Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
Vom Netzwerk:
...«
    Er hob eine Hand, als täte er, was er eigentlich tun
sollte: den Verkehr regeln.
    »Wir haben zwei ernste Angelegenheiten zu besprechen,
MrGreenwood. Und beide haben leider mit Fischen zu tun.«
    »Mit Fischen?«
    »Ganz genau.« Er setzte sich, öffnete seine Aktentasche
und nahm ein zerknittertes Blatt Papier heraus. Der Geruch von muffigem
Fischmehl stieg aus der Tasche. Er zog das Blatt unter seiner Nase vorbei, als
wäre es Lavendel. »Es wurde Anzeige gegen Sie erstattet, Mr Greenwood. Ein Mr
Bowles und seine Frau behaupten, Sie hätten Mr Bowles gestern Nachmittag auf
einem öffentlichen Parkplatz tätlich angegriffen.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich. Sollte sich der Vorwurf erhärten, wäre das
leider ein Verstoß gegen Ihre Bewährungsauflagen.«
    »Aber ich bin nicht auf Bewährung draußen. Ich bin begnadigt
worden, schon vergessen?«
    »Sie wurden auch wegen schwerer Körperverletzung verurteilt,
und zwar weil Sie diesem bedauernswerten Soldaten Currypaste ins Auge gerieben
haben, obwohl ich Ihnen mildernde Umstände zugestehen muss, da Sie irrtümlicherweise
glaubten, er wäre verantwortlich für den Mord an Ihren beiden Karpf...«Er ließ
den Satz unvollendet. »Tut mir leid, dass ich das ansprechen musste. Wie dem
auch sei, Mr und Mrs Bowles beteuern, sie seien von Ihnen völlig grundlos
angegriffen worden. Offenbar haben Sie obendrein den Rücksitz ihres
1998er-Volvos beschädigt.«
    »Grundlos! Er hatte mir meinen Fisch gestohlen!«
    Rump fuhr ruckartig nach vorn, als hätte er einen Schlag
in die Magengrube bekommen. »Ihren Fisch? Sie meinen, Sie haben wieder Fische
im Teich?« Er blickte erneut zum Fenster hinaus.
    »Nein, ich hab den Teich bloß ein bisschen auf Vordermann
gebracht.« Mist. Das hätte ich nicht sagen sollen. »Nein, die Fischskulptur,
die ich gemacht hatte. Wissen Sie noch, was Sie über Künstler gesagt haben?
Dass sich noch keiner mit Fischen befasst hat? Tja, ich bin jetzt Fischbildhauer,
schließe die Lücke, verschaffe Fischen ihren rechtmäßigen Platz am
künstlerischen Firmament. Kaum hab ich den ersten fertig, hüpft dieser Bowles
über den Zaun und klaut ihn.«
    »Hüpft über den Zaun und klaut ihn. Das ist eine interessante
Wortwahl, Mr Greenwood.« Er holte ein kleines Notizbuch hervor, schrieb das
auf.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, mir ist aufgefallen, dass dieser angebliche tätliche
Angriff ganz in der Nähe meines Hauses stattgefunden hat. Irgendwann gestern
Nachmittag ist irgendjemand über meinen Zaun
gehüpft und hat meinen Fisch geklaut.
Sie erinnern sich an Mutter Teresa, Mr Greenwood, meinen prämierten Kohaku,
früher bekannt als Mini Ha Ha?«
    »Dann haben Sie ihren Namen geändert?«
    »Und ob ich ihren Namen geändert habe. Eine Fischdame von
ihrem hohen moralischen Rang hat wohl kaum einen Namen verdient, der
gleichbedeutend ist mit einem der Hauptsymbole für die Dekadenz des zwanzigsten
Jahrhunderts, oder? Wenn ich ihn früher geändert hätte, wäre ihr diese
Strapaze vielleicht erspart geblieben. Wobei, sie ist ja Leiden gewohnt.
Jedenfalls ist gestern Nachmittag jemand >über den Zaun gehüpft<, wie
Sie es formuliert haben, und hat sie verschwinden lassen, obwohl verschwinden
lassen vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck ist, da er einen Zaubertrick
suggeriert.« Er legte sich das Notizbuch aufs Knie. »Die Sache ist die, ich
habe das Ganze auf Band.«
    Es wurde ganz still. Auf Band.
    »Ja, ich sehe, Sie sind überrascht. Hinter den Augen des
Buddhas ist nämlich eine Kamera installiert. So ein Infrarotdingsbums. Genau
genommen war es die Idee meiner Frau Michaela, so ziemlich die einzige gute
Idee, die sie je hatte, abgesehen von der, mich vor vier Jahren zu verlassen,
mit dem Versprechen, nie wiederzukommen. Sie hat das mit der Kamera aus rein
finanziellen Erwägungen vorgeschlagen, habgierige und hartherzige Kreatur, die
sie ist, wohingegen es mir natürlich in erster Linie darum ging, meine Fische
vor Dieben und Erpressern zu schützen, von denen es in dieser Gegend des
ländlichen Dorset anscheinend nur so wimmelt.«
    Er spielte mit mir, der Sauhund. Polizisten machen das,
ihre Opfer mit solchen Katz-und-Maus-Spielen triezen. So leicht würde ich mich
nicht ergeben.
    »Komisch, dass Sie das erwähnen. Ich habe auch schon an
Sicherheitsvorkehrungen für die Skulpturen gedacht. Vielleicht können Sie mir
jemand Geeigneten empfehlen.«
    Er ging nicht darauf ein. »Es wurde alles aufgenommen, in
Schwarz-Weiß. Na, nicht

Weitere Kostenlose Bücher