Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
zwischen den anderen Arten ein, sondern verdrängen diese aus ihren Nischen. Dabei ist das Bild nicht immer ganz einfach, wie das Beispiel der Pazifischen Auster zeigt, mit der sich zu arragieren die heimische Miesmuschel geschafft hat. Tigerpythons und asiatische Karpfen in den USA sind da weitaus bedrohlicher. Diese Liste ließe sich beliebig um andere Beispiele aus der ganzen Welt verlängern. So ersetzt das nordamerikanische Grauhörnchen Zug um Zug das europäische Eichhörnchen. In Großbritannien hat dieser Prozess vonSüden her angefangen und ist schon weit fortgeschritten. Nur noch in Schottland dominiert das rote Eichhörnchen. Ähnlich verhält es sich mit den Krebsen in Europas Flüssen und Seen: Als die Edel- und Flusskrebse rarer wurden – aufgrund von Übernutzung, aber auch der Verschmutzung der Bäche und Flüsse –, wurden aus Nordamerika verschiedene Krebsarten wie der Signalkrebs oder der Kamberkrebs nach Europa eingeführt. Diese waren robuster in ihren Lebensraumansprüchen und breiteten sich entsprechend schnell aus. Sie brachten aber auch eine Krankheit mit, die Krebspest, gegen die sie selbst weitgehend immun sind, die aber die verbliebenen europäischen Fluss- und Edelkrebse noch weiter dezimiert. Heute werden an vielen Flüssen in Deutschland die einheimischen Krebse wieder aufwändig angesiedelt. Mehr und Weniger hängen also, wie häufig, eng zusammen.
Grund 4: Verschmutzung – unbewohnbar gemacht
Das in Kapitel vier beschriebene Mehr an Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln hat sich in den vergangenen Jahrzehnten weiter vergrößert. Eigentlich sollte man erwarten, dass durch effektivere Mittel und stärkere Kontrollen die Nutzung solcher Mittel abnimmt. Doch das ist nicht der Fall. Verglichen mit 1994 hat der Pestizideinsatz in Deutschland um ein Drittel zugenommen. Hinzu kommen immer wieder neue chemische Substanzen, deren Auswirkungen auf die Natur trotz intensiver Tests noch recht unklar sind, wie etwa die neuartigen Pflanzenschutzmittel der Neonikotinoide, die vermutlich sehr stark den Bienen, aber auch indirekt den Vögeln zusetzen. Im Zusammenhang mit der Lebensraumzerstörung in Mitteleuropa vor allem für Vögel im offenen Gelände wird das Nahrungsangebot immer spärlicher, denn massiver und effizienter Einsatz von Pestiziden reduziertdas Vorkommen von Insekten, die gerade in der Brutsaison im Frühjahr und Sommer die Basis für die Ernährung der Vögel bilden. So sind mittlerweile, infolge einer Kombination aus Lebensraumverlust und Pestizidbelastung, zwei Drittel aller Feldvogelarten bedroht.
Und noch eine andere gefährdete Art steht seit Neuestem wieder im Fokus. Für den Aal, der dank der intensiven Besatzaktivität weiterhin gefischt werden kann, wurde im Sommer 2012 für das Rhein-Einzugsgebiet um Luxemburg, das Saarland und Rheinland-Pfalz eine Verzehrwarnung herausgegeben. Auch Nordrhein-Westfalen schloss sich an. Im fettreichen Gewebe des Aals sammeln sich besonders gut fettlösliche Schadstoffe wie etwa PCB (polychlorierte Biphenyle) und Dioxine an. Solche Schadstoffe werden schon seit Langem vom Menschen freigesetzt und bleiben über einen großen Zeitraum in der Natur, bevor sie abgebaut werden. Bei fast allen Proben wurden die vorgegebenen Grenzwerte überschritten. Wie bei den meisten Fischen liegen diese deutlich höher als bei Fleisch, für frei lebende Tiere geht man ohnehin schon von einer höheren Grundbelastung aus. Auch andere Meerestiere am Ende der Nahrungskette sind extrem stark belastet – Robben und Seehunde, die tot an der Küste angespült werden, weisen vielfach einen so hohen Gehalt an PCB und ähnlichen Stoffen aus, dass sie eigentlich als Sondermüll entsorgt werden müssten.
Neben diesen Schadstoffen bildet aber die schon beschriebene globale Verbreitung von Nährstoffen, vor allem Stickstoff und Phosphor, ein großes Problem, denn viele Ökosysteme und ihre Arten sind auf nährstoffarme Bedingungen ausgerichtet. Eine Zunahme von Nährstoffen, wie in deutschen Gewässern lange beobachtet, schädigt nicht nur die Arten, sondern beeinflusst auch die Fähigkeiten der Ökosysteme, Dienstleistungen für den Menschen bereitzustellen.
Grund 5: Klimawandel – die Klimaanlage verstellt
Der Klimawandel ist als Umweltproblem Nummer eins in aller Munde. Keine Woche vergeht, in der nicht ein neuer Bericht über neue Modelle, neue Extremereignisse oder andere Beobachtungen und Erkenntnisse bekannt werden. Auch die Studien über die Auswirkungen
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