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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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wirklich ein ermutigend bösartiges Köpfchen.
    »Das kann Tina nicht gewesen sein«, sagte er. »Sie war auf
dem Weg nach Winfrith. War fast den ganzen Vormittag unterwegs.«
    »Na, dann hat irgendwer hier in der Gegend haargenau den
gleichen Wagen.« Ich machte eine Geste der Versöhnung. »Hör mal, Ian, ich weiß
nicht, ob du diesen Major Fortingall gut kennst, aber er ist ein übereifriger
kleiner Scheißer. Er war von Anfang an schlechtgelaunt, hat mir praktisch die
Schuld dafür gegeben, dass sein Zug Verspätung hatte. Hat die ganze Fahrt über
keinen Pieps gesagt. Ist ausgestiegen, ohne sich auch nur zu bedanken. Und
jetzt ruft er an und posaunt herum, er hätte seine Tasche bei mir im Wagen stehenlassen,
und ich sage dir, das stimmt nicht. Ich frage an der Tankstelle nach, für den
Fall, dass sie sie für die Innenreinigung rausgenommen haben, aber damit ist
die Sache für mich erledigt. Wenn ich sie finde, ruf ich ihn an. Sag ihm... sag
ihm, er soll sich bloß nicht ins Hemd machen. Und du müsstest mich eigentlich
besser kennen. Ich meine, ich bitte dich, was sollte ich mit dieser dämlichen
Tasche anfangen? Sehe ich aus wie einer, der darauf abfährt, sich die verschwitzten
Joggingklamotten von jemand anderem anzuziehen? So, wenn du mich jetzt bitte
entschuldigst, ich hab zu arbeiten.«
    Er stieg wieder ein und fuhr davon, ohne ein weiteres
Wort. War völlig aufgepumpt angekommen und verschwand schlaff und luftleer.
Typisch Newdick. Aberwashätteersonst machen können? Das Haus durchsuchen? Die
Dielenbretter aufhebeln? Unterm Bett nachsehen? Unterm Bett! Ich hatte
vergessen, was noch immer da drunterlag. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt,
die Tasche wegzunehmen, solange Audrey noch im Haus herumgeisterte. Zum Glück
war Staubsaugen nicht gerade ihre Leidenschaft, schon gar nicht an Stellen, wo
sie sich bücken musste. Überhaupt hatte sie in Sachen Haushalt eher eine
minimalistische Haltung. Als ich ihr die Spülmaschine kaufte, entsorgte sie als
Erstes alles, was man nur mit der Hand spülen sollte: Töpfe mit Kupferboden,
Kristallglas, die Fischmesser mit Horngriff, die meiner Mum gehört hatten.
Schwups landete alles in der Tonne. Polieren, putzen, den Kachelofen wachsen,
das alles kostet sie Überwindung, bis auf ihren kostbaren Türstopper, über den
man doch bloß stolpert. Wir haben über dem Kamin ein vergrößertes Farbfoto von
Torvill und Dean hängen, aufgenommen mit einer Unterwasserkamera, die ich Kim
abgekauft habe, und ich kann gar nicht sagen, wie oft wir uns schon wegen des
verstaubten Rahmens gezofft haben.
    Es war schon spät, als wir endlich am Tisch saßen, aber
wenigstens war alles wieder wie gehabt, was das Frühstück anging. Frische
Brötchen, irische Butter und Kirschkonfitüre für mich, Müsli und fettarme
Milch für sie. Sie trug auch ihre üblichen Sachen, braun mit Rüschen, was ich
als den Laura-Gulag-Look bezeichne. Ian Newdicks Päckchen lag mitten auf dem
Tisch, wie eine Vase mit Blumen, nur stärker duftend. Ich wollte es berühren,
doch Audrey schlug meine Hand weg.
    »Erst wenn du deine Autohandschuhe anhast, Al«, sagte sie.
»Wir wollen doch kein Risiko eingehen.«
    Ich erzählte ihr, was ich zu Ian gesagt hatte. Sie
strahlte beifällig.
    »Jetzt musst du irgendwen, den er nicht kennt, dazu bringen,
dass er bei ihnen ein Taxi bestellt und ausdrücklich Tina verlangt. Aber noch
nicht. In etwa einer Woche. Wüsstest du, wen?«
    Ich überlegte. Wacko Jacko würde es machen gegen entsprechendes
Geld. Es würde ihm sogar Spaß machen. Wahrscheinlich war er Ian auf dem
Stützpunkt schon mal begegnet, aber großartig gesprochen hatte Ian bestimmt
nicht mit ihm. Er hatte sich wahrscheinlich verhalten wie immer, wenn er die
Uniform trug, hochnäsig.
    »Ja, ich wüsste tatsächlich jemanden.«
    »Vertrauenswürdig?«
    »Wie ein Krebs mit nur einer Schere. Aber er würde dichthalten,
wenn ich ihm sage, was wir vorhaben. Er fände es gut.«
    Audrey grinste. Ehrlich gesagt kamen mir inzwischen
leichte Bedenken. Ich musste schon mit genug Ungewissheiten fertigwerden, auch
ohne dass irgendwelche dubiose Unterwäsche mit ins Spiel kam. Es war besser,
wenn ich bloß so tat, als hätte ich den BH zur Post gebracht, und ihn heimlich
zurück in die Sporttasche steckte. Außerdem, der Major hatte einiges zu erklären.
    Wieder spritzte der Kies. Nicht schon wieder Ian. Audrey
blickte zum Fenster hinaus.
    »Sie sind da«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Was glaubst du wohl?« Sie schnappte sich

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