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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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geht doch nun wirklich zu weit!«
    Lydia setzte sich mit hochroten Wangen zur Wehr. So, wie die Aktion geplant war, sei damit kein Risiko für Gabriella verbunden gewesen, jedenfalls keine Lebensgefahr. Gut, man hatte sie ange-heuert, um El Guías Neigungen zu befriedigen und ihm die schüchterne Jungfrau dabei vorzuspielen. Aber das machte sie in Neapel die ganze Woche hindurch – und mit Typen, die wohl noch von anderem Schlag waren als der alte Prophet.
    Sie hielt das Foto in beiden Händen. Dann schloss sie die Augen, als könne sie den Anblick des Mädchens nicht länger ertragen.
    »Sie haben ein Video mit ihr gemacht, ja?«
    »Nein – noch nicht…«
    »Was heißt das, und wie können Sie das wissen?«
    Obwohl es ihr schwer fiel, einen sachlichen Ton zu bewahren, berichtete Kiersten von dem ›neuen Angebot‹, das Farik Kemal in sein Lieferprogramm aufgenommen habe: das Snuff auf Bestellung. Als Beispiel nannte sie den Vorschlag, den Senator Murdstone dafür gemacht hatte.
    »Nach den Einträgen in dem schwarzen Notizbuch wurde das Foto an Kunden in Buenos Aires geschickt, an eine Gruppe, die sich Satans Gefolgschaft nennt. Ihr gehören junge Leute aus den besten Kreisen an, die als unantastbar gelten, nach Überzeugung des CIA auch der Sohn des Finanzministers. Sie sollen die Inszenierung liefern für die nächste Produktion mit Gabriella als …«
    »Hören Sie auf!«, unterbrach Lydia sie mit belegter Stimme. »Glauben Sie vielleicht, ich hätte kein Herz in der Brust? Kommt es bei Ihnen nie vor, dass ein Unternehmen mal schief läuft?«
    256

    Kiersten hatte Mitleid mit ihr. Dennoch war sie nicht bereit, ihr Vorgehen zu entschuldigen. Immerhin hatte ihr Eingeständnis eines möglichen Fehlschlags eine gewisse Einsicht erkennen lassen.
    »Wie sollte das denn laufen? Erzählen Sie mal!«, forderte sie.
    Die maltesische Polizei sollte in Abstimmung mit der italienischen in das Heiligtum eindringen, um dort D'Altamiranda in fla-granti zu erwischen – oder zumindest Gabriella ›aufzugreifen‹ und damit eine Belastungszeugin zu haben. Der Einsatzgruppe gehörte ein Arzt an, der sofort die entsprechenden Maßnahmen zur Durchführung anschließender DNS-Analysen ergreifen sollte. Anhand dieser hätte man El Guía dann sicher für zehn Jahre hinter Gitter bringen können.
    »Darüber lässt sich reden… Und was hat dann nicht geklappt?«
    »Der Sektenführer für die Region Neapel war selbst ein guter Kunde von Mamma Sissa. Damit hatte man ja nun nicht rechnen können! Dadurch flog meine Deckung in letzter Minute auf. Es hätte immer noch klappen können, aber die Mirandisten hatten einen Spitzel im Polizeihauptquartier. Als die Polizei im Heiligtum eintraf, war da keine Spur mehr von Gabriella. Stattdessen gab es jede Menge Zeugen, die übereinstimmend behaupteten, sie hätten mich mit Gabriella weggehen sehen.«
    »Und Sie selbst? Wie kamen Sie davon?«
    »Mit knapper Not! Gott sei Dank hat man mich noch rechtzeitig warnen können, sonst hätte man mich geschnappt – und dann adieu Dora!«
    Sie hatte sich im Hafen verstecken und auf die erste Fähre nach Valletta gelangen können. Die Idee, sich in den Schutz der Polizei zu begeben, hatte sie nach dem fünftägigen Aufenthalt im Heiligtum verworfen. Sie war dort zu der Überzeugung gelangt, lieber überhaupt niemandem mehr zu vertrauen.
    Sie reichte Kiersten ein Exemplar der englischsprachigen maltesi-schen Zeitung Malta's Daily, wo ein Beitrag auf der ersten Seite vom 257

    ungeklärten Tod einer deutschen Touristin in Mgarr berichtete, die von einer ›verirrten Kugel‹ getroffen worden sei, als sie gerade die Fähre besteigen wollte.
    »Von weitem ähnelte die arme Frau mir mit ihren kurzen Haaren und ihrem geblümten Kleid. Ich befand mich nur ein paar Meter von ihr entfernt in einem Rollstuhl, wie eine alte Dame mit einem großen Schal verhüllt, von einer guten Seele geschoben.«
    »Was für ein Schlamassel! Hat man den Schützen ausfindig machen können?«
    Lydia zuckte nur mit den Schultern, als sei die Frage wirklich zu naiv. Und nun – glaube ihre kanadische Kollegin noch immer, dass man diesen El Guía und seine Leute mit Samthandschuhen anfas-sen müsse?
    »Von Samthandschuhen ist keine Rede, das wissen Sie doch selbst! Dennoch habe ich den Eindruck, dass Casus Belli eine Art von Rachefeldzug gegen die Universelle Vereinigungskirche führt aufgrund dessen, was mit dem jungen Buglione geschehen ist. Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber

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