Birne sucht Helene
Kopfhörern in der Badewanne und … bearbeitete seine Fußsohlen mit einer Hornhautraspel.
Das zu sehen schmerzte Paul in den Augen. Er wandte sich schnell ab und schloss die Tür tief durchatmend hinter sich. Wenn er in diesem Augenblick geschielt hätte, dann wären seine Augen mit Sicherheit für immer so stehen geblieben. Gott sei Dank hatte Andy ihn nicht bemerkt. Dann wäre es noch peinlicher gewesen.
Jetzt brauchte Paul etwas zur Stärkung!
Er warf ein paar schon gestern Abend gekochte Kartoffeln in die Pfanne und mischte einen Salat dazu an. Passte sicher gut zum Senfrostbraten. Einen kurzen Moment hielt er inne und staunte, wie selbstverständlich er solche Küchenklassiker mittlerweile zubereiten konnte. Vor einigen Wochen waren sie noch böhmische Dörferfür ihn gewesen. Ach, was hieß böhmisch? In der tiefsten Walachei standen die Dinger. Hieß das eigentlich walachische oder walachesische Dörfer? Egal, er kochte und es ging ihm leicht von der Hand. Das Gute an der neuen Ernährung: Der Skorbut war weg, wohl zurück ins Meer geschwommen.
Gerade als er fertig gegessen hatte, klingelte es an der Tür. Andy war immer noch im Badezimmer. Ob überhaupt noch was von seiner Fußsohle übrig war? Wusste Andy, dass es Zeit war aufzuhören, wenn man den Knochen traf?
Kopfschüttelnd öffnete Paul die Wohnungstür. Fish-Mac stand im Treppenhaus. Und er war nicht allein. In einer Transportbox fauchte und spuckte R 2 -D 2 . Sein Hass schien niemandem speziell zu gelten, sondern mehr der Welt im Allgemeinen.
»Fish-Mac.«
»Herr Birnbaum.«
»Komm rein. Es sei denn, du musst ins Bad.«
»Was? Hä?«
»Vergiss es. Wieso schleppst du R 2 -D 2 mit dir rum? Sollte der mal was von der Welt sehen?«
»Hast du ’ne Apfelschorle für mich? Ich brauch dringend was zu trinken, komme gerade erst vom Tierarzt.«
»Oh, muss er …?«
»Nein, hat nix mit Einschläfern zu tun.«
Sie setzten sich aufs Liegesofa und Fish-Mac exte zwei Gläser hintereinander. Dann holte er tief Luft. »Okay, Herr Birnbaum, jetzt kommt’s: Das Augenjucken und mein ständiger Schnupfen, die kommen gar nicht davon, dass ich die ganze Zeit am Computer sitze und nie das Sonnenlicht sehe. Ich bin allergisch gegen Katzen.«
Paul schenkte ihm nach und legte ein paar Dinkelkekse mit Schokoglasur auf einen Teller. Echte Seelentröster, sagte zumindest Jamie Oliver.
»Oh,Mann, das ist echt ein Schlag. Mein Beileid. Du und R 2 -D 2 , ihr seid doch ein Team.«
Fish-Mac schluckte. »Ich will, dass du dich um ihn kümmerst!«
»Was?«
»Dass du auf ihn aufpasst. Dir vertraue ich.«
»Der Kater hasst mich.«
»Das stimmt nicht. Er kann dich sogar gut leiden.«
»Er faucht mich immer an.«
»Aber auf die nette Art.«
»Die nette Art?«
»Und außerdem bist du der einzige meiner Freunde, den R 2 -D 2 noch nie gebissen hat. Frag Andy.«
Paul blickte Richtung Badezimmer. »Geht gerade nicht. Du willst nicht wissen, warum.«
»Du musst R 2 -D 2 nur hierbehalten, bis ich desensibilisiert bin.« Er stellte die Transportbox auf den Tisch. »Eine Katze macht dein Heim erst heimelig.«
»Stammt der Spruch aus einem Katzenzüchter-Katalog?« Paul stand auf, um den angemessenen Sicherheitsabstand zu R 2 -D 2 wiederherzustellen. »Ich würde dir echt gern helfen, Fish-Mac, aber das ist hier doch kein Zoo.«
»Du könntest Eintritt nehmen, Grundschulklassen kommen immer gern. Dritte Stunde: Tiere gucken bei Herrn Birnbaum.«
»Für eine Geierschildkröte, drei Goldfische und einen Kampfkater?«
»Die Jugend von heute ist bescheiden.«
»Es bleibt beim Nein.«
Fish-Mac öffnete mit schnellen Handgriffen die Katzenbox. Mit durchgedrücktem Rücken und angelegten Ohren schlich R 2 -D 2 hinaus. »Schau, wie niedlich er ist.«
»So niedlich wie Godzilla auf der Suche nach einer japanischen Großstadt zum Niedertrampeln.«
»Ichverrat dir ein Geheimnis.« Fish-Macs Stimme wurde leiser. »Tiere sind super zum Frauen kennenlernen.«
»Nein, Hunde sind super zum Frauen kennenlernen! Mit denen kann man nämlich Gassi gehen. Und im Park trifft man dann alleinstehende Damen mit ihren Chihuahuas.«
»Kann man mit R 2 -D 2 auch.«
Paul zog die Augenbrauen hoch.
»Okay, kann man nicht. Aber Chihuahuas sind eh voll die Tussi-Hunde, seit wann willst du die denn kennenlernen? Aber vielleicht gehst du mal mit ihm zum Tierarzt, da sitzen immer nette Frauen, die Anschluss suchen. Und das sag ich aus eigener Erfahrung!«
»Deswegen bist du auch
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