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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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ganz normal, dass die Leute da ihren Giftmüll entsorgen«, sagte sie dazu.
    Ich habe mir eine Antwort gespart. Was hätte ich auch sagen sollen? Dass es herzlos ist, Männer einfach in der Wildnis auszusetzen? Es hätte sie vermutlich nicht sonderlich berührt. Zwischen uns herrschte nämlich seit der Szene im Restaurant absolute Eiszeit. Und das liegt auch daran, dass unser Streit vorhin noch keineswegs vorbei war.
    Nachdem Katie ihre Tränen abgewischt und ich endlich aufgegessen hatte (es gab noch Nachtisch, und zwar vom Feinsten), verlangten wir die Rechnung. Der ziemlich unglücklich dreinschauende François legte daraufhin ein mit goldenem Muster verziertes Lederetui auf unseren Tisch. Klar, solche Schuppen sind viel zu fein, als dass man den Kassenzettel einfach so in die Hand gedrückt bekäme.
    Ohne mich auch nur zu fragen, griff Katie nach dem Lederdings und kramte dann nach ihrer Brieftasche.
    Ich packte sie am Handgelenk, schüttelte den Kopf und sagte: »Lass mal, ich mache das schon.«
    Für mich war klar, dass ich die Rechnung übernehmen würde, selbst wenn ich es mir eigentlich nicht leisten konnte. War mir egal. Es ging hier nicht um Geld. Es ging um meine Selbstachtung. Klare Sache, oder? Würde jeder Mann so machen - jedenfalls solange er das entsprechende Mädchen noch nicht rumgekriegt hatte.
    Aber wisst ihr, was Katie daraufhin sagte?
    »Sei nicht albern, Jo«, meinte sie. »Selbstverständlich bezahle ich .«
    Sie hätte nichts Schlimmeres, Demütigenderes, Vernichtenderes sagen können. Es war noch schlimmer als dieses niedlich von vorhin. ›Sei nicht albern.‹ Als ob es völlig klar wäre, dass ich der arme Schlucker und sie die Frau mit Geld wäre.
    Ist sie ja auch. Aber muss man es deswegen auch so deutlich aussprechen? Ihre Worte waren so etwas wie der Gongschlag zur nächsten Runde unserer Auseinandersetzung.
    Anstatt klein beizugeben, riss ich ihr das Lederetui unsanft aus der Hand und sagte: »Gib das her, Katie. Du bist zwar vielleicht reicher als ich, aber ich habe auch meinen Stolz. Und in dieser Hinsicht bin ich nun mal altmodisch. Der Herr bezahlt.«
    »Der Herr ist ein Idiot.«
    Ich warf einen Blick auf die Rechnung und wusste, dass sie Recht hatte. Hätte ich doch bloß die Klappe gehalten. Aber es war zu spät. Mein Urlaub würde nach dieser Mahlzeit tatsächlich doppelt so teuer werden wie geplant. Aber was soll’s. In ein paar Tagen würde ich sowieso verheiratet sein. Dann konnte ich immer noch sparsam leben. Also konnte ich vorher genauso gut noch einmal über die Stränge schlagen.
    Ich legte meine Kreditkarte in dieses verdammte Lederdings und hoffte inständig, dass vorne am Kassenautomat nicht gleich irgendeine Alarmanlage zu heulen anfing, weil meine Konten nicht gedeckt wären.
    Statt weiter auf mir rumzuhacken, überwand Katie schließlich ihre Wut. Mit leiser Stimme sagte sie: »Danke, Jo.«
    Darum, genau darum, war der Tag für mich danach endgültig gelaufen, endgültig jede Chance auf Versöhnung vertan. Weil es mich beeindruckte, dass sie dies gesagt hat. Weil sie damit zu erkennen gab, dass sie auch verlieren konnte. Anders als ich.
    Das war also eine ganz miese Tour von ihr. Sie stempelte mich endgültig als denjenigen ab, der mit der ganzen Situation und mit ihrer Person überfordert war.
    Das war wirklich verdammt unfair von ihr! Und so recht besehen stört es mich darum auch gar nicht, dass wir seitdem kein Wort mehr miteinander gewechselt haben. Nicht ein einziges. Weder als wir aus dem Restaurant aufgebrochen sind noch danach während der gesamten Fahrt zurück. Nichts als eisiges Schweigen zwischen uns.
    Wir sind schon durch Palma durch und nähern uns Arenal. Unsere Fahrt wird bald zu Ende sein. Der Abschied naht. Gut so. Dann bin ich sie endlich los! Und kann mit den Jungs wieder Spaß haben. Mich endlich auf das freuen, was vor mir liegt. Was war das nochmal? Ach ja, meine Hochzeit.
    Genau in diesem Moment räuspert Katie sich. Anscheinend möchte sie doch noch etwas sagen. Ich bin gespannt. Allerdings dauert es eine ganze Weile, bis sie den Mund aufmacht. Dann kommt es aber umso dicker.
    »Ich … ich weiß nicht, warum du das getan hast, Jo. Warum du dich heute so verhalten hast. Aber ich weiß auch, dass du nicht wirklich so bist.«
    Mehr sagt sie nicht. Ist auch nicht nötig. Ich verstehe auch so, was sie damit meint.
    Sie sieht mich an. Ich sehe sie an. Um uns herum tobt der dichte Verkehr des frühen Abends. Vor uns schimmern die roten

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