren. Weil ich weiß, wer ich bin. Und weil ich weiß, in welcher Liga ich spiele. So etwas beeindruckt mich überhaupt nicht.
    Aber dafür werde ich sie nun beeindrucken. Ich werde mich einfach so zeigen, wie ich wirklich bin. Nichts einfacher als das. Aber es wird ihr nicht gefallen.
    Ein paar Minuten später kommt der Ballett-Kellner erneut an unseren Tisch und sieht uns mit hochgezogenen Augenbrauen erwartungsvoll an. »Und? Haben Monsieurdames sich entschieden?«
    »Jawoll«, sage ich. »Ich hätte gerne eine Portion Döner. Mit Pommes und Krautsalat.«
    »Monsieur?« Sein Gesichtsausdruck wandelt sich von arrogant in verächtlich, wobei der Unterschied ausgesprochen dezent ist.
    Ich wende mich an Katie. »Mein Französisch ist etwas eingerostet. Aber dieses ›Monsieur‹ soll wohl heißen, dass sie keinen Döner haben?«
    »Genau.«
    Ich blicke erneut den Kellner an. »Na gut, dann nehme ich Currywurst und Pommes. Und tu ordentlich Majo drauf, mein Junge.«
    »Aber, Monsieur …«
    »Habt ihr auch nicht? Dann vielleicht einen Cheeseburger?«
    »Monsieur, isch muss doch sehr bitten. Dies ‘ier ist keine Imbisslokal, wo wir haben solche … solche Widerlischkeiten. Und im Übrigen …«
    »Wieso reden Sie eigentlich Französisch?«, unterbreche ich ihn. »Ich dachte, wir sind hier in Spanien.«
    Er überhört meine Frage und wendet sich kopfschüttelnd an Katie. Es ist offenbar unter seiner Würde, sich weiter mit mir abzugeben.
    »Isch kann Ihnen empfehlen das Entrecote à la Provence, Madame. Dazu reischen wir sortierte Gemüse à la Saison und eine Sauce de Champagne. Und vielleicht wünschen Sie dazu …«
    »Das nehmen wir - beide«, ruft Katie dazwischen.
    Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. »In Ordnung. Aber ich will Ketchup dazu.«
    Katie schürzt die Lippen und sieht mich mit versteinertem Gesicht an. Sie könnte wenigstens lächeln, denke ich. Tut sie aber nicht. Sie sieht eher traurig aus. Gut so - schließlich ist sie selber schuld an dem Debakel.
    Offenbar will es Ballett-François doch nochmal mit mir versuchen. Er nickt mir zu und fragt: »Wünschen Sie einen Wein dazu? Ich empfehle einen 98er Mouton Rothschild.«
    »Monsieur«, sage ich zu ihm und ziehe die Augenbrauen hoch.
    »Dann vielleicht einen erstklassigen Burgunder aus dem vergangenen Jahr?«
    »Monsieur«, wiederhole ich, und zwar ziemlich pikiert.
    Der Kellner schüttelt verständnislos den Kopf. »Pardon? Isch verstehe nischt, was Sie wollen sagen.«
    »Ich habe Monsieur gesagt. Das heißt doch so viel wie Nein . Ich will nämlich überhaupt keinen Wein und schon gar nicht einen Rothschild, der so viel kostet, dass ich ein ganzes Jahr davon meine Miete bezahlen könnte. Ich will einfach nur ein Pils. Und jetzt dackel los und kümmer dich um die Bestellung.«
    Er bleibt völlig gelassen - was mich beeindruckt, auch wenn ich es nur ungern zugebe.
    »Gewiss, mein ‘err. Ein Pils.« Dann wendet er sich an Katie. »Und für Madame?«
    »Ich nehme eine Flasche Wein. Und da das für mich zu viel ist, trinken Sie ja vielleicht ein Glas mit, François. Und bringen Sie mir bitte die Hausmarke, die ich ohnehin bestellen wollte. Für deren Gegenwert kann man zwar nicht ein Jahr lang die Miete zahlen, aber mir schmeckt sie trotzdem.«
    »Eine gute Wahl, Madame«, sagt er und trabt davon.
    »Schwuchtel«, rufe ich hinter ihm her.
    Katie stöhnt auf. Ich freue mich.

27. Mahlzeit
    Es ist vermutlich wenig überraschend, dass unser Essen recht schweigsam verläuft. Wobei es eigentlich gar nicht unser Essen ist. Sondern eher mein Essen.
    Katie starrt nämlich nur auf ihren Teller und rührt keinen Bissen an. Oder sagen wir, fast keinen Bissen. Gelegentlich kaut sie auf einer Möhre herum und wirkt ansonsten ziemlich gedankenverloren. Zwischendurch wirft sie mir einen kurzen Blick zu, wobei es mir nicht schwerfällt zu deuten, was in diesen Augenblicken in ihr vorgeht. Klar, ich bin genau der Schwachkopf, für den sie mich wahrscheinlich sowieso gehalten

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