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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Inspektor, während er sich umdrehte, um die Tür hinter sich zu schließen. »Jemand muss ihn gewarnt haben. Das Mädchen unten vielleicht?«
    Als er sich dem Chinesen wieder zuwandte, stand dieser vor ihm und richtete eine Waffe auf ihn – eine 9-mm-Beretta. Der Inspektor breitete seine Arme aus und zeigte seine leeren Handflächen vor.
    Da verspürte er schon einen unerträglichen Schmerz in der Brust.
    Als er die Augen wieder öffnete, hatte sich die Perspektive verändert. Er saß auf dem Linoleumboden, den Rücken an die Tür gelehnt; dass er zu Boden gesackt war, hatte er gar nicht wahrgenommen. Jetzt bloß nicht bewusstlos werden! Das erste Mal in einer dreiunddreißigjährigen Laufbahn! Er hätte nie geglaubt, dass das so wehtun würde …
    Er sah, wie Tung herantrat und erneut seine Waffe hob, einen völlig abwesenden Ausdruck auf dem aschfahlen Gesicht. Er dachte noch: »Jetzt ist's endgültig aus!« Dann aber siegte sein Überlebens-322

    instinkt und er schrie: »Ich bin verletzt! Helfen Sie mir!«
    Die Augen des Arztes verloren ihre Starrheit, und sie füllten sich mit einem Ausdruck höchsten Erstaunens. Es kostete ihn sichtliche Anstrengung, das zu begreifen, was er hier vor sich sah. Dann nickte er langsam mit dem Kopf, als erkläre er damit sein Einverständnis, legte die Beretta auf das Bett und kniete sich dann vor Julien hin, um nach der Einschussstelle zu suchen. Als er ihm die Jacke herunterzog, schrie Julien vor Schmerz auf.
    »Tut mir Leid!«
    Der junge Arzt schnallte behutsam das Halfter mit der Dienst-waffe ab. Er runzelte die Brauen, als er den Blutfleck auf dem Hemd sah; das Einschussloch lag auf der Höhe der Milz. Dann stand er auf und holte von einem Regal einen Verbandskasten.
    Julien beugte sich zur Seite; es verursachte ihm einen furchtbaren Schmerz, auch nur den Arm auf das Bett zu legen. Ein roter Schleier legte sich über ihn, er tastete blind auf der Steppdecke herum.
    Als er wieder zu sehen vermochte, stand der junge Mann mit einer Spritze vor ihm. Die Beretta auf dem Bett war verschwunden, von dem Einstich spürte Julien nichts.
    »Wofür… ist… das?«
    »Um den Schmerz zu beseitigen!«
    »Den Schmerz – oder mich?«
    Tung erhob sich, seinem Blick ausweichend. Dann sagte er knapp, er sei schließlich Arzt und nicht hier, um irgendjemanden zu tö-
    ten! Dann kümmerte er sich nicht weiter um ihn, holte einen Koffer unter dem Bett hervor und leerte dessen Inhalt auf den Boden: Briefe, Dokumente, sonstigen Papierkram. Dann warf er weitere schriftliche Unterlagen dazu, die er aus seinen Taschen und aus Schubladen holte. Er tat das alles rasch und präzise und führte dabei ein lautes Selbstgespräch. Ja, er hätte lieber die Große Versammlung abgewartet, um gemeinsam mit den übrigen Erwählten die Schwelle der Astralen Verklärung zu überschreiten. Alle zusam-323

    men hätten sie sich mit dem Licht vereinigt! Leider aber müsse er nun seinen Brüdern vorangehen. Sein Verhalten würde wohl miss-verstanden werden von den Unwissenden. Man würde ihn sicher auch mit der Erlösung dieses Farik Kemal in Verbindung bringen, und man würde ihm wohl vorwerfen, dass er sich der irdischen Justiz habe entziehen wollen. Er bedauere das, ernsthaft – zumal wegen der Menschen, die ihm nahe standen: seine Eltern, seine Freunde, vor allem Zaina, die sich wohl verraten fühlen würde …
    Julien verstand jedes Wort dieses Selbstgesprächs, er reagierte darauf aber ebenso wenig wie auf die eindeutigen Vorbereitungen eines Selbstmords, die hier getroffen wurden. Das Morphium, oder was immer der Chinese ihm gespritzt haben mochte, hatte ihn in einen Zustand versetzt, den er niemals vorher erlebt hatte, und den er geradezu als wohltuend empfand. Er spürte auch keine Schmerzen mehr. »Trotzdem muss ich nachher aufstehen, um Sandrine vom Omnibus abzuholen. Kiersten verlässt sich auf mich!«
    Yan Tung holte gerade ein paar Fotos von den Wänden, Fami-lienbilder höchstwahrscheinlich. Er küsste sie andächtig, dann holte er aus dem Schrank einen roten Plastikkanister. Er schraubte ihn auf und goss ein paar Liter Benzin über die in der Mitte des Zimmers aufgehäuften Papiere.
    Mit distanzierter, fast hochmütiger Höflichkeit bat er dann den Inspektor, zu gehen und ihn allein zu lassen. Ja, glaubte er denn tatsächlich, er könne sich überhaupt bewegen? Tung kümmerte sich nicht weiter um ihn und setzte sich in der Lotushaltung auf den Boden. Er übergoss zunächst seinen Unterleib mit Benzin

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