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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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den Fäusten gegen die schwere hölzerne Tür hämmern und sich die Seele aus dem Leib schreien. Wenn sie daran dachte, dass sie am Anfang geglaubt hatte, Mona-Lisa wolle ihr lediglich einen Streich spielen…
    Hinten in der Halle war ein kleiner Raum abgeteilt, vor dessen Fenster außen dicke Bretter geschlagen worden waren. Durch die unregelmäßigen Spalten dazwischen drangen die Strahlen der untergehenden Sonne und tauchten diese Kammer, in der es nach abge-standenem Wasser roch, in ein diffuses Licht. An der Wand fing ein gemauertes Waschbecken die unaufhörlich aus einem primitiven Hahn fallenden Tropfen auf. Als einzige Toilettengegenstände fanden sich eine Nagelbürste mit vielfach schon ausgefallenen Borsten und ein Stück Kernseife. Als Klo diente in der Ecke ein großer Eimer mit einem Holzdeckel darauf, in den in der Mitte ein großes, rundes Loch gesägt worden war.
    Sandrine wandte sich um, als hinter ihr die Tür zu diesem kleinen Nebenraum knarzte. Im Türrahmen stand ein zierliches Mädchen mit struppigem Haar in einem zerknautschten Kleid, das sie wortlos anstarrte. »Wie alt mag sie sein?«, dachte sie. »Älter als ich zu-nächst glaubte … vielleicht fast so alt wie ich. Aber was tut sie hier?«
    »Wie heißt du?«, fragte Sandrine erst in Englisch, dann in Französisch.
    Doch die andere lief ohne Antwort weg. Warum? Wovor hatte sie Angst? War sie davongerannt, um sich an einem Platz zu verstecken, den nur sie kannte? Davon gab es in dieser großen Halle sicher nicht wenige.
    Es wurde rasch dunkler. Sandrine fand neben dem Eingang einen Lichtschalter und knipste ihn an. Eine schwache Birne an der Decke ging an; besser als nichts. Sie stieg auf die Ladefläche eines Heuwagens, dessen Deichsel hochgeklappt war. Die Räder waren mit schweren Eisenreifen beschlagen, die Achsen schwarz von Schmiere. Eine dort liegende, dicke und schwere Decke, die nach 372

    Pferd roch, diente ihr als Matratze. Sie rollte sich darauf zusammen und deckte sich mit der Wolldecke zu, die ihr vorhin diese beunru-higende Person mit den abrasierten Augenbrauen gebracht hatte.
    Aus dem Schatten tauchte jenes schweigsame Mädchen auf und kletterte neben sie auf diese Schlafstätte. Sie rollte sich zusammen und wandte ihr dabei den Rücken zu.
    »Wenn sie nichts von mir wissen will, warum schlüpft sie dann zu mir und drängelt sich an mich?«, dachte Sandrine. Das wurde ihr bald klar, als sie hörte, dass der kleine Kater ganz offensichtlich auf Mäusejagd war.
    Sie wachte im Morgengrauen auf und war völlig überrascht, dass sie geschlafen hatte. Draußen war das wilde Kläffen eines Hundes zu hören. In der Dunkelheit hätte ein jeder hier eindringen können, um ihr etwas anzutun … Sie hatte sich unvorsichtig verhalten.
    Dennoch hatte sie an diesem Morgen tatsächlich schon weniger Angst. Das Schlimmste war, dass sie keine Ahnung davon hatte, was mit ihr geschehen würde, und dass niemand da war, um ihre Fragen zu beantworten …
    Ihre Schlafgenossin war verschwunden. »Wie hatte sie es nur geschafft, von der Ladefläche herunterzuklettern, ohne ein Geräusch zu verursachen, wo doch in dieser stillen Halle selbst der leiseste Laut zu hören war? Welch seltsames Mädchen! Ob sie wohl weiß, warum man sie hier festhält? Sie misstraut mir, das ist unverkennbar. Vielleicht aber versteht sie einfach kein Wort von dem, was ich sage. Trotzdem ist das eigentlich kein Grund dafür, sich hier wie eine scheue Wilde aufzuführen.«
    Sie hörte ein Zwitschern über ihrem Kopf. Durch eine geöffnete Klappe in dem großen Frontfenster war eine Schwalbe hereingekommen, und mit drei Flügelschlägen strebte sie einem Fleck unter dem Wellblechdach zu, wo sie offenbar in einem Nest von ihrer hungrigen Brut erwartet wurde.
    War vielleicht diese ganze Geschichte hier eine Art von Mutpro-373

    be, welche diese Stiftung für Neuankömmlinge organisiert hatte, so wie ein Aufnahmeritual, welches an manchen höheren Schulen die neu Eintretenden bestehen mussten? Man wollte sie vielleicht einfach auf die Probe stellen, um zu sehen, wie sie in einer Stresssitua-tion reagieren würde.
    Aber das hielt einer reiferen Überlegung nicht stand. Und nun gingen ihr endlich auch bestimmte Einzelheiten im Zusammenhang mit ihrer Abreise aus Kanada durch den Kopf. So musste doch zum Beispiel dieser junge Mann, der sie vor dem Obersten Gerichtshof mit der angeblichen Nachricht des Richters erwartet hatte, Patrick gewesen sein – der gleiche, mit dem sie von

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