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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Neßhöver
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Nationalparks – erlaubt, große Teile der Wattwiesen mit Pferden zu beweiden. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Vegetation. Auch für die rastenden Vögel bringt dies größere Schwierigkeiten mit sich, aber sie haben sich daran gewöhnt: ein klassischer Kompromiss zwischen Nutzen und Schützen.
    Wenden wir uns den Dünen zu. Vor uns liegt plötzlich ein mächtiger Holzsteg, der in die Dünen aufsteigt und einen erstklassigen Blick auf Watt und Dünen bietet. Informationstafeln informieren über die Dünenvegetation und die Vögel, die man auf den Wattwiesen beobachten kann – neben den einheimischen Arten auch die seit mehreren Jahren etablierte und ursprünglich aus Nordafrika stammende Nilgans.
    Der Pfad führt quer durch die Dünenlandschaft und ist schonend über die Dünen gebaut, ohne diese allzu sehr zu beeinträchtigen. Dieser Steg ist der Beginn eines Pfades quer über die Insel, der den Namen von Otto Leege trägt. Leege kam 1882 als Lehrer nach Juist und lebte bis zu seinem Tod 1951 dort. Er war einer der ersten aktiven Naturschützer auf den Ostfriesischen Inseln und versuchte erfolgreich, die Inseln vor den Gefahren des Meeres zu sichern, etwa die Vogelinsel Memmert nahe Juist, auf der er durch Dünenbepflanzungen maßgeblich zur Sicherung der Insel beitrug. Ebenso kämpfte er als Erster für den Schutz der Vögel während der Brutzeit. Die Bejagung und das Eiersammeln waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch gang und gäbe. Memmert wurde aufgrund des Engagements von Otto Leege 1907 zum ersten Vogelschutzgebiet der Nordsee.
    Der Holzsteg gibt den Blick auf die sogenannten Graudünen und Dünentäler frei, die heute nicht mehr genutzt werden. So ist das Betreten der Dünen verboten, da sie zur Kernzone des Nationalparks gehören. Allerdings findet sich auch hier der Einfluss des Menschen – eingeschleppte Arten, teilweise bewusst durch den Menschen angepflanzt, sind dort zugegen, etwa das Schmalblättrige Greiskraut aus Südafrika, vor allem aber die Kartoffelrose (Rosa rugosa) , die schon lange in den Dünen und Gärten der Nordseeinseln angepflanzt wird, um die Dünen zu stabilisieren, da sie sich in den sandigen Böden hervorragend ausbreiten kann. Aber auch Teile dieser Dünen werden genutzt, wie man im weiteren Verlauf des Pfades leicht erkennt. Etliche Brunnen finden sich in der Dünenlandschaft, denn Juist verzichtet nicht nur auf Autos, sondern hat als eine der wenigen Ostfriesischen Inseln eine eigene Trinkwasserversorgung. Das Regenwasser, das auf die Insel fällt, sickert in den Sandkörper, und da Süßwasser leichter ist als Salzwasser, legt es sich in einer Linse über das von der Nordsee aus eindringende Salzwasser. An verschiedenen Stellen der Insel wird dieses Süßwasser gefördert.
    Geht man den Pfad weiter und durch ein Relief von flachen Dünen und Tälern hindurch, sieht man auch Löcher in den Dünen – angelegt von Kaninchen, die Menschen vor langer Zeit auf die Insel brachten, um sie später jagen zu können. Am Ende erreicht man die letzte Dünenkette vor dem Strand, die Weißdünen, auf denen sich beständig der vom Strand angewehte Sand sammelt, was die dahinter gelegenen Dünentäler und vor allem das dahinter liegende Dorf vor Sturmfluten schützt. Müsste man diesen Schutz durch teure Strandverbauungen sicherstellen, wie auf einigen anderen Inseln, würde dies viele Millionen Euro kosten.
    Auch der breite Strand dahinter, der bei Ebbe vom Dünenfuß bis zum Wasser mehr als 200 Meter misst, ist dafür wichtig. Ist er nicht breit genug, kann auch kein neuer Sand herangeweht werden, um die Dünen zu verstärken, und die Gefahr von Dünenabbrüchen bei Sturmfluten erhöht sich. An anderen Stellen der Insel mit einem schmalen Strand von weniger als fünfzig Metern ist dies zu sehen. Dort mussten die Dünen im Jahr 2007 mit 200 000 Tonnen Sand von einer Sandbank durch künstliche Dünen verstärkt werden – Kostenpunkt: 1,3 Millionen Euro. Die natürliche Düne und der Strandhafer, der sie festhält, machen dies quasi umsonst.
    Direkt am Ort Juist hört aber auch der Nationalpark auf – der hiesige Strandabschnitt ist Erholung und Tourismus vorbehalten, die Natur muss zurücktreten. Dies zeigt sich etwa daran, dass unzählige Strandkörbe direkt am Dünenfuß stehen – damit es die Kurgäste von der Strandpromenade nicht zu weit haben und sie ein wenig Windschutz durch die nahen Dünen genießen können. Am Rand finden sich der Hundestrand und die Kite-Surfschule,

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