Biohacking - Gentechnik aus der Garage
potenzielle Gefahr sieht, zu überwachen: „Es ist eine schwierige Beziehung, denn dass wir mit dem FBI zu tun haben, verschafft uns in den Augen einiger Leute die nötige Legitimation, aber es ist immer noch wie bei einem Hund, der sich an einem Tag vom Mann auf der Straße schwanzwedelnd streicheln lässt und ihm am nächsten auf Kommando in die Waden beißt.“
Konfliktfrei sieht Burkett die DIY-Biologie ohnehin nicht. Spätestens, sagt er, „wenn Leute beginnen, aus ihren DIY-Bio-Unternehmungen etwas kommerzialisieren zu wollen, wird es Konflikte zwischen der Open-Source-Philosophie und dem Schutzbedürfnis für jemandes Entwicklungen durch Patente geben.“
Es wäre nicht das erste Mal, dass die Umsonst-Mentalität, die im Netz nach wie vor dominiert, sich nicht im Sinne der Erfinder auswirken könnte. Tatsächlich haben solche Konflikte längst begonnen und sie werden auch etwa in Diskussionen auf DIYbio.org ausgetragen. Dort fordern jene DIY-Biologen, die viel Zeit, Arbeit und Geld investieren, von der eher von User- und Remix-Mentalität geprägten Masse inzwischen zumindest ein wenig finanzielle Kompensation für ihre Beiträge, Erfindungen, Konstruktionspläne, Experimentier-Rezepte ein. Neben Verständnis treffen sie dort auch auf harten Widerstand.
Die Biohacker-Bewegung in ihren Grundfesten erschüttern werden solche notwendigen Diskussionen aber nicht. Dafür müsste schon das eintreten, was fast allen spontan als Befürchtung einfällt, die zum ersten Mal von in der Küche Biotech betreibenden Amateuren hören: ein absichtliches oder unabsichtliches Biohacker-Desaster.
Dass irgendwann ein „Bioterror-Vorfall oder auch nur ein Unfall, der nur im Geringsten mit Biohackern in Verbindung gebracht wird“, passieren könnte, hält Burkett nicht für ausgeschlossen. Als einst sabotagefreudige sogenannte „Black-Hat“-Computerhacker begannen, ihr Unwesen zu treiben, brachten sie auch die Szene derer, die mit durchweg guten Absichten nur Sicherheitslücken aufdecken wollten, mit in Verruf. Auch allen wohlmeinenden und sicherheitsbewusst arbeitenden Biohackern stünden, wenn einmal etwas Ernsthaftes passiert, wahrscheinlich schwere Zeiten bevor. „Das wird dannso viele Regulierungen nach sich ziehen, dass es die gesamte Bewegung abwürgen würde“, sagt Burkett.
Mit solchen Gedanken steht der Community-College-Professor, der seit kurzem auch Community-Lab-Gründer und DIY-Biotech-Unternehmer ist, nicht allein. Tatsächlich kommen Sicherheit, Regulation und Selbstkontrolle in fast jeder Diskussion unter Biohackern irgendwann zur Sprache, um dann oft den Rest der Konversation zu bestimmen. Die deutschen Biohacker gelten in der Szene mittlerweile als besonders sicherheitsversessen (siehe Kapitel 8 und 9).
Als wir im November 2010 die iGEM-Veranstaltung in Cambridge verlassen, wissen wir selbst nicht so recht, ob wir uns schon wirklich zu den echten „deutschen Biohackern“ zählen dürfen. Aber wir haben damals zumindest schon unsere ersten eigenen Geh-, oder besser: Gen- und Gel-Versuche hinter uns. Wie wir uns dabei angestellt haben, steht in Kapitel 6. Davor hatten wir allerdings erst einmal einkaufen gehen müssen. Und so eine Shopping-Tour auf der Suche nach ordentlicher, aber bezahlbarer Laborausstattung kann ein echtes Erlebnis sein.
Kapitel 4 ...
... in dem wir beim Einkauf auf dem Dorf keine Probleme haben, das Shoppen im Internet dagegen aber manchmal nicht so einfach ist, in dem Zollbeamte verzweifeln, wir in Apotheken Apothekenpreise zahlen, dafür aber anderswo die Zutaten für ein Gift-Gen sehr günstig bekommen, in dem Wissen nicht nur Macht, sondern auch Waffe ist, und wir unser Budget um 51 Cent überziehen ...
ERLAUBTE UND VERBOTENE FRÜCHTE
Ein Dorf im Norden Deutschlands, im Frühsommer 2010. Es ist ein Ort, an dem der sprichwörtliche Hund begraben liegt. Später Nachmittag, ein paar Mütter mit Kinderwagen, ein paar Rentner ohne. Das ist es dann auch schon. Dass die Suche nach Hightech für die geplante Biohackerlaufbahn uns ausgerechnet hierher verschlägt, kommt uns fast absurd vor. Aber wir sind hier richtig.
Das Ebay-Mitglied, das in diesem Ort wohnt, firmiert auf der Website des Internet-Auktionshauses unter einem der typischen, mehr oder minder kreativen, aus lustigen Wörtchen und Zahlen kombinierten Nutzernamen. Nennen wir es „eisenbienchen1elf“ [Name geändert]. Es – oder er, wie wir gleich herausfinden werden – hat einen GeneAmp im Angebot. Den
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