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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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haben, als ich zum Zahnarzt musste. Aber
dann ist da wieder der andere Al, der Al, der seinen Zorn kaum bändigen kann,
der Al, der sich absondert und voller Verachtung ist, der Al, den ich an dem
Sonntag in den Büschen gesehen habe. Was haben Sie da gemacht, Al? Sie haben
nicht nach Monty gesucht.«
    »Es ging um Torvill und Dean«, sagte ich. »Irgendwer hat
schon eine Weile versucht, ihnen zu schaden, hat sich an ihren Filtern zu
schaffen gemacht, das Wasser verschmutzt. Ich hab wochenlang versucht, ihn zu
erwischen. Aber jetzt ist es zu spät. Wissen Sie was? Er hat sie umgebracht,
Alice, meine wunderbaren Fische umgebracht. Ihre Köpfe durchbohrt, sie tot auf
den Küchenboden gelegt, damit Audrey und ich sie finden. Können Sie das fassen,
dass jemand so grausam sein kann? Ich bin nicht mehr ich selbst, Alice. Ich schwöre
bei Gott. Ich bin nicht mehr ich selbst. Wenn ich dran denke, wie sie gestorben
sind.«
    Ich spürte, wie mir die Tränen kamen. Ich sprach nicht
bloß über meine Fische. Alice berührte mich an der Schulter.
    »Umgebracht? Ach, Sie Ärmster. Kommen Sie, setzen Sie
sich. Ich hab irgendwo noch Kaffee.«
    Ich schüttelte den Kopf, schluchzte beinahe.
    »Nein. Ich muss los. Ich mach das wieder gut, Alice, versprochen.
Bloß, erzählen Sie's nicht Audrey. Bitte. Wir verstehen uns zurzeit so gut.«
    Ich ging, holte den Wagen, raste über die Straßen, den
Revolver schwer in der Tasche. Es war einer von diesen Spätsommerabenden, wenn
alle Schwalben und so sich auf der Oberleitung versammeln, um bald in die Sonne
zu fliegen. Es sah aus, als würden sie mich alle beobachten, Hunderte und
Tausende von ihnen, anfeuernd mit den Flügeln schlagen. Ich hatte ohnehin
keine andere Wahl. Ich parkte den Wagen eine Straße weiter, ging dann zu Fuß
hin. Die Praxis war geschlossen, das Haus überwiegend dunkel, bis auf das
flackernde Licht eines Fernsehers. Ich spähte hinein. Sie saß da, Flasche Wein
auf dem Teppichboden, und zappte die Sender durch. Ich klingelte. Als sie die
Tür öffnete, war der Revolver auf sie gerichtet. Sie verzog keine Miene. Mein
Gott, hatte die Nerven.
    »Mr Greenwood. Kommen Sie herein. Sie sind ein bisschen
spät.«
    Sie trat zurück, als wäre ich eingeladen gewesen. Sie trug
zu Hause keine bequemen Sachen wie du und ich. Sie sah beinah hochoffiziell
aus, der Rock, der Blazer, die kleinen schmalen Schuhe.
    »Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Was haben Sie gemacht? Ihm erzählt, ich hätte Sie gezwungen?«
    Ich fuchtelte mit der Knarre herum, in Richtung Zimmer und
Treppe. Ich hatte sie inzwischen geladen. Sie fühlte sich gefährlich an. Ich
fühlte mich gefährlich, als könnte ich jede Sekunde losgehen. Ich war wie
aufgepumpt, wissen Sie, sogar untenrum.
    »Ihr Mann. Wo ist der?«
    »Neil? Was wollen Sie von ihm? Ich dachte, Ihre Transaktion
betrifft nur mich.«
    »Und Sie konnten es ihm nicht schnell genug erzählen, was?
Haben das Ganze noch ein bisschen aufgebauscht. Und da hat er sich gedacht, er
zahlt es mir heim.« Ich hielt den Atem an, lauschte. Das Haus war leer. Sie war
allein. Schlechte Gedanken hämmerten mir im Kopf.
    »Wovon reden Sie, Mr Greenwood?«
    »Ich rede von meinen Fischen, Torvill und Dean. Ihr Mann
war bei mir und hat sie umgebracht. Und jetzt bin ich hier und...«
    »Und was? Ist das ein Webley?«
    »Was?«
    »Der Revolver. Ist das ein Webley?«
    »Woher zum Henker soll ich das wissen?« Ich schaute nach
unten. Ein Arm kam aus dem Nichts und schlug den Revolver hoch, während sie
einen Schwenk machte und meine andere Hand packte, um mir dann den Rücken zuzudrehen.
Schon rollte ich über sie hinweg und knallte gegen den Tisch am anderen Ende
der Diele. Sie stand schon wieder aufrecht da, mit dem Gesicht zu mir, und
schloss die Tür mit der Ferse. Der Revolver lag auf dem Boden. Sie hob ihn auf,
überprüfte die Trommel und ließ sie wieder einrasten. Dann sah sie, dass ich
sie beobachtete.
    »Ich hab schon mein Leben lang mit Schusswaffen zu tun, Mr
Greenwood. Und jetzt, aufstehen.«
    Ich stand auf, rieb mir den Ellbogen, mit dem ich gegen
den Tisch geprallt war.
    »Ich schätze, das haben Sie im Fitnessstudio gelernt.«
    »Falsch geschätzt. Also, worum geht's hier?«
    »Ihr Mann. Er hat meine Fische umgebracht. Aus Rache für
heute Nachmittag.«
    »Und Sie wollten ihn dafür erschießen?«
    »So was in der Art.«
    »Und ich, was wollten Sie mit mir machen?«
    »Nichts.«
    »Ach ja? Sie sind ein unbesonnener Mann, MrGreenwood,
instinktgesteuert.

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