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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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das ganz genau.«
    »Das ist doch bloß Tanzen. Weiter nichts. Was ist denn daran verkehrt?«
    Das Ding ist… Klar, wusste ich, was er meint. Jedenfalls habe ich das mal gewusst. Ballett ist nichts für Jungs. Weil das nichts mit Fußball und mit Boxen und mit Hartsein zu tun hat. Weil es nichts mit Streik und sich wehren und es mit den Kumpels durchstehen und alle sitzen im selben Boot zu tun hat. Nichts mit Bergbau. Nichts mit der Gewerkschaft. So was tun wir nicht. Tja, vielleicht werde ich auch kein Bergmann. Und selbst wenn, na und? Warum tun wir so was nicht? Bloß weil das bis jetzt noch niemand getan hat, nur deswegen. Tja, aber wenn ich es tue, dann ist es doch was, was wir tun, denn ich bin ja auch einer von uns. Es kann doch wohl nicht sein, entweder bin ich wie er oder gar nichts. Ich werde doch nicht gleich ein anderer Mensch, bloß weil ich gerne tanze. Oder?
    »Du willst wohl eine Tracht Prügel.«
    »Nein, will ich nicht. Ehrlich nicht, Dad.« Er dachte, ich wäre einfach nur dickköpfig, aber ich verstand wirklich nicht, wieso er so einen Aufriss machte, um mich vom Ballett abzuhalten. »Doch, Billy.«
    »Das sind nicht bloß Schwule, Dad. Balletttänzer sind fit wie Sportler. Das ist harte Arbeit. Was ist mit Wayne Sleep?«
    »Wayne Sleep?«
    Ich wünschte, ich hätte das nicht gesagt. Wayne. Selbst als ich es sagte, klang das so wie damals, als Debbie mir den Namen aufgetischt hatte. Wayne Sleep. Schwul! So klang das.
    Aber jetzt hatte Dad genug. »Pass auf, mein Sohn, ab sofort ist Schluss mit dem Ballett. Und das verdammte Boxen kannst du dir auch aus dem Kopf schlagen. Für diese fünfzig Pence habe ich mir den Arsch aufgerissen. Du weißt, wie knapp wir mit dem Geld sind. Du bleibst zu Hause und kümmerst dich um deine Nan. Verstanden? Gut.«
    »Ich hätte Tänzerin von Beruf werden können, wenn ich eine Chance bekommen hätte«, sagte Nan. Dad drehte sich zu ihr um. »Halt du den Mund«, brüllte er. Gemeiner Kerl. Er hatte kein Recht, so mit ihr zu reden.
    Ich sprang auf und schrie ihm ins Gesicht: »Ich hasse dich! Du bist ein Mistkerl!« Er wollte mich packen, aber er kriegte mich nicht.
    Er sprang auf und wollte mir hinterher: »Billy!« – da war ich schon weg. Plötzlich strömten mir Tränen über das Gesicht und ich dachte, wenn er mich jetzt sieht, wird er bloß wieder denken, ich wäre schwul. Ich hörte ihn brüllen, aber ich hatte die Schnauze voll von dem scheiß Kerl. Ich raste durch die Tür, die Straße hoch und hinaus über das Feld und runter zum Bach und weg war ich. Scheiß Kerl! Ballett war das Einzige, was ich je richtig gut gekonnt habe, und er verbot es mir. Scheiß Kerl! Scheiß Kerl, Scheiß Kerl! Ich rannte meilenweit. Das war’s, das war’s wirklich. Das war sein Ernst. Wenn Dad so etwas sagt, dann bleibt er dabei. Wenn er mich auch nur in der Nähe des Klubhauses antreffen würde, würde er mich mit dem Lederriemen versohlen.
    Ich lief bis zum Strand, meilenweit weg. Es war ein stürmischer Tag, die Wellen krachten und platschten ans Ufer. Ich kann verstehen, warum meine Nan hier herunterkommt. Man braucht nur zuzuhören, wie das Wasser über die Steine murmelt – das macht den Kopf klar und beruhigt. Hilft beim Denken. Ich nahm Steine und warf sie in die Wellen und schaute zu, wie das Wasser sie verschluckte. Die Sonne ging unter. Ich war schon seit Stunden unterwegs.
    Hinter mir auf dem Hügel lag Everington. Ich war auf der besseren Seite der Stadt. Wo die Miss wohnte. Ich überlegte, ob ich zum Ballett dürfte, wenn ich auch so fein wäre wie sie. Aber das war’s nicht. Ich war der einzige Junge in der Tanzklasse. Mittelschicht, Arbeiterklasse – das war egal. Jungs gehen nicht zum Ballett. Punkt. Dagegen konnte sie gar nichts machen.
     
     
    Ihr Haus war wesentlich kleiner, als ich es mir vorgestellt hatte. Bis jetzt hatte ich die Häuser nur vom Strand aus gesehen. Wenn man näher kam, war es eher ein Bungalow als eine Villa. Es hatte einen Vorgarten und eine Garage und all das, und es stand frei, war kein Reihenhaus wie unseres, aber wenn man näher kam, war es viel kleiner, als man erwartet hatte. Ich weiß nicht, warum man sich die Mühe macht, frei stehende Häuser zu bauen, wenn sie doch nicht größer sind? Ich meine, wozu denn? Ich ging an die Tür und klopfte. Ich weiß nicht warum. Mein Dad war mein Dad. Was konnte sie schon machen. Die Mittelschichts-Elli.
    Die Tür ging auf, und da war sie, Zigarettenrauch ausatmend.
    »Oh. Du bist das?«,

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