Bin ich hier der Depp
Beherrschung. Darüber hinaus verlagerte sie Aufgaben wie Putzen des Büros, die keine Praktikantentätigkeiten sind.«
Wenn es stimmt, dass Praktikanten in einen Beruf hineinschnuppern, dann kann man gut verstehen, dass es vielen schon nach wenigen Wochen stinkt …
Hamsterrad-Regel: Die Übernahmechancen eines Praktikanten sind ausgezeichnet! Zum Beispiel darf er die volle Verantwortung übernehmen, wenn im Quadratkilometer um ihn herum ein Fehler passiert.
Deppen-Erlebnisse
Wie ich am Ende meines Praktikums ein »fantastisches« Angebot bekam
Am Ende meines Praktikums in einer Marketing-Agentur kam die Inhaberin auf mich zu: »Eine so gute Praktikantin wie Sie habe ich seit Jahren nicht gehabt. Bei Ihnen könnte ich mir einen Festvertrag vorstellen.« Das war ein Wort! Zumal der Arbeitsmarkt nicht gerade auf mich wartete, denn ich war frisch studierte Germanistin. Alles hatte ich gegeben bei meinem Praktikum, Wochenenden auf Messen verbracht, abends noch Präsentationen für die Inhaberin erstellt und auch nach Feierabend meine Mails gecheckt. Und nun winkte tatsächlich eine Belohnung!
Erfreut fragte ich zurück: »Heißt das, Sie bieten mir eine Festanstellung an?«
»Noch nicht«, sagte sie. »Aber ich lade Sie ein, weitere drei Monate bei uns zu verbringen.«
»In welchem Arbeitsverhältnis?«
»Wie bislang – aber mit Perspektive auf Übernahme.«
Eigentlich war ich davon ausgegangen, diese Perspektive die ganze Zeit gehabt zu haben. Warum sonst hätte ich mir für 250 Euro im Monat ein Bein ausreißen sollen, über ein halbes Jahr hinweg? Aber der Vorschlag klang, als hätte ich mein großes Ziel fast erreicht. Ich schlug ein.
Zwei Wochenenden später lernte ich in einer Studentenkneipe eine junge Frau kennen, die ebenfalls als Praktikantin in der Agentur gearbeitet hatte. Sie erzählte von ihren Erfahrungen. Am Ende ihres Praktikums habe die Inhaberin gesagt: »Eine so gute Praktikantin wie Sie habe ich seit Jahren nicht gehabt.« Sie habe mit einer Festanstellung gewinkt und eine »Einladung« für ein weiteres Vierteljahr ausgesprochen. »Und danach hat sie mir noch mal eine Verlängerung angeboten«, erzählte die junge Frau weiter. »Natürlich wurde nie eine Festanstellung daraus.«
Nun wusste ich, was mich erwartete!
Christine Wörner, Germanistin
Warum ich mich weigerte, Nachhilfelehrerin zu werden
Lange hatte ich mich gewundert, warum mich der Teamleiter im Vorstellungsgespräch so ausführlich nach meinen Französisch-Kenntnissen gefragt hatte, ehe er mich als Praktikantin anheuerte. Im Alltagsgeschäft war nur Englisch gefragt. Nach vier Wochen kam er auf mich zu:
»Sie haben doch Romanistik studiert und sprechen perfekt Französisch?«
»Recht gut, ja.«
»Ich leider gar nicht. Und das ist ärgerlich, denn mein zwölfjähriger Sohn hat in Französisch Schwierigkeiten. Er könnte eine gute Nachhilfe gebrauchen.«
Er ließ eine Gesprächspause, wohl in der Hoffnung, ich spränge mit einem Angebot hinein. Doch das tat ich nicht. Also sprach er weiter: »Ich dachte, Sie könnten meinem Sohn zweimal die Woche Nachhilfe geben.«
Sein Angebot sah so aus: Ich sollte dienstags und donnerstags schon um 15 Uhr gehen dürfen, um dann für 1 ½ Stunden seinen Sohn zu unterrichten. Kostenlos, denn für mein Praktikum bekam ich keinen Cent! In der Firma konnte ich immerhin etwas für mich lernen. Aber was sollte mir ein zwölfjähriger Nachhilfeschüler beibringen?
Als ich ablehnte, schüttelte er den Kopf: »Und ich dachte, Sie sind an einer Übernahme interessiert. Da bin ich aber von Ihnen enttäuscht!«
Das basierte auf Gegenseitigkeit. Nur hatte es für ihn keine Konsequenzen – aber ich stand nach dem Praktikum ohne Festanstellung da.
Laura Dengel, Romanistin
[103] Spiegel Online, Sind Sie mutig! Wollen Sie für uns arbeiten?, 05.09.2012
[104] marue23.tumblr.com, Ausbeutungsmaschine Journalismus
[105] ihk-berlin.de, Durchschnittliche Ausbildungsvergütung – Stand 1/2013
[106] dradio.de, Jeder vierte Azubi schmeißt hin, 28.01.2013
[107] s. Straub, 2012
[108] stern.de, Ausgenutzt statt ausgebildet?, 10.03.2007
[109] dgb-jugend.de, Leitfaden für ein faires Praktikum
[110] fairwork-ev.de, Berichte von Praktikanten
Der Senioren-Hass: Vom Abflug der Alten
In diesem Kapitel erfahren Sie unter anderem …
warum Stämme ihre Ältesten verehren, Firmen sie jedoch vertreiben,
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