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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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ge-nügen, um ihn zur Zusammenarbeit zu bewegen.
    Keine Unsicherheit mehr, keine Angst mehr. Kiersten empfand ein nahezu körperlich spürbares Gefühl der Erleichterung und einen fast zwanghaften Antrieb zu sofortiger Tätigkeit. Sie starrte in den Kamin, wo kleine Flammen wie Irrlichter an den Kanten der halb niedergebrannten Buchenscheite züngelten, und nahm nicht einmal wahr, dass ihr Vater sie beobachtete.
    »Sie ist nicht geschaffen zum Glücklichsein«, dachte er. »Sie war es niemals, jedenfalls nicht seit dem Tode ihrer Mutter … Wir sind 57

    so verschieden! Sie scheint ständig etwas von mir zu erwarten, ohne jedoch zum Ausdruck zu bringen, was eigentlich … Sie fürchtet mein Urteil, dabei habe ich von ihr eine viel bessere Meinung als sie von sich selbst! Sie ist so hart zu sich selbst…«
    Er wusste das, weil er darunter gelitten hatte, dass die Strenge seiner Tochter auch ihn nicht ausnahm. Sie legte einen hohen, bis zur Intoleranz gehenden Maßstab an Loyalität und Gerechtigkeit an.
    Doch es fehlte ihr dabei eine gewisse grundsätzliche Großzügigkeit, die so typisch gewesen war für Gwendolyn. Von ihm machte sich seine Tochter ein Bild ohne Fehler, ohne Schattenseiten. Sicher, sie bewunderte ihn, aber auf eine fast bedrohliche Weise, die nur seine Vorzüge sehen wollte und nicht auch seine Schwächen. Er hatte mehrfach versucht, mit ihr zu reden über seine gelegentlichen An-flüge von Mattigkeit und Erschöpfung, ihr ihn bedrängende Gedanken anzuvertrauen; aber es war ihr jedes Mal gelungen, das Gespräch auf andere Themen zu lenken.
    Kiersten stieß einen Seufzer aus, und es kam wieder Leben in ihre Augen.
    »Habe ich dich verletzt?«, fragte sie. »Ich war ungeschickt, aber ich wusste tatsächlich nicht, wie ich die Sache anpacken sollte…«
    Er machte eine beschwichtigende Handbewegung, um ihr zu bedeuten, dass die Sache für ihn erledigt sei.
    »Du hast beim Essen Andeutungen gemacht zu bestimmten Vorgängen, die dir im Laufe der letzten Jahre anvertraut worden seien«, sagte er. »Ziemlich delikate Geschichten …«
    »Ich hätte dabei auch noch eine Untersuchung wegen sexueller Belästigung bei der Polizei erwähnen können … Lauter so Zeug, mit dem man sich nur Feinde macht!«
    »Kurz gesagt also, du hast in deinem Berufsleben schon einiges an Unschönem mitbekommen. Du hast mir ja nie sonderlich viel 58

    erzählt über deine Arbeit, aber ich hatte doch den Eindruck, dass du dir immer deine Objektivität erhalten konntest …«
    »Und du meinst, dass ich sie jetzt verloren habe?«
    »Diese Frage kannst nur du selbst beantworten. Ich komme einfach darauf, weil du mir … verändert scheinst.«
    »Verändert? Nun ja, vielleicht… Weißt du, diese Snuffs sind nicht lediglich eine neue Art von Kriminalität! Das ist viel schwer wiegender, das ist… wie ein Krebsgeschwür! Diese Bilder verfolgen mich natürlich. Ich komme nicht los davon. Aber es geht hier um weit mehr als eine persönliche Revolte …«
    »Einen Kreuzzug gegen das Böse?«
    Sie begehrte auf: Der Ausdruck ›Kreuzzug‹ verletzte sie. Aber sie wusste in ihrem tiefsten Inneren selbstverständlich, dass sie wegen einer Drogengeschichte oder Prostitution niemals eine gesetzlich nicht gedeckte Ermittlung gebilligt hätte.
    »Du kannst mich nicht verstehen«, klagte sie bitter. »Aber trotzdem weigere ich mich, dir ein solches Snuff vorzuführen, um dich zu überzeugen!«
    »Du irrst dich, Kiersten! Meine Bemerkung war keineswegs sarkastisch gemeint. Wenn ich nicht fürchten müsste, melodramatisch zu werden, würde ich sogar von einem Kreuzzug gegen den Teufel sprechen. Denn wenn man sich zum Vergnügen den langsamen Tod eines wehrlosen menschlichen Wesens anschaut, dann ist das doch die absolute Verneinung der Vorstellung von Zivilisation. Insofern brauchst du dir auch keine Gedanken zu machen: Es bedarf bei mir keiner Vorführung des Bösen, um an dessen Existenz zu glauben!«
    »Du hältst es aber trotzdem für falsch, dass wir die Sache im Geheimen halten wollen?«
    »Wie soll sich die Gesellschaft entwickeln, wenn der Spiegel, den man ihr vorhält, ein retuschiertes Bild zeigt, und wenn das obendrein durch die geschieht, die eigentlich zu ihrem Schutz bestimmt 59

    sind? Das Verbergen des Bösen als Vorbeugungsmaßnahme erscheint mir als sehr riskantes Täuschungsmanöver.«
    Kiersten war noch nicht überzeugt.
    »Die Kollegen vom FBI und von Interpol sind aber ganz unserer Meinung: Wenn man bekannt macht, dass es

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