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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Sicherheits-vorschriften, ein Auto, um schnellstens nach Rhages zurückzukommen, weil er so rasch wie möglich Laurence etwas mitteilen musste, was ihm während ihrer kurzen Trennung bewusst geworden war. Denn er hatte, wie wohl sicher auch sie, ihre Affäre für ein flüchtiges Abenteuer gehalten. Nun aber war er, zu seiner eigenen Überraschung, zu der Überzeugung gelangt: Er liebte sie!
    Er wurde unterwegs von den Rebellen der Befreiungsarmee gefangen genommen und unter scharfer Bewachung nach Maghrabi gebracht. In einem schäbigen Büro musste er einem eine rohe Zwiebel verspeisenden Offizier seine Angaben zur Person herunterbeten. Er hielt ihm seine Bestätigung, dass er im Auftrag einer humanitären Organisation in Farghestan unterwegs sei, unter die Nase, doch das machte nicht den geringsten Eindruck auf den Mann.
    Man brachte ihn in eine Zelle, die kaum für einen gereicht hätte; doch 189

    dort befand sich bereits ein anderer Mann, ganz unbestimmbaren Alters, mit verschwollenem Gesicht und blutigem Mund. Seine lichten Momente verbrachte dieser größtenteils zusammengekrümmt auf einem Eimer: Ruhr im schlimmsten Stadium. Jean-Louis richtete ein paar Worte an ihn, doch er erhielt als Antwort nur ein gurgelndes Gemurmel. Gegen Abend führte das Geräusch von Stiefelschritten zu ängstlicher Stille in den Gefängnisräumen. Begleitet von dem Offizier, der die Personalien des Inhaftierten aufgenommen hatte, ließ sich Muhammad Sheba die Tür zur Zelle des Franzosen aufschließen. Mit einem angewiderten Blick in den dunklen Winkel rümpfte er die Nase. »Du bist Arzt?«
    Jean-Louis verneinte das und beging den Fehler, sofort hinzuzufügen, dass er doch für eine völlig unpolitische Organisation tätig sei, die zusammenarbeite mit… Weiter kam er nicht. Der Oberst klatschte ihm mit dem Handrücken auf den Mund wie einem Kind, das man zum Schweigen bringen will.
    »Du antwortest, nichts weiter! Der Gestank stört dich?«
    »Aber das ist doch nicht die Frage. Ich verstehe nicht, wieso …«
    Ein zweiter Schlag, schon fester diesmal.
    »Mit solchen Augen kriegst du sicher alle Weiber rum. Aber hier wirst du nichts haben von deinem Engelsgesicht… Einen richtigen Arzt brauchten wir hier eben. Naja – schlimm für uns, aber schlimmer für dich!«
    Er legte die Hand auf den riesigen Revolver, der schräg in seinem Gürtel steckte. Zu Tode erschrocken, stammelte Jean-Louis, es müsse doch möglich sein, sich zu verständigen, und wenn er auch kein Arzt sei, so könne er doch für medizinische Versorgung sorgen, im Handumdrehen, Ausrüstung und Medikamente, er brauche doch nur zu sagen, was er wolle, und das würde er ihm schon beschaffen, »aber um Himmels willen, Sie werden mich doch nicht erschießen!«
    Er warf sich mit zuckendem Gesicht auf die Knie und rang die Hände in melodramatischer Geste.
    Sheba warf einen kalten Blick auf ihn hinunter und bemerkte, um ihn davon abzuhalten, müsse er ihm schon ›einen wirklich guten Grund liefern‹.
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    Ohne ihm Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, wandte er sich dann dem anderen Gefangenen zu, der sich in seinem Winkel zusammengekrümmt hatte.
    »Und deine Zunge, Nairn? Du sollst sie verschluckt haben, sagt man mir.«
    Der Unglückliche ließ ein Gurgeln vernehmen und nickte völlig ausgelaugt mit dem Kopf.
    »Er stinkt!«, fand der Oberst und drückte Jean-Louis den Lauf seines Revolvers an ein Ohr. »Er stinkt, nicht wahr?«
    »Ja, wirklich. Er stinkt, und wie!«
    Sheba hob seinen Revolver mit gelangweilter Miene, als müsse er eine alltägliche Aufgabe erledigen. Er schoss, ohne zu zielen; die Kugel drang dem Gefangenen durch das linke Auge und trat, ein Stück des Schädels weg-sprengend, hinten am Kopf wieder aus.
    Dem Knall des Schusses folgte fernes Bel en aus einem entlegeneren Teil des Klosters. Die beiden Dobermänner hatten ein feines Gehör und wussten sich ihren Reim auf dieses Geräusch zu machen.
    »Morgen früh dann als Erstes!«, sagte Sheba im Hinausgehen. »Ein wirklich guter Grund, hast du das kapiert? Lass ihn dir einfallen – du hast ja jemanden bei dir, der dir dabei hilft!«
    Er fand seinen makabren Scherz so gut, dass er ihn wiederholte. Sein Ge-lächter begleitete das harte Geräusch seiner Stiefel noch den ganzen Flur hinunter.
    Trotz des Schocks, unter dem er stand, konnte sich Jean-Louis in den folgenden Stunden im Großen und Ganzen einen klaren Kopf bewahren. Er klammerte sich an den Gedanken, dass es eine Lösung geben müsse, um

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