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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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verstärkt. Jedes Schiff, das Fernziele an-steuert, wird streng kontrolliert…«
    »Ich verstehe. Aber trotzdem: Wie können Sie verbindlich ver-368

    sichern…« Kiersten unterbrach sich und schlug sich dann mit der Hand vor die Stirn. »Natürlich: Sie haben dort jemand eingeschleust, haben jemand vor Ort!«
    »Tüchtig! Ja, Casus Belli konnten schon vor Monaten jemanden in das Heiligtum einschmuggeln, und nur deshalb gelang es der armen Dora, ihre Haut zu retten. Man konnte sie in letzter Minute darüber informieren, dass ihre Deckung aufgeflogen war.«
    »Sie behaupten, dass Sandrine und Gabriella zusammen seien«, sagte Kiersten und ergriff in einer unwillkürlich flehenden Geste Lydias beide Hände. »Darf ich das so verstehen, dass Sie wissen, wo sich die beiden im Augenblick befinden?«
    »Ja, tatsächlich, Luigi hat heute Nachmittag die Bestätigung dafür erhalten. Jetzt muss man also die Mannschaft aufstellen, um sie noch vor der Großen Versammlung zu befreien. Viel Zeit bleibt uns da nicht! Und noch weniger, wenn Sie nicht bald aufhören, mir die Hände zu zerquetschen!«
    Kiersten ließ sie mit einer Entschuldigung verwirrt los. Sie hatte sich tatsächlich wie in einem Reflex an ihr festgeklammert, um bei ihr Halt zu finden.
    War es möglich, dass Hoffnung noch grausamer sein konnte als Ungewissheit?
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    20. KAPITEL
    rst drei Stunden waren vergangen, seit Mona-Lisa Peres Sandrine Egebeten hatte, ihr beim Aussuchen von Melonen zu helfen.
    Und doch erschien sie Sandrine, die sich nun als Gefangene in diesem großen Obst- und Gemüselager befand, wie eine Ewigkeit. Endlich, ja endlich öffnete der Eigentümer oder Zuständige die schwere Tür der Lagerhalle. In der Öffnung stehend, wirkte der Mulatte nicht gerade umgänglich mit seinen kleinen schwarzen Augen, seinem Stiernacken und dem über der Schulter hängenden Gewehr.
    Die Frau, die ihn begleitete, machte ihm ein Zeichen zu warten und trat näher mit der Bemerkung, sie heiße Jasmine. Sie war in ein langes, weißes Gewand gehüllt, und eine mächtige Hasenscharte verlieh ihrem düsteren Gesicht etwas zusätzlich Bedrohliches. Sandrine konnte nicht die Augen von der schrecklichen Verunstaltung wenden.
    »Was soll denn das heißen?«, schrie sie. »Wieso hat man mich hier eingesperrt? Sie haben kein Recht dazu!«
    »Halt den Mund! Wenn du keine Schwierigkeiten bekommen willst, sprichst du besser nur, wenn man dich etwas fragt! Herr Stavros hier ist nicht unbedingt für seine Geduld berühmt … Du bist jetzt gewarnt! Da, nimm das!«
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    Sie warf ihr eine Wolldecke und ein grob gewebtes großes Hand-tuch zu.
    Sandrine stellte trotz der Mahnung weitere Fragen und hörte nicht auf, zu protestieren, doch die junge Frau tat, als verstehe sie nichts, und beschränkte sich lediglich auf die Versicherung, dass bestimmt keine Verwechslung vorliege und dass sie durchaus schon von Kiersten MacMillan gehört habe, die bei der Königlich Kanadischen Polizei ›einen hohen Posten‹ innehabe.
    »Bleib, wo du bist«, fügte sie hinzu und wandte sich zum Gehen.
    Sandrine stürzte los, um zur Tür zu gelangen. Mit unerwarteter Wendigkeit stellte sich ihr der Mann mit dem Gewehr mit drohenden Worten in den Weg. Sie zögerte einen Augenblick, um neue Kräfte zu sammeln. Doch es war schon zu spät: Die Tür schlug zu, und es wurde ein schwerer Riegel vorgeschoben.
    Sandrines Gefängnis war ein grob ausgeführter Bau mit Mauern aus Zement und einem Dach aus Wellblech. Ein schräges Fenster unter dem Dach an der Vorderseite, das mit soliden Eisenstäben vergittert war, ging auf freies Feld hinaus. Das Lagerhaus war voll gestopft mit Waren, und man musste sich, wenn man sich in der Halle bewegen wollte, durch ein von Gerüchen erfülltes Labyrinth aus Obst-und Gemüsekisten, Schachteln mit Konserven, Säcken voll Kartof-feln, Mehl und Zucker hindurchwinden, die in hohen Stapeln mit bedrohlich fragwürdigem Gleichgewicht aufeinander geschichtet waren. An leisen Geräuschen und einem Rascheln merkte die Gefangene mit anfänglichem Schrecken, dass sie nicht allein in dieser Lagerhalle war. Sie beruhigte sich wieder, als sie ein kleines Katerchen mit räudigem Fell entdeckte, das sich rasch anlocken ließ. Sicher, die Klasse von Cashew hatte es nicht, aber es sollte sich schnell als weitaus gewandter erweisen. Oh, jetzt nur nicht an Cashew denken, sagte sie sich, und nicht an die Wohnung in Ottawa und nicht an 371

    die Mutter! Sonst würde sie nur erneut wie wild mit

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