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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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worum es hier ging. Auch wenn sie nicht Die Frau und die Ratten gesehen hatten, so kannten sie doch sicher den Leidensweg des jungen Zaroukian oder die tödlich endende Folterung Rachid Nassers – zwei ›Klassiker‹ des Genres, die man inzwischen für fünfhundert Dollar in bestimmten einschlägigen Läden unter dem Ladentisch hervorholte.
    Zumindest aber mussten sie um das Video von der vielfachen Vergewaltigung und anschließenden Ausweidung der maghrebinischen Heranwachsenden Raia wissen, denn die fünf daran beteiligten Männer hatten ihre Gesichter nicht verhüllt, und Interpol hatte Kopien 287

    des Videos verschickt, um sie identifizieren zu können.
    Dann kam ihr die Bemerkung ihres Vaters in den Sinn über ihren
    ›Kreuzzug gegen das Böse‹, und auch Lydias Bemerkung vom Vortag, die in eine ähnliche Richtung ging. Sollte sie ihre berufliche Objektivität verloren haben? Vielleicht hatten ja ihre Kollegen hier doch Recht und diese Snuffs waren auch nicht mehr als eine Form der Kriminalität wie viele andere auch, weder skandalöser noch ab-stoßender als andere … Eine einzige Lieferung gepanschten Rauschgifts verursachte vielleicht Hundert Mal so viel Tote wie ein noch so scheußliches Video, bei dem es mit ein oder zwei Opfern abging …
    Was war mit der Frescobaldi los? Sie hatte ihr Verhalten geändert, nachdem sie so forsch die Sitzung eröffnet hatte. Sie saß nun still da und machte sich Notizen, und wenn sich kurzes Schweigen aus-zubreiten begann, hob sie den Kopf und schaute wortlos in die Runde wie eine Sekretärin, die auf Fortsetzung des Diktats wartet.
    Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, nahm Kiersten die Führung in die Hand. Sie kommentierte den Katalog Farik Kemals und konnte mit ihrer Enthüllung über den Selbstlöschungsmechanismus der Snuffs allgemeines Interesse verbuchen. Ermutigt glaubte sie, dass sich damit der Wind gedreht habe. Als es jedoch um die prak-tischen Fragen eines Organisationsplanes für die Zusammenarbeit ging, zerstoben alle hehren Prinzipien im Hickhack und Wirrwarr um Zuständigkeiten und Beschränkungen. »Und ich hatte mir eingebildet, denen etwas über die Hypothese bezüglich der Mirandisten erzählen zu können«, dachte sie. »Wie naiv! Aber wenigstens mit diesem Sabbagh sollte ich darüber ein paar Worte wechseln, am besten beim Hinausgehen. Sein Pessimismus flößt einem doch wahrlich Vertrauen ein!«
    Die Sitzung dauerte inzwischen zwei Stunden. Man brauchte zehn 288

    Minuten für die Diskussion darüber, ob man eine Pause einlegen solle, um außerhalb zum Essen zu gehen, oder ob man sich damit begnügen wolle, belegte Brötchen bringen zu lassen. Die Entscheidung fiel zugunsten des letzteren Vorschlags, zur sichtlichen Verstimmung Billards. Für kurze Zeit unterhielt man sich also mit vollem Mund, ohne dass dies jedoch die Debatte gehaltvoller gemacht hätte.
    »Sie fertigen ein Protokoll an?«, fragte plötzlich Kenneth Sabbagh.
    Lydia nickte mit einem aufgesetzten Lächeln, und es breitete sich verblüfftes Schweigen aus. Dieses wurde schließlich von Knokkendaal gebrochen, der erstaunt fragte: »Wieso denn das, bei einem informellen Treffen? Es lag doch gar kein Antrag zur offiziellen Be-schlussfassung über den Plan von Casus Belli vor. Oder sollte ich mich da irren?«
    Lydia antwortete ihm, diese Snuffs stellten tatsächlich, wie das vorhin jemand so treffend gesagt habe, nur eine ›nebensächliche Begleiterscheinung‹ dar. Man scheine sich ja wohl darauf verständigt zu haben, dass die ›beschränkte Anzahl‹ dieser im Umlauf be-findlichen Produktionen (es gehe um zweieinhalb- bis dreitausend) Sofortmaßnahmen nicht erforderlich machten. Andererseits müsse man darauf gefasst sein, dass früher oder später die breite Öffentlichkeit von der Existenz dieses Materials erfahre, indem vielleicht die Medien einen Einzelfall aufgriffen und dann nachbohrten. Das habe man schließlich schon erlebt. (Kollegiales Augenzwinkern zum belgischen Vertreter hinüber.) Dann würde man die nationalen Polizeikräfte auf die Anklagebank zerren, und die Wähler würden Rechenschaft verlangen. Und genau für einen solchen Fall habe Lydia vorsorglich Protokoll über diese Sitzung geführt, zur Vorlage bei Interpol. Damit ließe sich dann gegebenenfalls belegen, dass man sich frühzeitig und ernsthaft mit dem Problem dieser Snuffs befasst habe und dass die Experten sich zusammengesetzt hätten, 289

    um entsprechende Maßnahmen sowohl zur Vorbeugung als auch

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