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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Sie würden alles machen, wenn Sie glauben, damit
durchzukommen.«
    »Ich habe schon alles mit Ihnen gemacht, was ich machen
wollte, Mrs Fortingall. Das sollten Sie wissen.«
    »Dann sind Sie nur gekommen, um meinen Mann zu erschießen.
Das scheint mir extrem, trotz seiner Unzulänglichkeiten. Sagen Sie, wann hat
er Ihre Fische umgebracht?«
    »Gleich nachdem Sie ihm Ihre kleine Geschichte aufgetischt
hatten. Er ist zu mir gefahren und hat sie aufgespießt.«
    Sie verschränkte die Arme so, dass der Revolver an ihrem
Busen ruhte. Es sah aus, als gehörte er dorthin.
    »Mr Greenwood, mein Mann war den ganzen Tag in der Praxis.
Ein spätes Sandwich zum Lunch und dann am Nachmittag eine Krone, drei
Füllungen, zwei Kontrollen, eine Gebissanpassung, eine Reinigung und die
Wurzelkanalbehandlung eines toten Zahns. Bei Letzterer hab ich assistiert.
Die Praxishilfe musste früher Feierabend machen. Was die kleine Geschichte
angeht, wie Sie es ausgedrückt haben, heute Abend, so gegen sechs, hatten wir
ein kurzes Gespräch, Miranda, die Sporttasche, alles kam raus. Er ist jetzt auf
dem Weg zu seiner Mutter, um etwas auszuspannen. Wenn er wiederkommt, sehen
wir weiter.«
    Herrgott, war die Frau kalt. Und er schlief neben ihr. Wie
das wohl war?
    »Sind Sie ganz sicher? Sie wollen ihn nicht bloß...«
    »Schützen?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab ihn für
diese Woche schon genug geschützt. Er hat Ihre Fische nicht getötet, Mr
Greenwood. Und ich auch nicht, falls Sie das denken.«
    Ich dachte es in diesem Augenblick tatsächlich. Ich konnte
förmlich sehen, wie sie es machte, als Vergeltung für das, was ich ihr
zugemutet hatte, wie sie ihnen auf den Kopf schlug, wumm, wumm, wumm. Ich
musste ihr noch einen reinwürgen. Ich konnte nicht zulassen, dass alles in
ihrem Sinne ausging.
    »Vielleicht brennt er ja doch noch durch, Mrs Fortingall,
mit oder ohne Miranda. Sucht sein Glück im schönen Paris. Haben Sie daran schon
gedacht?«
    »Ohne seinen Pass? Der steckte nämlich in der Sporttasche.
Haben Sie nicht gesehen? In der Seitentasche?«
    »Nein.«
    »Ich aber, sonst wäre er noch in der Verbrennungsanlage
vom Stützpunkt gelandet, zusammen mit der Sporttasche und dem ganzen
medizinischen Abfall aus der Praxis. Jetzt fahren Sie nach Hause, Mr. Greenwood.
Fahren Sie nach Hause und lassen Sie uns in Frieden, sonst rufe ich die Polizei.«
     
    Als ich zum Bungalow zurückkam, klebte ein Zettel an der
Haustür. »Übernachte im Bindon.« Ich hätte hinfahren und sie zurückholen
sollen, aber ich fand die Vorstellung unerträglich, die Nacht im Bungalow zu
verbringen, wo Torvill und Dean steif im Gefrierschrank lagen. Ich fuhr zum
Wohnwagen, zündete die Gaslampen an, holte die Flasche Whisky hervor, die ich
unter dem Fenstersitz aufbewahrte, stellte sie auf den Tisch, mit einer Tasse
und einer Untertasse, neben die ich eine Packung Zigaretten legte. Ich hatte
noch etwas Gras übrig, aber ich wollte einen klaren Kopf behalten. Whisky und
Zigarette. Whisky und Zigarette. Es war inzwischen dunkel, der Mond stand am
Himmel, tiefhängende Regenwolken zogen vom Meer herauf, Salzluft drang unter
der Tür herein. Wenn der Major nicht meine Fische umgebracht hatte, wer dann?
Ich überlegte. Wohl auch, um nicht daran denken zu müssen, was ich getan hatte,
vermute ich. Ihre unschuldige Schönheit, ihre fließenden Bewegungen, das
leuchtende Blau, ihre Köpfe, die jedes Mal auftauchten, wenn ich näher kam,
vorbei. Kim konnte es gewesen sein, Kim und Gaynor, aber das schien mir nicht
wahrscheinlich, nicht, wenn sie wollten, dass ich ihr Geheimnis bewahrte. Es
konnte die Frau des Majors gewesen sein, ganz gleich, was sie gesagt hatte,
aber woher hätte sie wissen sollen, dass ich Fische hatte und wo ich wohnte?
Dann war da noch der Typ, der mich angerufen hatte, der mit dem Taschentuch
über der Sprechmuschel. Er wollte Geld. Ich hatte ihm gesagt, ich würde ihm
keins geben, aber erst bei seinem zweiten Anruf. Da hätte er sie schon getötet
haben können. Was war das, eine Nummer á la Der Pate? Ich versuchte, mir einen
Reim darauf zu machen, Miranda, Miranda, wie ein Refrain.
    Es wurde schlimm an dem Abend, umgeben von dem, was
Miranda und ich gewesen waren, wie ich immer gedacht hatte. Irgendwann wurde
der Wind stärker, die Tassen klapperten über meinem Kopf, als wäre ein
gespenstisches Kaffeekränzchen im Gange, eine Art Leichenschmaus, sie und ich,
am Ende des Weges. Ich saß da, wo ich immer saß, und blickte auf den

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