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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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dransetzen. Das wird eine Mordsrechnung geben, klar, aber für diese Geschichte ist mir nichts zu viel. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, Laurence, dass Sie sich alles vorher anschauen können, ich betone alles, was man am Bildschirm sehen wird.«
    »Sie können Vera voll vertrauen«, versicherte Catherine, die Laurence mit aufkeimender Besorgnis betrachtete. »Sie arbeitet immer nur mit ganz erstrangigen Leuten zusammen, voll professionell!
    Kein Vergleich, Gott sei Dank, mit Sylvie Mayrand!«
    »Diese Mayrand, die kotzt mich vielleicht an!«, schäumte die Produzentin mit hochrotem Kopf. »Dass sie Gascon und Larquais einen ablutscht, um sich den Arsch warm zu halten, na von mir aus! Aber sich von diesem widerwärtigen Levasseur vernaschen zu lassen, bloß um ihm ihren unerträglichen Dreizehnteiligen François Rabelais aufs Auge drücken zu können, schlägt doch wohl dem Fass den Boden aus!«
    Anschließend berichtete sie, dass die Botschaft Farghestans, die man offiziell angesprochen hatte, jedenfalls nicht von vornherein Bedenken gegen dort zu drehende Außenaufnahmen habe, wenn auch natürlich nicht in Maghrabi selbst, aber in einer benachbarten Gegend. Aber die Leute würden das ja ohnehin nicht merken; was die interessiere, sei die menschliche Seite. Aber so einen Scheiß à la 128

    Walt Disney würde man ihnen natürlich auch wieder nicht zumu-ten, verdammt! Übrigens: Die meisten Szenen würden ja im so genannten ›Kloster‹ spielen, und das würde man im Studio in Épinay nachbauen. Und selbst wenn man sich den großen Saul Baszinger für den Entwurf dieser Kulisse leisten müsse, um das noch naturge-treuer als das Original hinzukriegen – Scheiß drauf, darauf sollte es jetzt auch nicht mehr ankommen!
    Laurence musste sich fast schmerzhafte Mühe geben, um zu verhindern, dass Vera Brodskys Ausführungen für sie nur noch zu einer Folge sinnloser Laute wurden. Sie schaute aufmerksam auf die Lippen der Produzentin, auf denen ein Tropfen teuren Rotweins glänzte: Vielleicht half ihr das Verfolgen der Mundbewegungen, nicht den Faden zu verlieren … Ob sie Isabelle Adjani kenne? Nein, vielleicht, sie wusste das nicht so genau – warum? Ob sie eine bestimmte Schauspielerin vorschlagen wolle für die Rolle der Laurence Descombes? Welche Rolle, welche Schauspielerin? Und wieso redete man hier von ihr wie von einer fremden Person? Und warum kam Catherine, einen beunruhigten Blick mit Antoine wechselnd, jetzt wieder auf dieses ›Recht der Einsichtnahme‹ zu sprechen? Was für eine Einsichtnahme denn?
    Sie konnte sich nicht dagegen wehren, dass wieder Bilder vor ihrem inneren Auge auftauchten …
    Llia, die dritte Frau Muhammad Shebas, hatte während ihrer Wehen furchtbar geschrien und sich mit beiden Händen den Leib gehalten, als wolle sie das Kind hindern, zur Welt zu kommen. Ihr verzweifelter Blick schien Laurence etwas verständlich machen zu wollen. Der Oberst stand da und schien gänzlich unberührt von den Schreien der jungen Bäuerin, aber sehr gespannt auf dieses wohlgerundete Bübchen, das wohl so um die vier Kilo wiegen mochte und sich auch gleich mit kräftiger Stimme vernehmen ließ.
    Sobald das Neugeborene der Mutter an die keuchende Brust gelegt worden 129

    war, packte Sheba Laurence am Ellbogen und zog sie in eine Ecke, um sie auf Englisch zu fragen, ob das Kind auch gesund und voll ausgewachsen sei.
    Sie konnte ihn diesbezüglich beruhigen und war erstaunt über diese menschliche Regung bei ihm.
    »Es ist nicht vorzeitig zur Welt gekommen?«
    »Vorzeitig? Ganz bestimmt nicht! Ich würde eher sagen…« Sie unterbrach sich, als sie die Verhärtung seiner Züge sah, und begriff schlagartig voller Schrecken, was ihn wirklich umtrieb. Wahrscheinlich war er neun Monate zuvor auf irgendeiner militärischen Unternehmung unterwegs gewesen, und das machte nun auch die verzweifelten Versuche der armen Llia verständlich, die Geburt ihres Söhnchens hinauszuzögern.
    Der Oberst ging hinaus, um seine beiden Dobermänner zu holen, die als Kampfhunde abgerichtet waren und unter allen seinen Helfern von den Gefangenen in Maghrabi am meisten gefürchtet wurden. Er packte das wimmernde Neugeborene an einem Bein und warf es ihnen zum Fraß vor…
    Laurence saß aufgerichtet da, starr und unbeweglich. Sie hatte während der ganzen Mahlzeit keine drei Sätze gesprochen. Eine Vision, die nur sie sehen konnte, stand vor ihren Augen, die das Grauen dieser Erinnerung so deutlich widerspiegelten, dass es

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