Binding, Tim
schlecht aus.
»Bleib bei der Sache, Al«, sagte Michaela. »Sobald wir das
Boot am Strand haben, tu ich so, als würde ich mich sonnen, während du
losziehst und ...« Sie schnappte nach Luft wie ein gestrandeter Fisch. Unnötig
respektlos, dachte ich. Es ging hier schließlich um einen preisgekrönten Koi.
»Man kann nicht so tun, als würde man sich sonnen«, sagte
ich. »Entweder man sonnt sich oder man sonnt sich nicht. Aber ehe du damit
anfängst, lass uns das Scheißding hier umdrehen, damit wir später schnell
wieder losstrampeln können.«
Wir drehten das Boot um, schoben es auf den Sand. Ich
streifte die Handschuhe über, hob die Kühlbox heraus und stapfte zu der
Böschung am Ende. Ich fand Rumps Grundstück im Handumdrehen. Als ich durch das
Gestrüpp spähte, konnte ich Buddha sehen, der mit dem Rücken zu mir saß. Ich
zog mich am Zaun hoch, ließ die Kühltasche auf der anderen Seite zu Boden
fallen, hievte mich dann selbst rüber. Ich hatte Beine wie Pudding nach der
ganzen Strampelei, aber ich schaffte es. Kein Schwein achtete auf mich. Das
trifft auf die meisten Verbrechen zu. Sie sind so einfach. Keiner schaut hin.
Keiner will hinschauen.
Ich zwängte mich durch die Büsche. Rump hatte das toll
hingekriegt, das musste ich ihm lassen. Das Haus war von hier nicht zu sehen,
bloß die Bambusrohre am Ende, hoch und fedrig, der Plattenweg rings um den
Teich, das Wasser, das über eine Reihe von kleinen Stufen lief, statt eines Wasserfalls.
Wirklich hübsch. Friedlich. Ich trat auf den Steg. Bei meinem letzten Besuch
hatte ich hier eine lange Holzkiste bemerkt, in der er sein Teichzubehör
aufbewahrte, Kescher und so. Die Kiste hatte nicht mal ein Schloss. Ich öffnete
sie. Ersatzfilter, Ersatzpumpe und an den Seiten verstaut zwei große Kescher,
deren Griffe sich anschrauben ließen wie bei einem Billardstock. Ich musste
bloß die Kühlbox mit Wasser füllen, das Rufsignal geben und mir den Fisch
schnappen.
Ich kniete mich hin, öffnete die Kühlbox. Einen Moment
lang konnte ich es nicht glauben, aber es bestand kein Zweifel. Ich starrte auf
zwei riesige Toblerone-Stangen, die, die ich am Morgen in Poole gekauft hatte. An
der Seite lugte sogar der Kassenzettel hervor. Eine Minute lang war ich wie
gelähmt. Ich starrte einfach darauf, fragte mich, wie sie da reingekommen
waren. Es war, als wäre ich das Opfer eines albtraumhaften Zaubertricks. Wohin
ich auch ging, verfolgten mich riesige Toblerone-Stangen. Oder hatte mich
jemand hypnotisiert, sodass ich mir einbildete, Toblerone-Stangen zu sehen, so
wie Alkoholiker rosa Elefanten vorbeifliegen oder Ratten die Wand hochklettern
sehen? Hatte Michaela vielleicht oben auf der Klippe oder in der Nacht, die
wir zusammen verbracht hatten, mit irgendwas vor mir gependelt, mich
hypnotisiert, ohne mein Wissen, mich konfus gemacht?
Ich nahm sie heraus, wog sie in den Händen. Sie waren
real, keine Frage. Es half nichts. Ich legte die Stangen zurück in die Box,
sah auf den Deckel. Er war wirklich rot, glaubte ich zumindest, und der rote
Deckel war auf der Box mit dem Fischmehl drin gewesen. Aber wie zum Teufel
konnte ...? Dann fiel es mir ein. Ich hatte die alte Alice B Wodkaglas in die
Garage geschickt, damit sie sich die dritte Toblerone-Stange selbst
herausholte. Sie musste zuerst die falsche Box geöffnet und dann die Deckel
vertauscht haben, ohne es zu merken.
Mir blieb keine Wahl. Ich kippte die Toblerone erst mal
zusammen mit den Eispacks heraus, tauchte die Box ins Wasser und füllte sie bis
zum Rand. Es war jetzt kühl in der Box, zu kühl. Ich musste die Temperatur
erhöhen, ehe ich Mutter Teresa, Mini Ha Ha, hineintat. Ein solcher Kälteschock
konnte sie auf der Stelle töten. Ich wartete fünf Minuten, schüttete das Wasser
in die Büsche und füllte die Box wieder auf. Noch mal zehn Minuten, dann wäre
die Temperatur ungefährlich, schätzte ich. Es waren allerdings lange zehn
Minuten. Ich wusste schließlich nicht, wann Rump nach Hause kam. Als die Zeit
um war, leerte ich die Box erneut und füllte sie wieder auf, ließ das Wasser
einen Moment ruhen und testete es mit den Fingern. Es war in Ordnung. Ich nahm
den Kescher, senkte ihn in den Teich und machte das Rufsignal. Im Nu war sie da,
mit großen, intelligenten Augen. Sie war ein wunderbarer Fisch, wie immer sie
auch hieß, jung und schön und wunderbar. Auch Torvill war jung und schön
gewesen, aber nicht so wie sie. Mini Ha Ha hatte irgendwas Ernstes an sich,
eine Gelassenheit, als könnte
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