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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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fünf- bis zehntausend Dollar, der teuerste, Die Frau und die Ratten, war mit fünfund-siebzigtausend Dollar ausgezeichnet. Einige Angebote waren mit einem roten Stempel ›Verkauft‹ versehen, und eine Notiz besagte, dass jedes Video ein Original sei und es keine Kopien davon gebe.
    Kiersten schob den Katalog ihrem Vater zu, doch der weigerte sich, ihn in die Hand zu nehmen. Er war sichtlich betroffen von dem, was er da zu hören bekam, erwartete aber mit reserviertem Gesicht ihre weiteren Mitteilungen.
    »Wir haben einen Mitarbeiter vor Ort, der bei der Sicherheitsab-teilung für Unterhaus und Senat beschäftigt ist«, sagte sie. »Auf unsere Weisung hin hat er die Aktivitäten Murdstones diskret überwacht. Anfang dieser Woche hat er diesen Katalog aus seiner Post herausgefischt.«
    »Klammheimlich«, murmelte der Richter.
    »In der Tat«, gab Kiersten mit wachsender Unruhe zu. »Der Senator hat bisher noch keinerlei Verdacht geschöpft. Wir müssen nur warten, bis er seine nächste Bestellung aufgibt, um das Netz zuziehen zu können! Im Übrigen ist es wenig wahrscheinlich, dass er zwölftausend Dollar ausgegeben hat, um sich ein einsames Vergnü-
    gen zu gönnen. Wir sind der Meinung, dass er einer Gruppe von Liebhabern solch ausgefallener Sensationen angehört, wenn nicht gar einem ganzen Netz …«
    »Das mag ja sein, aber das gibt euch nicht das Recht, seine Post zu öffnen! Du hast von einer ›diskreten Überwachung‹ gesprochen
    … Darf man erfahren, wenn das nicht zu viel verlangt ist, wer diese genehmigt hat?«
    »Richter Appelbaum – auf ganz ordnungsgemäßen und formellen Antrag…«
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    »Und mit welcher Begründung?«
    »Begründung?«, explodierte sie und hielt angewidert den Katalog hoch. »Ist das hier nicht genug?«
    »Du willst sicher sagen ›Ist das nicht ausreichend?‹«, korrigierte er sie trocken. »Und wenn ihr sonst nichts gegen den Senator in der Hand habt, ist meine Antwort ›Nein!‹ Appelbaum hat sich überfah-ren lassen – das scheint zur Gewohnheit bei ihm zu werden.«
    Kiersten spürte, dass sie den Boden unter den Füßen verlor. Zorn und Abscheu gewannen in ihr die Oberhand, und zugleich nährte eine dunkle Vorahnung weiter ihre Zweifel. Diese widersprüchlichen Empfindungen konnte man ihr wohl am Gesicht ablesen, denn nachdem er sie eindringlich gemustert hatte, wurde ihr Vater milder und räumte ein, dass die besondere Scheußlichkeit dieser Affäre durchaus Verwirrung stiften könne. Dennoch zeigte er sich erstaunt darüber, dass selbst Paul Bourdages mit seiner juristischen Ausbildung nicht bemerkt habe, dass ihr Vorgehen in einer Sackgasse enden müsse.
    »Dieser Snuff, von dem du gesprochen hast, ist ein Beweisstück dafür, dass ein kaltblütiges Verbrechen begangen wurde, mit außerordentlicher Grausamkeit und aus purer Gewinnsucht. In unter-schiedlichem Grad sind die Peiniger und ihre Helfer Mitschuldige eines Mordes. So weit sind wir uns einig. Nun wird ein Video dieses Verbrechens einem interessierten Käufer angeboten, der es sich, allein oder mit anderen zusammen, anschauen will. Ich muss dir sagen, dass es weder für den Verkauf noch den Kauf noch die private Vorführung einen Straftatbestand gibt. Senator Murdstone könnte eine Klage anstrengen gegen meinen Kollegen Appelbaum, weil dieser ohne ausreichende Begründung die Verletzung des Postgeheimnisses zu seinem Schaden genehmigt hat – und er würde sie gewinnen!«
    »Ist dir klar, was du da sagst?«, schrie Kiersten mit hochrotem Kopf. »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Tag für Tag werden irgendwelche Leute wegen Handels mit Pornografie verurteilt… mit 54

    Material, das mehr als harmlos ist gegenüber diesen Scheußlichkeiten!«
    »Sicher, aber wenn ich mich auf das verlasse, was du selbst gesagt hast, spielen pornografische Elemente so gut wie keine Rolle für den Inhalt dieser Videos. Man müsste juristisch überprüfen lassen, wie weit der Begriff des Obszönen auszulegen ist, aber ich habe erhebliche Zweifel, ob auf die Vorführung von Grausamkeiten, seien sie nun real oder gespielt, ein solcher Anklagepunkt anwendbar ist.«
    Die gelassene und nüchterne Argumentation des alten Herrn brachte Kiersten aus der Fassung.
    »Ich muss wohl träumen! Wenn ich dich recht verstehe, kann man nicht das Geringste unternehmen, um den Handel mit solchen Widerwärtigkeiten zu unterbinden …«
    Er hob energisch die Hand:
    »Davon war gar keine Rede! Man könnte entweder ein Gesetz da-zu verabschieden,

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