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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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›Institut‹ verbracht worden, in dem seine linientreuen Kollegen seine Umerziehung auf dem Wege der experimentellen Behandlung mit Medikamenten betrieben hatten. Dann war er ins Exil nach Gorki geschickt worden, wo er sich Andrej Sacharow und Elena Bonner anschloss. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde er rehabilitiert, und es ging das Gerücht um, dass Michail Gorbatschow, solange er an der Macht war, ihn regelmäßig konsultiert habe. Man behauptete sogar, dass sein geheimer Einfluss auf den Kremlchef ihn zur ›Grauen Eminenz‹ der Perestroika gemacht habe.
    Schließlich wanderte er nach Israel aus, gab aber drei Jahre später öffentlich seine neue Staatsbürgerschaft zurück aus Protest gegen den wachsenden Einfluss der religiösen Fundamentalisten in der Knesset.
    Catherine verstummte und erhob sich. Ihre Silhouette hob sich als dunklerer Schatten vor dem des Türrahmens ab. Laurence stand noch ganz unter dem Eindruck ihrer Stimme in der Dunkelheit –
    wie ein kleines Mädchen, dem man gerade ein Märchen erzählt hatte.
    »Warum?«, fragte sie.
    Catherine brauchte über die Bedeutung dieser Frage nicht nachzudenken und antwortete: »Weil ich auf deiner Seite bin!« Es war das erste Mal, dass sie Laurence duzte. Dann ein Rascheln von Stoff, das Knacken des Parketts, ein Luftzug: Sie war gegangen.
    Laurence kuschelte sich in ihrem Bett zusammen. Eine Stunde später wachte sie auf und umschlang sich mit ihren Armen, mit der einen Hand ihre Brust liebkosend, die andere zwischen die Schen-84

    kel gesteckt. Die Selbstbefriedigung sol te bewirken, dass die Tränen sich lösten, die sie beruhigen könnten. Sie streichelte sich und dachte an einen Strand mit warmem Sand, die im Meer versinkende rote Sonne; das Geräusch der Brandung bestimmte den Rhythmus ihrer steigenden Lust. Das Heraufbeschwören solcher Bilder hatte sich als das beste Mittel erwiesen, um dem Fluch ihrer einsamen Insel zu entkommen.
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    5 . KAPITEL
    ochwürden James Paddington, dreifacher Doktor (der Theolo-Hgie, der Philosophie und der Psychologie), wurde bei der Kö-
    niglich Kanadischen Polizei der ›Teddybär‹ genannt. Dieser Spitzname passte ihm wie ein Handschuh. Sein kräftig getöntes Gesicht, umrahmt von rötlichem Haar, die funkelnden Augen, die mächtigen, schaufelförmigen Hände: alles flößte Vertrauen ein. Er konnte jene, die ihn aufsuchten, stets rasch von seiner eigenen Auffassung überzeugen, dass nichts im Leben so schlimm war, wie es zunächst aussah, und dass sich bei den zwischenmenschlichen Problemen die fortschreitende Zeit weit öfter zum Guten auswirkte als zum Schlechten. Wenn man ihn zu dieser positiven Einstellung beglück-wünschte, meinte er gewöhnlich, sie ginge einfach darauf zurück, dass er durch einen Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sei: Statt dass er heftig um seine Geburt habe kämpfen müssen, habe er ge-mütlich im Warmen warten dürfen, bis man ihn geholt habe.
    Nur wenige Leute bei der Polizei kannten überhaupt seine kirch-liche Stellung (er war anglikanischer Geistlicher), und schon gar niemand nahm Anstoß daran. Man nahm sogar gerne seine Dienste bei Beerdigungen im Einsatz ums Leben gekommener Polizeiange-höriger in Anspruch. Seine Reden bei solchen Gelegenheiten zeich-86

    neten sich aus durch den Verzicht auf allgemeine Floskeln und das Geschick zu unverschnörkelten, einfachen Formulierungen, von denen sich jeder unmittelbar angesprochen fühlte.
    »Zieht die Taschentücher raus, Teddybär predigt«, murmelten die Zyniker, wenn Hochwürden Paddington an den Sarg trat, mit leeren Händen, ohne ein Redekonzept oder irgendwelche Notizen –
    und selbst sie hatten, wie alle anderen auch, schon nach kürzester Zeit feuchte Augen.
    Kiersten hatte sich erstmals an ihn gewandt, als sie eine schwierige Zeit durchzustehen hatte. Damals hatte sie sich einer Behandlung wegen Brustkrebs unterziehen müssen. Die Chemotherapie war erfolgreich gewesen, und es hatten sich auch keine wesentlichen Ne-benwirkungen gezeigt. (Wochenlang hatte sie die Furcht verfolgt, dass sie ihre Haare verlieren würde.) Seither ging sie halbjährlich zur Nachuntersuchung mit dem ständigen Gefühl, dass ein Damo-klesschwert über ihrem Haupte schwebe, und mit einer gewissen Verbitterung darüber, dass ihr Körper sie sozusagen verraten habe.
    Außer Teddybär hatte sie sich diesbezüglich niemandem anvertraut
    – ihrem Vater schon gar nicht. Sie hatte mit einer wegwerfenden Geste in beiläufigem Ton von einer

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