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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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dann das härene Hemd anziehen?
    Im Badezimmer musste ich plötzlich. Ich klappte den
Klodeckel hoch, pinkelte und klappte ihn wieder runter.
    Den Fehler würde ich nicht begehen. Meine Schritte hallten
schwer, als ich zurückging.
    »Duncan, bist du das?«
    Sie saß da, das Telefon in der Hand.
    »Ich bin's, Mrs Blackstock. Al Greenwood.«
    »Al. Natürlich.« Sie blickte nach unten auf das Telefon.
»Ich ruf jetzt wohl besser Adam an, sag ihm, was ich gesehen habe.«
    »Nicht heute«, sagte ich zu ihr. »Machen Sie das morgen,
wenn Sie einen klareren Kopf haben.«
    »Nein, sollte das jetzt tun. Er muss es sofort wissen.«
    »Morgen, Mrs Blackstock.«
    Ich nahm ihr das Telefon aus der Hand. Sie blickte zu mir
hoch. Ich weiß nicht, was es war, die Art, wie ich es gesagt hatte, die Art,
wie ich vor ihr stand, aber als sie zu mir hochschaute, sah ich, wie sich ihre
Augen veränderten, ein anderes Licht in ihnen anging, als wüsste sie tief im
Innern, was ich dachte, dass hier irgendwas nicht so bleiben konnte, wie es war,
aber sie kam nicht dahinter, was es war, was falsch gelaufen war.
    »Morgen? Was soll morgen sein?« Sie stand mühsam auf. »Ich
hab Sie noch nicht bezahlt. Ich muss Sie bezahlen.«
    »Schon gut, Mrs Blackstock. Sie können mich morgen bezahlen,
nachdem Sie bei der Polizei angerufen haben.«
    »Wir könnten mit den Französischstunden anfangen, wenn Sie
wollen. Möchten Sie das, morgen?«
    »Das wäre schön.«
    »Ich zahle Ihnen auch das Doppelte, für die ganze Mühe,
die ich Ihnen gemacht habe. Wo ist meine Tasche?«
    »Die haben Sie in der Diele gelassen.«
    »Ich geh sie holen.«
    »Das ist wirklich nicht nötig, Mrs Blackstock.«
    »Nein, nein, ich besteh darauf. Bring Sie zur Tür.«
    Sie torkelte los. Ich folgte ihr. Ich wollte wirklich
nichts machen, glauben Sie mir. Ich hatte eigentlich nichts gegen sie, aber sie
hatte mich gesehen, nicht wahr? Sie würde so etwas nicht für sich behalten,
würde es ihrem alten Schüler erzählen, der sich noch immer unter dem Tisch
einen runterholte. Sie war jetzt oben an der Treppe. Ich war direkt hinter
ihr. Die Sonne flutete durch das große Fenster herein. Sie sah aus wie ein
kleiner alter Engel mit einem Glorienschein um den Kopf, bereit, hinauf zu den
Sternen zu fliegen. Jimmy Page. Robert Plant. Ihr werdet abstürzen wie ein
bleierner Zeppelin. Das soll Keith Moon der Band prophezeit haben, die sich
dann prompt Le(a)d Zeppelin nannte.
    »Stairway to Heaven«, sagte
ich.
    »Was?«
    »Stairway to Heaven. Das ist
doch auch von ihnen, nicht?«
    »Oh ja. Viertes Album, viertes Stück.«
    Sie streckte den rechten Fuß vor. Ich tat das, was ich auf
dem Fußballplatz oft getan hatte. Ich streckte den linken Fuß vor. Vom
Schubsen hatte ich erst mal die Nase voll. Sie fiel nach vorn, fuchtelte mit
den Armen, und ihr Kopf hüpfte die Treppe hinab wie ein Gummiball, als sie sich
wieder und wieder überschlug, bis sie wie ein völlig verdrehtes Knäuel unten
liegen blieb. Ich lief zu ihr. Ihre Augen waren weit geöffnet, aber es war
nichts hinter ihnen.
    »Gute alte Schnüffelnase«, sagte ich. »Ich hätte dich den
Joint rauchen lassen sollen.«
    Ich holte die Tabakdose aus ihrer Handtasche. Sie konnte
einen anständigen Joint drehen, diese Alice Blackstock, hübscher kleiner
Pappfilter, das Ende schön säuberlich zusammengezwirbelt. Ich ging nach
draußen. Es war noch nicht drei Uhr. Ich musste zwei Stunden totschlagen bis zu
meinem Treffen mit Iss im Wohnwagen. Ich fragte mich, wie lange es wohl dauern
würde, bis jemand sie fand. Zwei Tage? Eine Woche? Ich löste die Handbremse und
ließ den Wagen die letzten fünfzig Meter runterrollen. Gaynor stand schon
wieder an der Spüle. Noch mehr Kätzchen, die dran glauben mussten. Kim war im
Garten, warf Hummer in den Topf. Irgendwo im Bungalow wartete Audrey auf mich.
An dem Tag war jeder damit beschäftigt, irgendwas zu töten.
    Was würden Led Zeppelin dazu sagen? Ach, ich weiß:
    Oooh, it makes me wonder.
     
    ***
     
    E insamkeit. Genau das braucht ein
Mann manchmal, und doch ist sie so heutzutage kaum noch zu finden. Als ich
klein war, hatten wir reichlich Einsamkeit, meine Mum und ich, Regentage im
Bungalow, sie im Wohnzimmer, wo sie einen ihrer historischen Schmöker las, ich
hinten in meinem Zimmer, wo ich nach Indianern Ausschau hielt, die durchs hohe
Gras kamen, oder einfach auf dem Bett lag und nach oben in eine mögliche
Zukunft starrte. Selbst am Strand suchten wir uns abgelegene Stellen, wo

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