Billigflieger
einzucremen, wobei er sich rittlings auf ihren Rücken hockt, wodurch die beiden aussehen wie zwei Mammuts bei der Paarung.
Während ich sie aus den Augenwinkeln beobachte, wird mir übrigens klar, weswegen Hacki - trotz seiner ewigen Klagen - im Grunde seines Herzens ein glücklicher Mann ist. Veronika und er passen einfach gut zusammen, körperlich und seelisch. Außerdem merkt man an der Art, wie er sie eincremt, dass die beiden vermutlich ein erfülltes Sexualleben haben (eben wie Mammuts). Hacki blickt zwar gewohnheitsmäßig den ranken und schlanken Mädchen hinterher, aber eigentlich möchte er eine Frau, bei der er etwas in der Hand hat - so wie bei Veronika eben. Ich weiß, dass die beiden glücklich sind, auch wenn sie das selbst möglicherweise nicht wissen. Sie werden garantiert für den Rest ihres Lebens zusammenbleiben, zumal sowieso in naher Zukunft zwei mobile Baukräne nötig wären, um sie zu trennen.
Ich drehe mich zur anderen Seite um, wo mich allerdings direkt der nächste Schlag trifft. Dort liegen nämlich Schröder und Gabi dicht beieinander - wie zwei aufgeschlagene Comichefte. Gabi ist nicht weniger tätowiert als Schröder, auch wenn sich die Motive leicht unterscheiden. Während seine Haut in erster Linie mit Drachen, Silikon-Frauen und chinesischen Schriftzeichen bemalt ist, wird die ihre von Feen, Schmetterlingen und allerlei Blumen verziert. Die beiden liegen wie zwei Schaufensterpuppen aus einem Tattooshop nebeneinander, flüstern sich Zärtlichkeiten ins Ohr und kichern dabei wie verknallte Teenager. Tatsache ist, dass die beiden sich seit ihrer Schulzeit kennen und es auf eine geheimnisvolle Weise geschafft haben, ihre erste Liebe füreinander bis auf den heutigen Tag zu bewahren. Beneidenswert.
Und dann sehe ich zu Nina hinüber. Sie liegt neben mir und fühlt sich offenbar pudelwohl. Alles ist für sie in bester Ordnung, vor allem nach unserem versöhnlichen Wiedersehen am Flughafen. Sie löst Kreuzworträtsel, macht giftige Bemerkungen über andere Frauen, die möglicherweise einen Tick schlanker sind als sie selbst, und gelegentlich unterhält sie sich mit Gabi und Veronika, wobei die drei Pläne für heute Nacht schmieden. Es soll eine Art Polterabend werden, auch wenn unsere Hochzeit erst übermorgen ist. Aber wir sind ja schließlich auf Mallorca. Da darf man die Dinge nicht so eng sehen.
45. Medizin
Mir ist schlecht. Und das liegt nicht an den drei Litern Cola, die ich in den zurückliegenden Stunden getrunken habe (statt der üblichen drei Liter Bier). Nein, es liegt einfach daran, dass ich so viel Glück um mich herum nicht ertrage. Jedenfalls nicht an einem Tag wie diesem.
Ich brauche Luft. Und ich muss reden. Ja, glaubt es oder glaubt es nicht, aber ich muss einfach mal jemandem mein Herz ausschütten.
Also überzeuge ich Hacki, Benni und Schröder dazu, eine Runde schwimmen zu gehen.
Hacki will davon natürlich nichts wissen. »Schwimmen? Bist du bekloppt? Ich bin hier, um mich zu erholen. Ich gehe nie ins Wasser. Weißt du doch.«
Zum Glück hat Schröder bereits verstanden, worum es eigentlich geht. »Mensch, Hacki. Jetzt mach hinne. Wir wollen nicht ins Wasser. Wir wollen nur weg«, sagt er leise.
»Weg wovon?«
Schröder wirft eindeutige Blicke in Richtung der Frauen - und Hacki geht endlich ein Licht auf. Er schlägt sich demonstrativ gegen die Stirn und sagt dann mit einer übertrieben lauten Stimme, so dass es auch die Frauen hören können: »Jawoll, schwimmen. Super. Da bin ich schon die ganze Zeit scharf drauf. Ich gehe für mein Leben gerne ins Wasser.«
Wir stehen auf und nähern uns so weit den Wellen, dass zwischen uns und unserem Strandlager genug Menschen sind, die uns vor den Blicken unserer Frauen abschirmen. Dann schwenken wir ab und kehren in einem weiten Bogen an Land zurück, wo wir uns in der nächsten Bierbar niederlassen.
»Also, Jo. Was ist los?«, erkundigt sich Schröder, dem nicht entgangen ist, dass ich nicht gut drauf bin.
»Es ist Folgendes …«, beginne ich und erkläre den Jungs, dass es offenbar Frauen gibt, die eine Art Depotwirkung haben - so wie diese Vitaminkapseln, die angeblich vierundzwanzig Stunden wirken, oder die Zahnpasta, die einem scheinbar weiter die Zähne putzt, obwohl man längst im Büro sitzt oder im Bett liegt.
»Verstehe ich nicht«, meint Benni. »Meinst du wirklich, Frauen haben Vitamin C? Wäre ja nicht schlecht - du lutschst an ihnen und wirst auch noch gesund dabei.«
Schröder bringt ihn mit
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