Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
Vom Netzwerk:
ich
gebe es zu, ich verbrachte viel Zeit am Teich, sah zu, wie die beiden durchs
Wasser glitten, mal miteinander, mal getrennt, so beständig, so treu.
    »Sieh einer an«, sagte sie, als ich eines Abends wieder mal
nach ausgiebigem Karpfengucken ins Haus kam. »Noch ganz verträumte Augen vom
nassen Liebestraum. Wie wär's, wenn du zur Abwechslung mal mich anschauen
würdest, mir ein bisschen Aufmerksamkeit widmest? Es sind Fische, zum Henker,
ich bin ein Mensch. Ich gehe, ich spreche, ich bügele deine Sachen.«
    »Ja, aber du kannst dich nicht so geschmeidig bewegen wie
sie, Audrey. Ästhetisch kannst du ihnen nicht das Wasser reichen. Und ich
schaue dich an. Ich schaue dich jetzt an.«
    »Du glotzt mich an, Al. Das ist nicht das Gleiche. Neuerdings
glotzt du mich nur noch an. Weiß Gott, was du dabei denkst.«
    Gott wusste es allerdings. Zum Glück sonst niemand. Das
hoffte ich zumindest.
     
    Sobald ich da war, wusste ich sofort, dass meine Sorge berechtigt
gewesen war. Torvills Kopf lugte aus dem Wasser, ihr Maul stand offen, ihre
Kiemen flatterten. Dean war an der Insel, blickte hoch zu Aphrodites Sockel,
verhielt sich genauso. Sauerstoff, besser gesagt, Sauerstoffmangel. Ich
kontrollierte die Pumpe. Der Filter war verstopft. Das Wasser wurde nicht mehr
ausreichend belüftet. Ich spülte ihn durch, spülte alle Filter durch, reinigte
die Filterbox und schaltete die Pumpe wieder ein.
    »Verzeiht, meine Schönen«, sagte ich, und als Entschuldigung
warf ich einen kleinen Salatkopf hinein und sah zu, wie sie ihn im Teich
herumschubsten, während sie an den Rändern knabberten.
     
    Als ich zurück ins Haus kam, war Audrey in der Küche und
tupfte Tröpfchen Parfüm auf den BH vom Major. Sie hatte ihre Gartenhandschuhe
an. Sie hatte auch ein paar Grasbüschel in die Körbchen gestopft. Das muss ich
Audrey lassen. Wenn sie was macht, dann hundertprozentig.
    »Das wird ordentlich Unruhe stiften«, sagte sie schmunzelnd.
»Tina benutzt dieses Parfüm andauernd.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich hab Ian geholfen, es für sie auszusuchen, als wir
noch miteinander geredet haben.« Sie drückte den Stöpsel wieder auf das
Ma-Griffe-Fläschchen. »Es war ein Geburtstagsgeschenk.«
    »Ein Geburtstagsgeschenk. Äußerst weitblickend, Audrey.
Hast du das Briefchen fertig?«
    »Hab ich. Genau wie wir's besprochen haben.« Sie kicherte.
»Ich hab versucht, es ein bisschen so aussehen zu lassen, als hätte Doc Holiday
es geschrieben. Das wird ihm eine Lehre sein, mich mit kalten Händen zu
untersuchen. Siehst du?«
    Ich schaute über ihre Schulter. Tatsächlich, es hatte wirklich
Ähnlichkeit mit Jimmy Shooters Handschrift, so nach hinten geneigt, als würden
die Buchstaben jeden Moment umkippen. Jimmy war früher der Polizeiarzt, bis er
ihnen eines Nachts leicht angeschickert hintendrauf fuhr. Sie ließen ihn
laufen, beschäftigten ihn aber seitdem nicht mehr. Die Folge war, dass er dem
Brandy mit Ginger Ale noch ein bisschen mehr zusprach. Ihm fehlte die
Kameradschaft. Eine komische Nudel, dieser Jimmy, unser Doc Holiday. Einer von
der alten Schule. Du willst sechs Eier zum Frühstück? Nur zu, hau sie dir in
die Pfanne. Du rauchst vierzig Rothmans am Tag? Lass es qualmen, Mann. Du hast
'ne kleine Depri?
    Ab in die Stammkneipe und sauf dir einen an. Nimm ein Aspirin,
das war sein Motto.
    Audrey stopfte den BH in einen wattierten Umschlag und
tätschelte ihn liebevoll, als würde sie einem geliebten Enkelkind ein
Überraschungsgeschenk schicken. Obwohl ich einen Tick nervös war, musste ich
sie einfach bewundern, das Engagement, das sie zeigte. Ich legte ihr eine Hand
auf die Schulter, und sie drückte den Kopf dagegen. Gehässigkeit brachte stets
ihre beste Seite zutage.
    »Ich sage nicht, dass ich deinen raffinierten Plan missbillige,
Audrey, aber meinst du nicht, das Ganze hat einen fatalen Haken? Ich will ja
nicht pingelig sein, aber Tina könnte so einen BH gar nicht tragen, oder? Sie
kann ihn nicht...«Ich machte eine wiegende Bewegung mit der anderen Hand.
    »Füllen, meinst du?«
    »Genau.«
    »Ich weiß es. Du weißt es. Ian weiß es vermutlich, aber
das spielt keine Rolle. Es reicht, dass er misstrauisch wird. Der kleine
Scheißer ist krankhaft eifersüchtig. Er wird seine Fahrten machen, den ganzen
Tag drüber nachdenken, sich fragen, wo sie ist, was sie macht, obwohl sie ihre
Unschuld beteuert, gerade deshalb wahrscheinlich. Und wer weiß, wie wir sein
Misstrauen in den Tagen danach vielleicht noch schüren

Weitere Kostenlose Bücher