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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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in der Hand erwischt hatte. Sie hatte ihn einfach stehenlassen, ohne ein Wort zu sagen, hatte nur ihre Klamotten zusammengesucht und war durch die Tür. Erst im Flur hatte sie sich umgezogen.
    Im Nachhinein war sie stinksauer auf sich selbst. Er hätte eine Ohrfeige verdient gehabt. Mindestens! Aber sie hatte nicht den Mumm dazu gehabt. War einfach nur geflohen. Grrr! Das hatte etliche Mails an ihre Schwester Katharina nach sich gezogen – die ihr aus Mailand schrieb, wie die Frauen vom Stiefel solche Dinge handhabten. Glückliches Italia!
    Roman hatte seitdem mehr warme Worte rausgehauen als Kamps in einem Jahr Brötchen. Eli hatte sie in der Buchhandlung zu hören bekommen, auf ihrem AB , als SMS , in Zettel-, dann in Briefform, als Pralinenherz und schließlich in Kombination mit einem riesengroßen Strauß Rosen.
    Und schließlich hatte sie … nachgegeben. Aber abgeschlossen war das Thema damit noch lange nicht! Seine Erklärung, dass es eine Tradition wäre, mit seinen Freundinnen ganz romantisch wie in Susi und Strolch italienisch essen zu gehen, reichte Eli bei weitem nicht. Obwohl sie den Film wirklich süß fand. Doch jeder verdiente eine zweite Chance. Und Roman hatte das Fotoalbum, welches ihm so viel bedeutete, vor ihren Augen weggeworfen. Nur für sie.
    Nun stand er neben ihr und klingelte am Haus seiner Eltern. Diese lebten in Düsseldorf – was kein Charakterfehler war, auch wennmanche Kölner das glaubten. Wie Eli vermutet hatte, wohnten sie feudal, in einer Villa, die römisch aussah, allerdings so, als hätte Julius Cäsar sie strunzbetrunken errichten lassen. Alles war beige. Die Wände, die Säulen, die armlosen Büsten. Als die Tür geöffnet wurde, sah Eli, dass auch Romans Mutter beige war. Beiger Hosenanzug, beige Haut. Alles Ton in Ton.
    Aber das war nicht das Schockierende.
    Seine Mutter sah aus wie Eli.
    Inklusive roter Locken. Rund ein Vierteljahrhundert später, aber ausgesprochen gut konserviert. Jetzt begriff Eli, warum sich in Romans Fotoalbum nur Freundinnen gefunden hatten, die rote Haare oder Locken besaßen.
    Ihr Herz blieb stehen.
    Ein, zwei, drei, vier Sekunden, erst dann traute es sich langsam wieder zu schlagen. Eli legte schnell ihre Haare in eine andere Richtung, damit wenigstens die Frisur sich unterschied und setzte ihre Lesebrille auf. Sie wollte nicht Romans Mutter sein! Und er durfte keinen Ödipuskomplex haben. Bestimmt bildete sie sich das alles nur ein, und wahrscheinlich war die Ähnlichkeit gar nicht so schlimm.
    Doch, sagte eine nagende Stimme. So wie bei Margot und Maria Hellwig.
    Na dann Servus, Grüezi und Hallo!
    Romans Vater war kackbraun. Anzug wie Haut und Haare. Typ Ledersitzgruppe.
    »Und das muss die Eli sein«, begrüßte Mutter Holz sie.
    Eli setzte ihr bestes Bewerbungslächeln auf und reichte die Hand, widerstand jedoch erfolgreich dem Drang, einen Knicks zu machen.
    »Sie ist ja noch viel hübscher, als du uns erzählt hast, Roman. Ich bin Rotraud und …«
    »Ich schaffe das schon, mich selbst vorzustellen.« Herr Holz gabEli einen Kuss auf die Wange. »Ich bin Georg, freut mich sehr. Wir nehmen den Champagner im Wintergarten. Darf ich dir den Mantel abnehmen?«
    Eli fühlte sich, als sei sie auf Staatsbesuch. Der Wintergarten war prachtvoll und erinnerte Eli ans Tropenhaus im Kölner Zoo. Nur ohne Affen.
    »Georg, legst du uns etwas Schönes auf? Mir ist heute so nach Mozart«, sagte Rotraud, während sie die Gartenbeleuchtung aufdrehte. Unzählige kleine Lichter erleuchteten nun Wege, Beete, Bäume und einen Brunnen. Plötzlich ertönte Musik aus versteckten Boxen, und Georg brachte auf einem Silbertablett die Champagnerflöten. Die Gläser klangen beim Anstoßen wie Swarovski-Kristalle.
    Der Hausherr lehnte sich zu ihr. »Die Pferde sind leider schon im Stall, sonst könntest du die jetzt sehen.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich frage. Aber als was arbeiten Sie?«
    »Ich bin Arzt, ganz einfacher Hausarzt.«
    Dann musste er im Lebenslauf unter Hobbys wohl Plündern, Rauben und Brandschatzen angeben.
    »Mein Mann hat mehrere Arztpraxen. Roman, warum erzählst du das denn nicht? Ist ja nicht so, als müsste man sich deswegen schämen.« Rotraud sah Eli lange an. »Und gefällt es dir bei uns?«
    Oha, da hatte sie wohl vergessen, ein Kompliment zu machen. Schnell nachholen. Welches Adjektiv hörte man in diesen Kreisen wohl gerne? »Es ist ganz … zauberhaft bei Ihnen. Wirklich. Hier ist Roman also groß geworden?«
    Rotraud lachte und

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