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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Neßhöver
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wir um eine beständige Reflexion unserer Werte und damit des Werts, den wir der Natur und ihren Facetten beimessen, nicht herumkommen. Die Ökosystemdienstleistungen sind Etiketten der „nützlichen Dinge“ der Natur für den Menschen, egal ob der Nutzen direkt ist wie durch die Krabbenfischerei oder indirekt wie durch die erholsame Wirkung eines Strandspaziergangs oder die Windenergienutzung auf See. Die Wahrnehmung dessen und die Meinung darüber, was „nützlich“ ist, ändern sich von Ort zu Ort, von Zeit zu Zeit und je nach Blickwinkel des jeweiligen Betrachters.
    Auswirkungen auf die Biodiversität sind dabei sowohl lokal als auch global wirksam, was ihre Handhabung noch schwieriger macht. Um zu verstehen, wo die möglichen Stellschrauben sind, um diese Auswirkungen zu reduzieren – global oder lokal, in der Wirtschaft oder im Privatleben –, hilft es, sich die direkten Gründe für den Verlust von Biodiversität und ihrer Leistungen noch einmal bewusst zu machen.
Die fünf Hauptgründe für den Verlust von Biodiversität
    Die Forschung hat sich über die Hauptfaktoren für den Verlust an Biodiversität viele Gedanken gemacht. Letztendlich lassen sich die meisten Verluste an Natur, sei es bei Genen, Arten oder Ökosystemen, auf fünf Hauptfaktoren zurückführen, die vielfach komplex zusammenwirken. Diese sind, egal ob es um die Tigerpythons geht, die Aale, die Otter oder die Wälder dieser Welt: der Lebensraumwandel, der Klimawandel, invasive Arten, die Übernutzung und die Verschmutzung, vor allem durch Nährstoffe.
    Der Einfluss der Hauptgründe auf Biodiversität und Ökosysteme. Die Farbe der Zellen zeigt den Einfluss eines Treibers in einem Ökosystemtyp über die letzten fünfzig bis hundert Jahre an, je dunkler die Zelle, desto größer der Einfluss. Die Pfeile zeigen den aktuellen Trend des Einflusses an: Je steiler der Pfeil nach oben zeigt, desto stärker wird der Einfluss zunehmen. (Quelle: Millennium Ecosystem Assessment 2005).
    Die Grafik oben stammt aus dem schon erwähnten Millennium Ecosystem Assessment aus dem Jahr 2005. Darin sind die Auswirkungen dieser fünf wichtigsten Gründe für den Verlust an Biodiversität, aufgeschlüsselt nach den wichtigsten Ökosystemen der Erde, dargestellt für die letzten hundert Jahre. Dabeizeigt sich zunächst, dass die verschiedenen Ökosysteme sehr unterschiedlich von den verschiedenen Faktoren betroffen waren. So hat sich der Lebensraumwandel vor allem und am stärksten in den tropischen Wäldern, auf Grünlandflächen, in Binnengewässern und an Küsten ausgewirkt (ausgedrückt durch dunkle Farben der entsprechenden Kästen). Invasive Arten betrafen vor allem Inseln. Die Übernutzung spielt sehr stark in den Meeren und den tropischen Savannen eine Rolle, Verschmutzung betrifft vor allem die Grünlandflächen, die Gewässer und die Küsten. Der Klimawandel hat in den letzten einhundert Jahren noch keinen größeren Effekt gezeigt – im Vergleich zu den anderen Faktoren. Dabei beziehen sich die Einschätzungen allein auf die letzten einhundert Jahre. Viele Veränderungen haben aber schon viel früher stattgefunden, man denke vor allem an die großflächige Abholzung und Umwandlung der Wälder im Mittelmeerraum, in Europa und auch in den gemäßigten Breiten Nordamerikas.
Grund 1: Übernutzung – aufgegessen und verheizt
    Der erste Grund für den Verlust von Biodiversität liegt auf der Hand: Viele Menschen benötigen viele Ressourcen – zuallererst an Nahrung, aber auch an Wasser sowie Holz als Bau- und Brennstoff. Dafür werden Ressourcen direkt ausgebeutet oder Ökosysteme zur Produktion dieser Ressourcen umgestaltet. In Mitteleuropa begann dies schon vor Tausenden von Jahren mit der Landwirtschaft. Heute strebt dieser Drang nach Produktion auch in die letzten Winkel der Regenwälder vor, etwa wenn es um den Anbau von Ölpalmen und Zuckerrohr zur Produktion von Agrartreibstoffen geht.
    In keinem Bereich ist dieser große Druck auf Tier- und Pflanzenbestände wohl so offensichtlich wie in der globalen Fischerei.Mittlerweile stagniert die weltweite Fangmenge laut der Welternährungsorganisation FAO pro Jahr bei etwa neunzig Millionen Tonnen. Wissenschaftler haben ermittelt, dass die heutige Fischbiomasse in den Weltmeeren – vor allem in den landnahen Meeresbereichen, wo die Bestände am größten sind – bei etwa zehn Prozent der vorindustriellen Zeit liegen. So hat Europa seine Fischgründe im Nordatlantik schon lange über Gebühr

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