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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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brauchen, um unseren Arbeitsplatz und Werkzeuge sauber zu halten. Destilliertes Wasser gibt es in jedem Supermarkt. Auch Ebay ist eine zuverlässige Quelle für Laborbedarf. Dort bekommen wir zum Beispiel ein Eimerchen voll Borax, mit dem wir später eine Lösung ansetzen. Für spezielleren Bedarf brauchen wir allerdings den Fachhandel. Und da beginnen die Probleme. Viele Lieferanten von Chemikalien verkaufen in Deutschland generell nicht an Personen ohne Gewerbeschein, doch auch der reicht oft nicht.
    Es ist allerdings kaum die Furcht vor den Fähigkeiten von Newcomer-Biohackern, die die Unternehmen auf solche kleinen Geschäfte verzichten lässt. Es werde viel „Unfug“ getrieben mit Chemikalien, erklärt uns ein Vertriebsmitarbeiter eines großen Laborbedarf-Händlers. Aus diesem Grund prüfen viele Online-Händler die Adressen der Besteller sorgfältig. Wer aber einmal in der Datei mit den vertrauenswürdigen Kunden ist, kann meist bestellen, was er will – eine Information, die wir uns für später merken.
    Manchmal werden Scheinunternehmen gegründet, um an Material zu kommen. Deren „Geschäftsführer“ sind erfahrungsgemäß meist Leute, deren Bestellung darauf hindeutet, dass sie Drogen herstellen wollen. Wie man solchen Betrügern im Detail auf die Spur kommt, will uns der Mitarbeiter nicht verraten, genauso wenig, wie er seinen Namen irgendwo geschrieben sehen will.
    Es gibt für seriöse Händler auch noch einen anderen Grund zur Vorsicht: Man kann aus manchen Chemikalien Bomben basteln. Anleitungen dafür gibt es zuhauf im Internet. In Diskussionsforen finden Pyromanen Rat und geben sich gegenseitig Tipps, wie man trotz Privatkäufer-Embargo von Seiten der seriösen Anbieter an explosive Stoffe gelangen kann.
    Wir wollen schon aus Egoismus und Liebe zu unseren Gliedmaßen und dem ganzen Rest unserer Existenz nichts kaufen, was uns um die Ohren fliegen könnte. Und insgesamt haben wir uns ja von Anfang an gegen die dunklen Kanäle und für den offiziellen Weg entschieden. Beim nächsten Einkaufswunsch laufen wir so allerdings gegen eine Wand.
    Man kann DNA mit etwas Salz, Spülmittel und hochprozentigem Schnaps aus Zellen gewinnen, so wie wir es in Cambridge gemacht haben. Und man kann dieses Gemisch tatsächlich auch trinken – was Sascha irgendwann später als nun hartgesottener Biohacker auch einmal vor einer Filmkamera mit Pokerface durchgezogen hat. Für die ernsthaften Experimente im Labor ist dieser „Kurze“ allerdings ziemlich ungeeignet, denn die DNA ist dann noch stark mit Proteinen und Stückchen der aufgelösten Zellen verunreinigt. Wir aber brauchen sauberes Erbmaterial, weil wir es dieses Mal nicht nur um einen Zahnstocher wickeln, sondern weiterverarbeiten wollen. Hier kommen die Kügelchen aus Kunstharz ins Spiel, die der Chemikalienkatalog als „Chelex 100“ listet. An ihnen bleibt die zerstörte Zellmasse haften, das Erbmaterial löst sich in der klaren Flüssigkeit und kann mit der Pipette abgezogen werden.
    Es ist eine sehr elegante, für Mensch und Umwelt ungefährliche Methode. Aber es sieht so aus, als würden wir sie nicht anwenden können. Auch der Chelex-Hersteller liefert nicht an Privatpersonen, ganz egal, wie harmlos das Material auch sein mag. Ebay lässt uns dieses Mal ebenfalls im Stich. Wir sind kurz davor, Freunde, die an einer Universität arbeiten, darum zu bitten, die lächerliche Bestellung für uns vorzunehmen. Damit würden wir allerdings auf Hilfe von Forschungsprofis zurückgreifen, und auch das wollten wir eigentlich um jeden Preis vermeiden.
    Wir kratzen unseren Optimismus zusammen und fragen in Apotheken nach dem Stoff. Das Problem ist nur, dass die studierten Pharmazeuten die seit Mitte der 90er Jahre in Labors zunehmend allgegenwärtigen Chelex-Kügelchen nicht kennen und sie auch bei ihren Großhändlern meist nicht bestellen können. Es klappt schließlich beim siebten Versuch. Eine interessierte Apothekerin verspricht, eine Bestellung beim Hersteller abzusetzen, nachdem wir ihr erklärt haben, wozu wir das Material – und davon auch nur zehn Gramm – brauchen. Eine Woche später klingelt das Telefon, und dieselbe junge Dame erklärt, dass sie nur eine Flasche mit 100 Gramm beschaffen könne, zu einem Preis von über 200 Euro. Der übliche Herstellerpreis liegt deutlich darunter, aber warum sollte die Apotheke bei so viel tatsächlich ziemlich exklusiver Dienstleistung nicht auch etwas verdienen? Wir geben die Hoffnung auf einen besseren

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