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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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schauten gebannt auf die blutende Kreatur, die jetzt oben auf dem Glaskasten den Korb zu leeren versuchte. Das Ende des Films konnten sie leicht erraten – es war immer das Gleiche. Aber sie kannten auch den Ruf des Regisseurs von ›Die Frau und die Ratten‹ und wussten um sein Geschick, die Sache spannend in die Länge zu ziehen. Da konnte man sich voll auf ihn verlassen. Schließlich dauerte das Video ja zweiundfünfzig Minuten, nicht wahr?
    Das Schlimmste, und damit das Beste, würde erst noch kommen.
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    13. KAPITEL
    ei ihrer Ankunft im Gebäude der GRC stieß Kiersten auf Salta-Bniwsky, der im Flur auf sie wartete. »Da ist was passiert!«, sagte sie sich sofort, als sie sah, wie er seinen dicken Boxerkopf wiegte.
    Er folgte ihr in ihr Büro und berichtete ihr, dass er schon ganz früh am Morgen von seiner Kontaktperson im ›Château Laurier‹
    angerufen worden sei: Farik Kemal sei auf einer Trage aus dem Hotel geschafft worden, und man habe ihn in höchster Eile ins Riverside-Krankenhaus gebracht. Die Polizei von Ottawa hätte die Ermittlungen aufgenommen: Offenbar sei der Türke während der Nacht Opfer eines Überfalls geworden, und vielleicht auch eines Raubes; jedenfalls sei in seinem Zimmer alles auf den Kopf gestellt gewesen.
    »Ich hatte Dienst bis ein Uhr nachts. Bis dahin hat der Verdächtige sein Zimmer nicht verlassen, und er hat auch keinen Besuch empfangen. Das heißt also, dass der Überfall nach meinem Weggang erfolgt sein muss …«
    »Und Boniface?«
    »Den habe ich nicht gesehen. Ich habe ihm meinen Bericht auf den Anrufbeantworter gesprochen, wie vereinbart. Für mich war die Sache damit in Ordnung … Ich konnte doch nicht ahnen, dass da 226

    was passiert!«
    »Wer ist jetzt mit der Sache beschäftigt?«
    »Leutnant Russel. Er hat auch schon hier angerufen; das ist noch keine zehn Minuten her …«
    »Lou Russel? Das trifft sich gut! Haben Sie ihn schon zurückge-rufen?«
    »Wir haben nur ein paar Worte gewechselt. Ich habe ihm gesagt, er spreche besser mit Ihnen selbst. Hier ist seine Durchwahlnummer. Ach, vielleicht ist er das schon.«
    Kiersten nahm den Hörer ab, doch auf der anderen Seite war Hochwürden Paddington. Sie sprach kurz mit ihm; als sie auflegte, hatte sie einen Kloß im Hals.
    Während der Fahrt rief sie vom Autotelefon aus Lou Russel an.
    Sie hatten schon früher zusammengearbeitet, wenn auch in unbe-deutenden Angelegenheiten. Ein gewissenhafter Polizist, der sich nicht für mehr als das hielt. Seine Neigung zu Sarkasmus hatte dazu beigetragen, dass er gleich beim ersten Zusammentreffen ihr Vertrauen gewonnen hatte.
    Wie zu erwarten, wollte er erst einmal wissen, wieso sich die Königliche Polizei für Farik Kemal interessiere. Sie antwortete ihm ausweichend. Routineüberwachung, erklärte sie, aufgrund der Vor-strafen des Türken – immerhin wegen Beteiligung an einem internationalen Netz für Kinderprostitution. Nein, die GRC habe keinerlei Hinweise gehabt, die einen Angriff auf den Mann hätten erwarten lassen, oder auch sonst etwas dieser Art. Was sei denn überhaupt geschehen?
    Sie hörte sich den lakonischen Bericht Russels an und beeilte sich dann, das Gespräch zu beenden, ehe ihre Stimme sie verraten konnte. Sie hätte schon vorhin begreifen müssen, dass Teddybär sie wegen einer Kleinigkeit bestimmt nicht gestört hätte.
    Ehe sie das Büro verlassen hatte, hatte sie Saltaniwsky beauftragt, sich im Riverside-Krankenhaus diskret einen Eindruck zu verschaf-227

    fen. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie geschwindelt hatte, um Julien zu decken. Aber wie hätte sie denn reagiert, wenn er sie verpfif-fen hätte? Mit Verachtung natürlich. Eine Situation, in der man nicht gewinnen konnte, wie immer man sich entschied …
    Rose Boniface öffnete ihr, begrüßte sie kühl und verschwand. Sie hatte die Beförderung Kierstens nicht verwunden, die zu Lasten der Karriere ihres Mannes ging.
    James Paddington stand vor der auf die Terrasse führenden Fenstertür, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Draußen im blü-
    henden Garten saß Julien auf einer Schaukel, mit gerundetem Rü-
    cken, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Vor ihm hockte mit gesenkter Schnauze Balzac.
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«, fragte sie Paddington.
    »Ja und nein, sozusagen. Rose hat mich gegen acht angerufen. Als ich hier ankam, saß er schon draußen. Ich habe kein Wort aus ihm herausbekommen und könnte nicht einmal sicher sagen, ob er mich erkannt hat. Ich habe ihm zur

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